Eine Bande soll im großen Stil Autos mit dem Keyless-Go-System gestohlen haben. Drei von ihnen wurden in Meschede geschnappt.

Meschede/Bielefeld. Nur mit einer Funkkarte sein Auto öffnen und starten zu können, ist schon eine bequeme Sache. Leider nicht nur für den rechtmäßigen Besitzer, sondern auch für Täter. Vier mutmaßliche Autodiebe sitzen seit Mittwoch in Bielefeld auf der Anklagebank: Sie sollen im großen Stil im östlichen Nordrhein-Westfalen Pkw gestohlen und nach Polen geschafft haben.

Eine Tat in Winterberg war der eine Diebstahl zu viel, drei der Polen wurden in Meschede verhaftet. Sie hatten es ausschließlich auf Autos mit dem so genannten Keyless-Go-System abgesehen: Diese elektronische Fahrberechtigung funktioniert per Funksignal – das von einem elektronischen Schlüssel aus gesendet wird. Das machen sich Autodiebe zunutze: Sie verlängern das Funksignal vom Aufbewahrungsort des Schlüssels bis zum Auto mithilfe spezieller Geräte, so dass sie das Fahrzeug wegfahren können.

Hauptverdächtige im Arnsberg und Hamburg

Und genau so soll es auch die Bande angestellt haben, die sich seit Mittwoch vor der 21. Großen Strafkammer des Landgerichts Bielefeld verantworten muss: Vier Polen im Alter von 30 bis 39 Jahren, die beiden Hauptverdächtigen lebten in Arnsberg und Hamburg, sollen zwischen August und Dezember vergangenen Jahres insgesamt 30 Autos gestohlen haben.

Schwerpunkte der Taten waren der Hochsauerlandkreis, der Kreis Gütersloh und der Kreis Lippe. Die Autos wurden stets an einem Parkplatz am Möhnesee an Fahrer übergeben, die sie nach Polen bringen sollten. Ein Teil der Fahrzeuge kam dort auch an, entweder um weiterverkauft oder zur Ersatzteilgewinnung zerlegt zu werden. In ein paar Fällen trickste das Keyless-Go-System die Diebe aus: Weil der Motor des Autos ausging, konnte er ohne den dazugehörigen Funkschlüssel nicht mehr gestartet werden.

Steuergeräte ausgebaut

Um die Beute nicht abschreiben zu müssen, wurden in mehreren Fällen die Steuergeräte ausgebaut und in Polen umfrisiert, um die Autos wieder in Gang zu bringen. Insgesamt sollen die Autos, vor allem Mittelklasse-Pkws, Sportwagen und SUVs, einen Wert von nahezu einer Million Euro haben.

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Die Polizei kam der Bande auf die Schliche, weil sich Autodiebstähle im Kreis Gütersloh häuften. Es wurde eine Ermittlungsgruppe eingerichtet, in der die Polizei Gütersloh mit der Kreispolizeibehörde Hochsauerlandkreis und der Staatsanwaltschaft Bielefeld übergreifend zusammenarbeiteten.

Dass im Oktober 2018 in Polen ein mutmaßlicher Mittäter nach einem Unfall mit einem in Augustdorf (Kreis Lippe) gestohlenen Ford Mustang festgenommen wurde, war für die Ermittler ein Glücksgriff. Nach Informationen dieser Zeitung soll der Verdächtige der polnischen Polizei umfangreiche Angaben gemacht haben und seine Aussage in dem Verfahren in Bielefeld eine große Rolle spielen.

Kurz vor Weihnachten geschnappt

Die vier Angeklagten wurden kurz vor Weihnachten geschnappt. Der ins Arnsberg wohnende 33-Jährige hatte versucht, einen in Winterberg entwendeten, 40.000 Euro teuren Lexus nach Polen zu fahren. Dass er dabei bereits das Sondereinsatzkommando aus Bielefeld „an den Hacken“ hatte, merkte er erst beim Zugriff im nordhessischen Cölbe.

Seine drei Mittäter gingen der Polizei in Meschede ins Netz, wo sie auf der Suche nach lohnenswerter Beute unbedarft in der Nacht in ihrem Mazda herumkurvten. Zunächst sind für den Prozess fünf Termine bis Mitte August angesetzt.