Meschede/Hochsauerlandkreis. Es gibt immer mehr Arbeitsplätze im Hochsauerlandkreis, so die Agentur für Arbeit in Meschede. Aber es gibt erste Sorgen in der Wirtschaft.

Grundsätzlich geht es der Wirtschaft im Hochsauerlandkreis gut. Die Beschäftigung steigt von Jahr zu Jahr weiter. Der letzte Rekordstand: 107.367 sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse Ende 2018. Das waren noch einmal 2028 mehr davor als im Jahr – und zwar keine 450-Euro-Jobs. Das teilte Oliver Schmale, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit, am Montag in Meschede bei einer Pressekonferenz zur Halbjahresbilanz auf dem Arbeitsmarkt mit. Aber: Es gibt Indizien dafür, dass es gerade nicht überall mehr rund läuft.

Die Unternehmen

Donald Trump, sein Handelsstreit mit China, die Unsicherheit bei den Zöllen wirkt langsam auch in die Arbeitsmarktregion des HSK hinein. Dafür hat die Arbeitsagentur erste Anzeichen. Denn es sind zwei Tendenzen erkennbar, so Schmale: Unternehmen sind nicht mehr ganz so schnell bereit, einmal befristete Verträge zu verlängern und entlassen eher „in brenzligen Situationen“. Im Gegenzug warten sie auch länger bei Einstellungen, wenn Aufträge noch nicht völlig unter Dach und Fach sind. „Einige Unternehmen wissen weniger genau, wie sich die nächsten Monate entwickeln“, weiß Schmale – und zögern entsprechend bei Einstellungen: „Wo wir internationale Verflechtungen haben, besteht das Risiko, dass die Zukunft nicht ganz so klar ist.“ Wohlgemerkt: Das betrifft Unternehmen im produzierenden Bereich, die überregional agieren und im Export tätig sind. Das Handwerk kann darüber nur lächeln: Es gibt Aufträge ohne Ende. Auch das Baugewerbe kennt keine Probleme.

Die Bremsspur

Aber die Unsicherheiten im Verarbeitenden Gewerbe als größtem Arbeitgeber über die konjunkturelle Entwicklung erklären das, was Schmale eine „Bremsspur“ auf dem Arbeitsmarkt des HSK nennt – eine Krise erkennt er übrigens noch längst nicht. Die positive Entwicklung beim Abbau der Arbeitslosigkeit hat jedoch an Fahrt verloren.

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Ende Juni waren 5738 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind immer noch 146 weniger als Ende 2018. Die Quote fiel auf jetzt 3,8 Prozent. Aber die Zahlen sinken eben nicht mehr ganz so rasant wie davor. Dennoch: Das Verarbeitende Gewerbe ist 2018 alleine dafür verantwortlich, dass 1151 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze entstanden (854 davon in der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie).

Die Beschäftigung

Erkennbar ist die konjunkturelle „Bremsspur“ daran, dass die Zahl der Arbeitslosen in Grundsicherung weiter sinkt (von 3712 auf 3490). Dafür ist aber die von Menschen gestiegen, die direkt aus der Beschäftigung kommen und entlassen wurden, und jetzt Arbeitslosengeld beziehen (von 2172 auf 2248). Schmale entkräftet auch das Vorurteil, Ausländer hätten Anteil daran: Ihre Zahlen unter den Arbeitslosen sind tatsächlich nahezu konstant (274 mit Grundsicherung aktuell, 9 mehr bzw. 1188 beim Arbeitslosengeld, 8 weniger). Auch nicht Asylbewerber: 587 sind arbeitslos, 4 weniger als 2018.

Die Weiterbildung

Die Arbeitsagentur wirbt weiter darum, sich zu qualifizieren. 14,1 Prozent der Arbeitslosen im HSK haben keine abgeschlossene Berufsausbildung – viel zu viele. Im Helferbereich, wo die wenigsten Qualifikationen erwartet werden, sind fast fünf Mal mehr Arbeitslose als Stellen gemeldet. Von den 105.724 Beschäftigten im Hochsauerlandkreis sind 15.102 ohne Berufsabschluss. Oliver Schmale sagt: „Unser Anliegen ist es, dass die Beschäftigten besser vorbereitet sind, wenn der nächste technologische Wandel kommt.“ Es komme auf Weiterbildung an. Das neue „Qualifizierungschancengesetz“ eröffne dafür Möglichkeiten.