Wasserfall. . Sheriff Fuzzy ist er im Abenteuerland Fort Fun. Privat ist er natürlich ein ganz anderer. Im Interview schildert er seinen Alltag.

Mario Tränkler zu bremsen, ist schwierig bis unmöglich. Diesen Mann kann nicht einmal eine gebrochene Rippe stoppen. Das Energiebündel sorgt als Sheriff Fuzzy im Abenteuerland Fort Fun für Recht und Ordnung - laut, lustig, impulsiv und stets äußerst sympathisch. Genau so ist Tränkler auch im Interview bei einer Tasse Kaffee, bevor der Park seine Tore öffnet. Dabei lässt der 59-Jährige keinen Zweifel daran: Er spielt Fuzzy nicht, er ist Fuzzy.

Der Sheriff kümmert sich auch um Tiere

Herr Tränkler, wie kann man sich den Arbeitsalltag von Sheriff Fuzzy vorstellen?

Für mich ist jeden Morgen um 6 Uhr die Nacht vorbei - nach einer schnellen Tasse Kaffee geht es dann schon mit meinem kleinen Mini und meinem Hänger in den Park. Ich bin dort ja nicht nur als Sheriff unterwegs, sondern kümmere mich auch um die Tiere. Ihr Wohl steht für mich immer an erster Stelle. Denn gestresste Tiere lassen sich nicht anfassen. Ich mache also immer morgens als erstes meine Runde durch die Gehege. Danach begibt sich der Mario Tränkler wieder schön nach Hause - dann wird geduscht und gefrühstückt. Und dann wird aus mir auch optisch der Sheriff, wie man ihn aus dem Park kennt.

Gut duften sollte der Sheriff schon

Das heißt, Sie setzen sich den Hut auf und ziehen sich die Weste an?

So einfach ist das nicht (lacht). Legendär ist ja mein Veilchen, das erstmal geschminkt werden muss.

Mario Tränkler alias Sheriff Fuzzy.
Mario Tränkler alias Sheriff Fuzzy. © Frank Selter

Wenn ich das mal vergesse - oh Gott, daran will ich gar nicht denken. Mittlerweile kommen ja schon Erwachsene zu mir, die mich bereits im Park erlebt haben, als sie selbst noch Kinder waren. In der Zeit hat Winnetou woanders schon sieben Mal gewechselt. Also, Veilchen schminken – und gut duften sollte Sheriff Fuzzy ja auch. Der muss zwar rustikal aussehen aber ordentlich riechen. Hinterher kommen die Kinder und sagen „Sheriff, du riechst aber heute komisch“.

Früher schnallte er sich noch den Bart um

Wie lange machen Sie den Sheriff Fuzzy eigentlich schon?

Angefangen habe ich mit 18 Jahren. Damals aber erst noch in einem Park in Franken. Mein Bruder und ich waren die ersten, die damals die Italo-Western-Schiene in einen Park gebracht und so die Schwiegermütter aufs Korn genommen haben. Junge, was haben sich die Zeiten geändert. Früher habe ich mir noch einen Bart umgeschnallt. Der erste Fuzzy-Bart war ganz schlimm, der war von einem Nikolaus. Danach hatte ich dann eine Zeit lang ein Kaninchenfell im Gesicht. Das wäre heute alles gar nicht mehr vorstellbar. Junge, was haben wir damals ausgesehen.

Moment mal, Sie waren schon als Sheriff Fuzzy woanders unterwegs? Sie gehören doch ins Fort wie die Marienkäferbahn.

Ja klar. Aber es dauerte damals auch nicht lange, bis der Fort-Fun-Geschäftsführer in Franken auf uns zukam und sagte „Tränkler, ich hätte da was“. Dann sind wir wenig später von Franken hier hoch gefahren und haben uns das mal angeschaut. Der hat uns die Lok gezeigt und gemeint, wir sollten uns mal was einfallen lassen. Und dann, das vergesse ich nie, ist er mit uns im Anzug die Schienen entlang gelaufen und uns allen stand der Schnee bis zum Oberschenkel.

Der war so froh, dass wir da waren. Ja, und dann haben wir für drei Monate unterschrieben und damit die ganze Saison in Franken sausen lassen. Die haben hier oben ja eigentlich gar nicht so richtig gewusst, auf was sie sich einlassen und uns trotzdem von Anfang an vertraut. Das war schon toll. Als es nach und nach die Runde machte, was wir so vorhaben, hieß es erstmal „Die Neuen, haben einen an der Klatsche - die hauen sich gegenseitig voll auf die Fresse“. Aber genau das ist es ja, was uns als Familie Tränkler ausmacht. Da kann man schon mal eher hinlangen als bei einem Fremden. Da ist es nicht so schlimm, wenn mal einer daneben geht.

„Wer austeilt, muss auch einstecken können“

Wie oft kommt es denn vor, dass mal einer daneben geht?

Es muss einfach immer mal wieder was schiefgehen. Wer austeilt, muss auch einstecken können. Aber ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen Arm oder ein Bein gebrochen gehabt. Die Rippen aber immer wieder. Eine stecke ich inzwischen locker weg. Das ist so, als wenn du dir den Finger klemmst. Aber im letzten Jahr waren es zweieinhalb. Das war schon eine Nummer. Aber es nützt ja nix. Wir haben die Show ein bisschen umgestellt und die Saison durchgezogen - und keiner hat was gemerkt. Wegen sowas ist noch keine Show ausgefallen - das ist der Tränkler-Ehrenkodex.

Was macht Sheriff Fuzzy, wenn er nicht als Sheriff unterwegs ist?

Dann bin ich für meine Enkelkinder da. Ich kann jedem Opa nur raten, sich Tiere anzuschaffen. Und wenn es nur ein paar Kaninchen oder Hühner sind. Kinder lieben das. Und ich habe ja noch ein bisschen mehr als Tauben, Kaninchen und Hühner. Wenn meine Enkel-Kollegen kommen, kriegen die Gummistiefel an, eine Schubkarre an die Hand und dann lasse ich die ein bisschen Mist von links nach rechts schüppen - erst danach gibt es Abendbrot. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, so war das bei uns schließlich auch immer.

Die Mädels winken schon

Werden Sie auch ohne Hut und Sheriffstern schon mal erkannt?

Ganz oft. Sogar vom Finanzamt (lacht). Guck mal, wie lange ich schon hier bin. Erst vor ein paar Tagen war ich in Meschede und habe mir in der Drogerie Schminke für mein Veilchen gekauft. Auf einmal kommt eine Mami mit ihrem Kind, klopft mir von hinten auf die Schulter und sagt „Guck mal, die Prominenz geht einkaufen. Nächstes Wochenende sind wir im Park. Fährt die Lok schon?“ Das ist doch toll. Und wenn ich im Kreishaus bin, winken die Mädels schon durch die Scheibe und rufen „Sheriff, wir kommen mal vorbei, dann reiten wir durch die Prärie“. Und das ist ja nicht nur hier so - das geht bis Marburg und Gießen.

Ganz ehrlich: Wachen Sie nicht in der Hauptsaison manchmal morgens als Mario Tränkler auf und denken sich, ich will heute nicht schon wieder den Fuzzy machen?

Ganz ehrlich: Nein! Ich mache ja nicht den Sheriff Fuzzy, ich bin ganz einfach so. Ich finde es ganz schlimm, wenn die Leute nur eine Rolle spielen und man es ihnen auch noch anmerkt. Ich bin Sheriff Fuzzy - auch wenn ich meine Klamotten nicht anhabe oder mein Veilchen nicht geschminkt ist. Bei der Firma, die mir das Gas liefert, steht auch nicht Mario Tränkler in der Kundenkartei sondern „Sheriff Fuzzy Fort Fun“. Und beim Finanzamt bin ich auch nur der Sheriff. Beim Finanzamt! Das bist du sonst eigentlich nur eine Nummer. Das musst du dir erstmal verdienen.

„Der Papa ist immer noch verdammt schnell“

Sie sind jetzt 59 Jahre alt. Haben Sie schon mal übers Aufhören nachgedacht?

Nein, ich habe erst vor Kurzem meinen Rentenbescheid gesehen, da hat sich das schnell erledigt. Wenn du dich täglich mit deinen Kindern prügeln musst, hält das aber jung. Der Papa ist immer noch verdammt schnell. Wenn du einmal drin bist, dann klappt das super. Wie es aber ist, wenn ich mal ein Jahr aussetze, weiß ich nicht. Aber das will ich im Moment gar nicht wissen.

>>>HINTERGRUND<<<

Mario Tränkler ist 59 Jahre alt.

Bereits im Alter von drei Jahren stand er als Kind in der Zirkusmanege.

Wenn im Abenteuerland Fort Fun keine Saison ist, bietet Mario Tränkler Live-Events für Kinder und Jugendliche an und bringt ihnen die Kultur und Tradition der Indianer näher. Damit tourt er unter anderem durch Kindergärten und Grundschulen.

Wenn Tränkler nicht als Sheriff Fuzzy in der actionreichen Show am SantaFeeExpress für Recht und Ordnung sorgt hat er keineswegs Pause. Er ist überall im Park zu finden. Morgens begrüßt er die Gäste und abends verabschiedet er sie wieder. Außerdem ist er Hauptdarsteller der Western-Show „Der Quacksalber“ im Western-Saloon. Und in Fuzzys Puppentheater erzählt er gemeinsam mit seiner Familie spannende Geschichten aus dem Leben von Fuzzy und Co.

Zu den Tieren, um die sich Mario Tränkler im Park kümmert gehören unter anderem Emus, Alpakas, Vierhornschafe, Chinesische Seidenhühner, Kanadagänse, Lamas und Sumpfbiber.

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