Meschede. Im vergangenen Januar wurden in Wennemen unter großem Polizeiaufgebot drei Sportwagen eines 24-Jährigen beschlagnahmt. Das steckt dahinter.
Ein 24-jähriger Mescheder muss sich vor dem Amtsgericht wegen Betruges verantworten. Er soll sich Geld vom Freund seiner Großmutter, einem Senior aus Remscheid, geliehen haben, ohne die Absicht, es jemals zurückzuzahlen. Der junge Mann ist kein unbeschriebenes Blatt. Er steht unter Bewährung. Insgesamt geht es um rund 120.000 Euro Schulden und für den Angeklagten um eine Haftstrafe.
BMW M3, Touareg, Nissan
Im Januar hatte eine Meldung unserer Zeitung online hohe Wellen geschlagen. In Wennemen schlug die Polizei zu, beschlagnahmte drei Pkw: einen BMW M3, einen VW Touareg sowie einen Nissan-Sportwagen, alle bis dahin im Eigentum des 24-jährigen Mescheders. Der Grund: Die Familie des Remscheider Seniors hatte Anzeige erstattet, um wenigstens einen Teil ihres Eigentums zu sichern.
Jetzt trafen sie sich vor Gericht wieder: der Senior als so genannter Adhäsionskläger, seine Söhne und - auf der Anklagebank - der Mescheder. Der Vorwurf: In 13 Fällen soll er den Remscheider um insgesamt 117.488 Euro geprellt haben.
Herzinfarkt - Familie sorgt sich um Vater
Beide Familien kennen sich schon lange, hatten ein mehr als freundschaftliches Verhältnis. Auch deshalb habe er sich bei dem Remscheider Geld geliehen, der für ihn „wie ein Familienangehöriger“ gewesen sei, so der Angeklagte. Am Ende verloren die Söhne offenbar doch die Geduld. In einer WhatsApp-Nachricht an die Mutter des Angeklagten schrieb einer: „Ihr lasst jetzt meinen Vater in Ruhe. Er steht kurz vor einem Herzinfarkt. Wenn nicht, leiten wir rechtliche Schritte gegen euch ein.“
Ausschuss beantragt - Richter lehnt das ab
Diese Nachricht sollte nun als Grund herhalten, um den Ausschluss des Remscheiders vom Verfahren zu beantragen. Sein Mandant traue sich nicht frei zu sprechen, so lange der WhatsApp-Schreiber im Saal sei, erklärte Verteidiger, Rechtsanwalt Oliver Brock aus Brilon. Richter Dr. Sebastian Siepe lehnte den Antrag ab, da er keine Gründe für einen Ausschluss sah. Weder störe der Mann im Gericht noch bestehe Gefahr für Leib und Leben. „Möglicher psychischer Druck, unter dem der Angeklagte möglicherweise steht, rechtfertigt nicht den Ausschluss.“
Per Mail um Geld gebeten
Nachdem das entschieden war, hielt Siepe dem Angeklagten die Darlehensverträge vor. Immer wieder hatte der sich zwischen Dezember 2016 und Mai 2018 von dem Rentner Geld geliehen, angeblich für Autos, Reparaturen, Gerichtskosten, Lehrgänge Ausbildungen, Werkzeuge. Dazu schrieb er Mails, in denen er dem Senior erklärte, warum er wieder Geld brauche. Vor allem die Schreiben über angebliche Ausbildungskosten und Lehrgänge, mit denen er sein Leben jetzt neu ordnen wolle, waren frei erfunden.
BMW kostete 43.750 Euro
Das gab der Angeklagte vor Gericht auch zu. „Die Gründe waren nur vorgeschoben“, sagte er, seien aber mit dem Senior so abgesprochen gewesen. „Er brauchte etwas in der Hand, um es seinen Söhnen vorzulegen.“ Die hätten wissen wollen, was mit dem Geld passierte. Die größte Summe 43.750 Euro sei dabei - auch das abgesprochen mit dem Senior - in den BMW geflossen. „Der sollte repariert, ein Jahr gefahren und dann mit Gewinn wiederverkauft werden“, erklärte der Angeklagte.
Lange arbeitslos
Er habe zwar die Darlehen angenommen, aber es habe nie eine Rückzahlungsvereinbarung gegeben, auch wenn dies in den Verträgen so festgehalten worden sei. „Ich hatte damals eine Stelle und hätte zahlen können“, behauptete er. Jetzt allerdings habe er durch die Anzeige seine letzte Stelle verloren. Das allerdings konnte der Anwalt des Seniors durch Kontoauszüge widerlegen. Danach, war der Mescheder viel länger arbeitslos, als er dem Gericht erklärt hatte. „Mir wird sowieso nicht geglaubt“, sagt der. „Ich sitze hier wie der letzte Schwerverbrecher.“ Dabei habe er mit dem Geld auch seiner Oma geholfen, die damals seine engste Vertraute gewesen sei. „Wenn ich Sorgen hatte, bin ich zu ihr gefahren.“
In einer Gerichtspause klagte der junge Mann dann, dass ihm schwummerig sei. Da er zuckerkrank ist, sollte ein Amtsarzt geholt werden. Das hätte zu lange gedauert. Das Verfahren wurde unterbrochen.
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