Meschede. . Dr. Astrid Müller-Gödeke ist Tierärztin und Chiropraktikerin. Sie versucht gesundheitliche Probleme auf sanfte Art zu beheben.

Der Hund ist unruhig, er fordert mit Nachdruck Futter, reagiert gereizt auf das Kind der Familie. Nach der Behandlung meldet die Familie, das Tier sei „wie ausgewechselt“, „völlig gechillt“, freut sich Dr. Astrid Müller-Gödeke. Dafür setzt die Mescheder Tierärztin nicht auf Spritzen und Tabletten, sondern ausschließlich auf ihren genauen Blick und ihre Hände. Die 49-Jährige ist Tierärztin mit einer Zusatzausbildung in Tierchiropraktik. „Ich sehe meine Arbeit nicht als Ersatz der Schulmedizin“, betont sie, „sondern als Ergänzung.“

Ganzheitliche Behandlung

Astrid Müller-Gödeke studierte in Hannover und arbeitete als Tierärztin in Braunschweig. Seit 2016 lebt sie wieder in Meschede und hat sich mit ihrer Praxis ganz der Chiropraktik, Applied Kinesiology und Craniosakraltherapie verschrieben. Methoden, die die ganzheitliche Behandlung aller Faktoren im Körper des Tieres beinhalten. „Das Faszinierende für mich ist, wie alles miteinander in Verbindung steht“, sagt sie.

Mit einem gezielten Griff, versucht sie, Blockaden zu lösen. 
Mit einem gezielten Griff, versucht sie, Blockaden zu lösen.  © Ute Tolksdorf

Vor allem Besitzer von Hunden finden den Weg in ihre Praxis, Astrid Müller-Gödeke behandelt auch Katzen, Meerschweinchen, Pferde, gelegentlich gehören auch Kühe, Schafe und Ziegen zu ihren Patienten. Bei teuren Leistungssportlern – wie Pferden – gilt Chiropraktik schon lange als Geheimtipp. Hundebesitzer, für die ihre Tiere Familienangehörige sind, folgen nach. „Oft haben die Besitzer selbst gute Erfahrungen mit der Behandlungsmethode gemacht“, weiß die Tierärztin. „Sie wollen die Lebensqualität ihres Haustiers verbessern und wünschen sich dafür schonende Verfahren ohne dauernde Medikamentengabe oder eine OP.“

Oft sehe sie Fälle, bei denen die Schulmedizin allein nicht mehr weiterhelfen könne. In solchen Fällen setzt sie auf eine gute Zusammenarbeit mit dem Haustierarzt, da auf diese Weise häufig noch eine Linderung der Beschwerden zu erreichen sei.

Das gesamte Erscheinungsbild

Vorsichtig tastet Astrid Müller-Gödeke die Wirbelsäule von Jako ab. Der Hovawart, eigentlich ein lebhafter Rüde, bleibt ganz still stehen. „Ich achte auf das gesamte Erscheinungsbild, wie der Schwanz getragen wird, wie die Kopfhaltung und die Belastung der Gliedmaßen ist, aber auch wie das Fell liegt, all’ das kann weitere Aufschlüsse und Hinweise geben, wo das Tier Probleme hat“, erklärt sie.

Wenn ein Tier vorne lahmt, könne dies zum Beispiel Folge einer Fehlbelastung sein, da eine Fehlstellung im Becken oder eine Blockade in einem Gelenk oder im Bereich der Wirbelsäule vorliegt. Auch Einschränkungen in den Faszien, „ein Spannungsnetzwerk, das den ganzen Körper durchdringt“, können Stress in verschiedenen Körperbereichen ausüben und so physische und auch psychische Veränderungen auslösen. „Oft spielen Muskelgruppen nicht gut zusammen und haben Fehlhaltungen zur Folge“, erklärt sie.

Wie eingeschlafene Finger

Alte Traumata, Zahnprobleme und besonders Narben könnten so genannte Störfelder bilden, die die Selbstregulation des Körpers beeinträchtigen. Ein Leckekzem an den Pfoten oder eine ungewohnte Hyperaktivität kann auch von einem blockierten Halswirbel kommen“, erläutert die Chiropraktikerin. Sie sagt: „Für die Tiere fühlt sich das dann an wie eingeschlafene Finger für uns. Sie werden unleidlich, stehen ständig unter Strom, weil sie ihre Beschwerden ja nicht äußern können.“

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Dabei scheint die Behandlung für Jako nicht unangenehm zu sein. „Die Tiere merken schnell, dass ihnen das guttut, was ich mache“, erklärt die Tierärztin. Medikamente hat sie keine in ihrer Praxis. Sie setzt auf manuelle Techniken - eine möglichst sanfte Methode. „Das Schönste für mich ist, wenn ein Hund, der die ersten Male ängstlich in meine Praxis kam, jetzt schwanzwedelnd hereinmarschiert und sich von alleine auf die Behandlungsliege legt.“ Sie weiß: Für viele Besitzer ist die Chiropraktik ein letzter Versuch.

>>> Zur Person

Astrid Müller-Gödeke ist 49 Jahre alt und hat zwei Kinder. Nach dem Abitur am Gymnasium der Benediktiner (1989) studierte sie Tiermedizin in Hannover. Schon während des Studiums interessierte sie sich für Chiropraktik. Das sei damals nur in den USA möglich und entsprechend schwer finanzierbar gewesen.

Seit 1995 ist sie Tierärztin. Für ihre Doktorarbeit arbeitete sie zwei Jahre wissenschaftlich und kehrte anschließend für ein Jahr nach Meschede zurück, um hier als angestellte Tierärztin zu arbeiten.

Im Anschluss war sie angestellte Ärztin in einer Braunschweiger Kleintierklinik, bevor sie wegen der Geburt ihrer Kinder pausierte. In der Zeit bildete sie sich zur Chiropraktikerin weiter.

Seit 2010 hatte Astrid Müller- Gödeke in Braunschweig eine eigene Praxis für Chiropraktik. Seit 2016 lebt sie aus familiären Gründen wieder in Meschede. „Mich hat es immer zurück in die Heimat gezogen.“