Beringhausen. Ein Investor wollte die alte Klinik in Beringhausen zu einer Wellness-Klinik umbauen. Nun wurde bekannt: Er sitzt in Haft.

Die Zukunft der ehemaligen Veramed-Klinik steht erneut auf der Kippe. Nachdem zuletzt ein Investor aufgetreten war und erklärt hatte, das Gebäude in eine Heil- und Wellness-Klinik umbauen zu wollen, wurde jetzt bekannt: Gegen seine Ingenium Ingenieurgesellschaft mbH ist ein Insolvenzverfahren eröffnet worden. Die Gesellschaft ist Teil-Eigentümerin der Klinik. Zwar ist dieses Insolvenzverfahren kurz nach der Eröffnung wieder aufgehoben worden - laut Insolvenzverwalterin Frauke Heier ein ungewöhnlicher Vorgang. Jedoch: Besagter Investor und Hauptgesellschafter sitzt zudem seit April in Haft.

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Namentlich in Meschede nie aufgetreten

Namentlich war der Mann öffentlich nie aufgetreten. Darauf hatte er auch in Gesprächen mit unserer Redaktion immer bestanden. Doch er hatte große Pläne. Er hatte erklärt, eine Gruppe aus Architekten, Bauingenieuren, Ärzten und Kaufleuten hätten sich zusammengeschlossen, um das altehrwürdige Gebäude wieder instand zu setzen und neu zu eröffnen. Die beteiligen Fachleute hätten Erfahrung auf dem Gebiet: Sie seien darauf spezialisiert, historische Gemäuer zu kaufen und behutsam zu modernisieren.

Der Investor sitzt in Haft - er wollte der Veramed-Klinik neues Leben einhauchen.
Der Investor sitzt in Haft - er wollte der Veramed-Klinik neues Leben einhauchen. © WP | Ute Tolksdorf

In Meschede sollte die alte Klinik zu einem gehobenen Haus für Erholung und Gesundheit werden - so der Plan. Da noch im Flächennutzungsplan ein Sondergebiet Klinik festgeschrieben ist, muss sich der Investor daran halten. Man sei in Abstimmungen mit dem Denkmalamt und auch mit der Stadt wegen der Änderung des Flächennutzungsplans, das dauere halt, hatte zuletzt der Remblinghauser Fritz Platzer erklärt und um Geduld gebeten. Platzer vertritt als Geschäftsführer die Vitatel Betriebsgesellschaft. Sie ist nach seinen Angaben für die Betreuung des Objektes vor Ort zuständig.

Weiteres Projekt in Calw

Meschede war nicht das einzige Projekt des anonymen Investors. In Calw im Schwarzwald hatte er die „Alte Akademie“, eine Lehrer-Fortbildungsstätte, zu Wohnungen umbauen wollen, ist aber mittlerweile aus dem Projekt ausgestiegen. Über Calw wurde auch bekannt, dass der Mann in Haft sitzt. Bestätigt hat das jetzt die Pressestelle des Landgerichts Bochum. Der Vorwurf: Steuerhinterziehung in zwölf Fällen, Gesamthinterziehungssumme laut Anklage 1,7 Millionen Euro. Die Vorwürfe haben allerdings offenbar nichts mit Meschede zu tun. Sie stehen laut Landgericht Bochum im Zusammenhang mit dem Erwerb und der Veräußerung von Grundstücken in Calw. „Der Angeschuldigte soll zudem Vermögenswerte auf seine Ehefrau unentgeltlich übertragen und die hierbei anfallende Schenkungssteuer hinterzogen haben.“ Der Angeklagte befinde sich in Untersuchungshaft. Laut Haftbefehl besteht Fluchtgefahr.

Die 2008 geschlossene Klinik verfällt immer mehr.
Die 2008 geschlossene Klinik verfällt immer mehr. © WP | Jennifer Humpfle

Keine Auswirkungen auf das Beringhauser Projekt

Platzer betonte, dass das alles keine Auswirkungen auf das Beringhauser Projekt habe. Der „Kaufvertrag ist rechtsgültig. Der Kaufpreis wurde bezahlt.“ Weiterhin arbeite man an den Planungen. Eine Ingenieurgesellschaft sei damit beschäftigt. Welche, möchte er nicht sagen. Platzer betonte auch, dass es keine Schach- und Winkelzüge am Kaufvertrag gebe. „Das ist alles erledigt.“ Zuletzt hatte es geheißen, dass der Kaufvertrag ungültig werde, wenn die Stadt den Umbauplänen nicht zustimme. „Das stimmt nicht!“, so Platzer. Was allerdings stimmt: Umgebaut werden kann das alte Gebäude nur, wenn die Stadt zustimmt. Dafür muss aber erst mal ein Bauantrag eingereicht werden. Und der liegt noch nicht vor - das hatte Jörg Fröhling, Pressesprecher der Stadt zuletzt bestätigt.

>>>HINTERGRUND

Eigentümerin der ehemaligen Veramed-Klinik ist die Vitatel Meschede GbR. Sie besteht laut Eintrag im Grundbuchamt Meschede aus der Ingenium Ingenieurgesellschaft mit Sitz in Herne und der Ingenium Real Estate ltd. mit Sitz in London. Wobei laut Informationen unserer Zeitung die Londoner Firma 94 Prozent der Beteiligung hält.

Gegen die Ingenium Ingenieurgesellschaft mbH war am 16. Juli wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung das Insolvenzverfahren eröffnet worden.

Ihre Aufgabe war Planung, Errichtung, Kauf, Verkauf und Verwaltung von Immobilien. Mittlerweile ist das Verfahren wieder aufgehoben worden, wie Insolvenzverwalterin Frauke Heier aus Bochum erläuterte. Es sei der entsprechende Betrag gezahlt worden. „Daraufhin hatte der Gläubiger Insolvenzverfahren für erledigt erklärt und der Rechtsanwalt des Geschäftsführers hatte Beschwerde eingelegt. „Daraufhin hatte die Richterin das Insolvenzverfahren aufgehoben.“ In der Zwischenzeit hatte sich Frauke Heier auch schon einen Eindruck von der Klinik in Beringhausen gemacht: „Wunderschön, aber da muss viel gemacht werden.“

Eröffnet worden war die Klinik als Auguste-Viktoria-Knappschaftsheilstätte bereits 1904. Letzte Eigentümerin war die Veramed-Betriebsgesellschaft, Träger die E & V Fachkrankenhäuser GmbH. Am 1. August 2008 wurde das Insolvenzverfahren eröffnet, der Betrieb ging zunächst weiter und wurde am 1. September 2009 endgültig eingestellt.

Der Eigentümer hatte zunächst nach der Insolvenz des Trägers versucht, die Klinik allein weiter zu betreiben. Weil aber mit der Insolvenz auch alle Versorgungsverträge gekündigt worden waren, war das nicht mehr möglich.