Bestwig. Sie hatten keinen Chaoastag, dafür durften sie gehasste Bücher in die Tonne werfen. Die letzten Tage der Realschule Bestwig aus Sicht der Schüler.

Nach 46 Jahren wird die Realschule Bestwig am morgigen Freitag endgültig Geschichte sein. Die 16-jährige Marlén Bültmann aus Heringhausen ist die letzte Schülersprecherin der Schule. Wir haben vor der Auflösung und dem offiziellen Abschluss der Zehnerklassen im Rathaus mit ihr gesprochen.

Ihr habt als Schüler zuletzt fleißig mitgeholfen, die Schule auf- und auszuräumen. Wie fühlt sich das an?

Marlén Bültmann Das war zum Teil ganz schön anstrengend bei dem warmen Wetter. Aber es hat auch Spaß gemacht. Es ist natürlich ungewohnt, wenn man als Schüler Bücher in den Müll werfen soll beziehungsweise darf. Denn für den ein oder anderen von uns war es bestimmt ganz befreiend, das gehasste Mathe- oder Physikbuch, das dich jahrelang begleitet und vielleicht auch gequält hat, entsorgen zu können.

Euer Jahrgang musste auf die traditionellen Chaostage verzichten. Wie traurig hat euch das gemacht?

Auch interessant

Die Enttäuschung war am Anfang ziemlich groß. Da war die Stimmung im Keller. Die Entscheidung stand ja schon zur Mitte des Schuljahres fest. Im Nachhinein ist sie aber nachvollziehbar. Warum sollten wir einen Chaostag machen, wenn wir keine Zuschauer dafür haben? Und den Tag vor den Schülern der Sekundarschule zu veranstalten, wäre auch nicht das Richtige gewesen. Man hat mit denen zwar schon was zu tun, aber es sind halt nicht die Schüler der eigenen Schule. Das ist schon etwas anderes.

Habt ihr euch denn eine Alternative ausgedacht?

Wir haben einfach beim Aufräumen der Schule ein bisschen Chaos veranstaltet (lacht).

Du wirst morgen beim Abschluss als Schülersprecherin eine Rede halten. Was wirst du sagen - ohne jetzt schon zu viel verraten?

Das wird das Übliche sein. Es wird unter anderem darum gehen, wie wir alle das vergangene Jahr erlebt haben, es geht um gute Wünsche, für alle, die man nun nicht mehr oder zumindest nicht mehr regelmäßig sieht - und es wird auch um die Schließung der Schule gehen. Aber wirklich nur ganz kurz.

Wie hast du persönlich die Zeit an der Realschule erlebt?

Ich mochte und mag die Schule richtig gern. Ich glaube, dass auch einige andere traurig sind, dass die Schulzeit nun endet. Aber es gibt natürlich auch welche, die sich jetzt auf ihre Ausbildung freuen.

Wie habt ihr als Schüler die Zeit der Auflösung empfunden?

Man hat natürlich gemerkt, dass es von Jahr zu Jahr weniger Schüler werden. Zwar nicht auf dem Schulhof - da waren ja auch immer die Sekundarschüler. Aber bei den Weihnachtsfeiern zum Beispiel. Da wurde die Aula von Jahr zu Jahr immer leerer. Oder bei Ausflügen. Da haben wir zuletzt bei einem Ausflug für die ganze Schule nur noch einen einzigen Bus gebraucht. Das ist auf der einen Seite ein bisschen erschreckend. Unsere beiden Zehnerklassen hat das aber zusammengeschweißt. Wir hatten echt ein tolles Verhältnis. Im Gegensatz zu den Jahren zuvor, haben wir eine gemeinsame Abschlussfahrt nach London unternommen. Das hat den Zusammenhalt noch einmal weiter verstärkt.

Wie geht es für dich nach der Zeit auf der Realschule nun weiter?

Erst einmal genieße ich die Ferien. (lacht). Und danach gehe ich aufs Städtische Gymnasium in Meschede. Später möchte ich studieren - ich weiß zwar noch nicht so ganz, in welche Richtung, aber dafür habe ich ja auch noch ein bisschen Zeit.

Bezirksregierung lässt wegen sinkender Zahlen keine Klassenbildung mehr zu

Wegen sinkender Schülerzahlen bestand damals Handlungsbedarf in der Gemeinde. Die Bezirksregierung hatte deutlich gemacht, dass sie ab dem Schuljahr 2014/15 keine Klassenbildung an Haupt- und Realschule mehr zulassen werde. Entsprechend entschieden Rat und Verwaltung, die Schulen auslaufen zu lassen.

Im Bestwiger Schulzentrum gibt es künftig nur noch die Sekundarschule - als Teilstandort der Sekundarschule Olsberg. Allerdings bereiten inzwischen auch hier die Schülerzahlen Probleme. Für das kommende Schuljahr sind nur 28 neue Kinder angemeldet worden. Zu wenig für einen langfristigen Erhalt. Deswegen wird aktuell nach Lösungen gesucht, wie die Zukunft der Schule aussehen könnte.