Meschede. Plastikmüll vermeiden, für mehr Nachhaltigkeit sorgen: Wir haben in der heimischen Gastronomie nachgefragt. Drei Beispiele aus Meschede.

Müll, vor allem Plastikmüll, vermeiden - das ist das Ziel vieler Menschen. Wir haben bei drei Mescheder Gastronomiebetrieben nachgefragt, was sie verändert haben und wie die Reaktionen ihrer Gäste sind.

H1 am Hennesee

Im H1 sind die Trinkhalme aus Glas und nicht mehr aus Plastik.
Im H1 sind die Trinkhalme aus Glas und nicht mehr aus Plastik. © Brigitta Bongard

André Wiese, Inhaber des H1 am Hennesee, hat vor etwa sechs Wochen von Plastik- auf Glashalme umgestellt. „Rund 2500 bis 3000 Halme brauchten wir pro Monat“, erläutert er. Auf einer Gastro-Messe in Hamburg hatte er die Halme bei einem Startup gesehen und sofort bestellt. „Die hatten dort dafür einen Newcomer-Preis gewonnen.“

Außerdem hat er Ketchup- und Mayo-Tütchen abgeschafft. „Die Soßen servieren wir nur auf Anfrage und dann in kleinen, essbaren und damit komplett kompostierbaren Schälchen.“ Rund 15.000 Portionstütchen kann er so im Jahr einsparen. Und vor 14 Tagen hat er nun auch noch die Servietten umgestellt, auch die sind nun aus 100 Prozent recyceltem Material. Auch die sind jetzt geeignet für den Biomüll. André Wiese hat bisher nur positive Reaktionen auf seine Umstellung erhalten. „Die Gäste finden’s toll. Einige wollten schon wissen, wo sie die Trinkhalme kaufen können.“

Café-Bar Brazil

Auch mit Kleinigkeiten versucht Dennis Kramer vom Brazil Müll zu vermeiden. Seine Cocktails haben waschbare Filzuntersetzer und keinen unnötigen Deko-Schnickschnack.
Auch mit Kleinigkeiten versucht Dennis Kramer vom Brazil Müll zu vermeiden. Seine Cocktails haben waschbare Filzuntersetzer und keinen unnötigen Deko-Schnickschnack. © Ute Tolksdorf

Etwa zeitgleich wie André Wiese hat auch Dennis Kramer die Glashalme eingeführt. Auch er war auf der Hamburger Messe. Dazu hat er auch den Schnickschnack, der oftmals zu Cocktails gehört, auf ein Minimum reduziert: keine Knicklichter, keine unnötigen Dekoartikel, nur Obst, das wirklich zum Cocktail passt. „Denn auch das wird in der Regel nicht gegessen und wandert anschließend in den Müll.“ Für ihn eine unnötige Verschwendung von Lebensmitteln.

Die Untersetzer sind im Brazil aus Filz. Die sind waschbar und werden dann wiederverwendet. Dennis Kramer ist es persönlich wichtig, Müll zu vermeiden. „Aber das war schon eine hohe Investition direkt nach der Übernahme für so einen kleinen Betrieb.“ Daneben verkauft Kramer Fair-Trade-Kaffee. Ob es sich lohnt? „Die Gäste finden es gut“, sagt der Mescheder, „aber mir geht es vor allem um die Reduzierung von Müll und Plastik und um die Nachhaltigkeit.“

Mahlzeit Meschede

Nico Voigts Mitarbeiterinnen Janin (rechts) und Gaby im Imbiss“Mahlzeit
Nico Voigts Mitarbeiterinnen Janin (rechts) und Gaby im Imbiss“Mahlzeit" zeigen das große Sortiment an recycelbarem Geschirr. © Ute Tolksdorf

Nico Voigt hat Anfang des Jahres den Imbiss „Schlemmerstübchen“ übernommen. Er gab ihm den Namen „Mahlzeit Meschede“. „Schon vorher habe ich mich informiert, was es für Alternativ-Verpackungen gibt.“ Sein Sortiment ist jetzt - auch wenn es nicht so aussieht - komplett biologisch abbaubar. Die Bratwurstschalen sind aus Pappe, die Servietten aus recyceltem Altpapier, die Pommesgabel ist aus Holz, die Frittenschale hat zwar einen Kunststoffüberzug und auch das Besteck, die Tüten und die Trinkhalme sehen aus wie normales Plastik. Voigt: „Das ist aber PLA, Polylactide oder Polymilchsäure, die in Kompostieranlagen in wenigen Monaten gut abbaubar sind. Außerdem ist es stabil und hitzefest.“

Die Transportboxen bestehen aus Faserresten des Zuckerrohrs. Voigt: „Dabei war es mir wichtig, dass tatsächlich Reststoffe verwendet werden und für die Produktion des Verpackungsmaterials nicht wieder neue Flächen gerodet werden müssen.“ Auch in der Küche hat Voigt die Spülmaschine ausgewechselt und ein Gerät mit Wärmerückgewinnung gekauft. „Die übrigen Geräte funktionieren noch und hatten bereits hohe Effizienzklassen. Die auszutauschen - davon halte ich nichts. Das schafft ja wieder neuen Müll.“

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„Bin eben kurz die Welt retten“ - so heißt die Serie zum Thema Nachhaltigkeit, der sich Mantel- und Lokalteil dieser Zeitung im Juni vier Wochen lang verschrieben haben. Im Zentrum stehen Selbsttests, die die Reporter in die Welt ökologischen Denkens und Handelns versetzen. Es sollen Erfahrungsberichte entstehen, die nicht mit erhobenem Zeigefinger formuliert sind, sondern viel eher das Recht zu scheitern beinhalten. Alle Serienteile finden Sie auf www.wp.de/weltretter. Zudem gibt es eine neue Facebook-Gruppe „Nachhaltig in Südwestfalen“ als Ideenbörse und Interessengemeinschaft. Zu finden unter: wp.de/weltretter-facebook.

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