Meschede. . An einer Tankstelle in Meschede rollen immer wieder Fahrzeuge eine abschüssige Strecke herunter. Sie könnten Fußgänger verletzen oder töten.

An der Aral-Tankstelle in der Warsteiner Straße kommt es immer wieder zu gefährlichen Zwischenfällen: Fahrzeuge rollen los, nehmen Geschwindigkeit auf, queren die Jahnstraße mitsamt Bürgersteig, ehe sie in einen Zaun krachen. Bislang ist niemand verletzt worden. Eine Lösung, künftige Unglücke zu verhindern, ist nicht in Sicht.

Zuletzt passiert es in der vergangenen Woche: Ein Pkw-Fahrer hat es eilig. Zu eilig. Er zieht die Handbremse nicht an. Während er sich im Shop befindet, sieht er, wie sich sein Wagen in Bewegung setzt und nicht mehr aufzuhalten ist. Endstation: Warsteiner Straße 42, das Haus gegenüber. Der Wagen kracht dort in den Zaun und bleibt stehen.

Verletzte oder Tote

Der Eigentümer des Gebäudes kennt diese Szenen. Er weiß, was auf ihn zukommt: Polizei, Versicherungen, Handwerker. Seine größte Sorge ist aber eine andere: „Was passiert, wenn hier gerade Fußgänger entlang gehen und erfasst werden?“ Er spricht von reinem Glück, dass es noch zu schweren oder sogar tödlichen Verletzungen gekommen ist.

So sieht es aus nach einem der letzten Unfälle in der vergangenen Woche.
So sieht es aus nach einem der letzten Unfälle in der vergangenen Woche. © Brigitta Bongard

Zehn Fälle hat der Hauseigentümer akribisch aufgelistet. Die Aufzeichnungen beginnen im Jahr 2008. Es gibt Beschreibungen, Fotos, Nachweise von Versicherungen, Rechnungen, Polizeiberichte. Bei den Behörden stößt der Mann damit allerdings auf wenig Resonanz. Die Fälle sind zu unterschiedlich.

Oftmals sind die Schäden zivilrechtlich reguliert worden, das heißt, sie sind nicht in einer Unfallstatistik erfasst. Die Polizei bezeichnet den jüngsten Zwischenfall daher folgerichtig als den ersten in den vergangenen drei Jahren. In einem Schriftwechsel räumt die Behörde gegenüber dem Hauseigentümer allerdings ein, dass sich Fälle vor 2010 nicht elektronisch recherchieren lassen. Daher, so musste er lesen, bestehe kein Handlungsbedarf.

Stadt sieht Betreiber in der Pflicht

Den sieht auch die Stadt Meschede nicht: Sie sieht den Betreiber der Tankstelle in der Verkehrssicherungspflicht, weil es sein Gelände sei, von dem Fahrzeuge wegrollten. Er sei dafür zuständig, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, sagt Pressesprecher Jörg Fröhling.

Der Betreiber der Tankstelle kennt das Problem, er hat schon über Lösungen nachgedacht - jedoch ohne eine zu finden. „Die ziehen die Handbremse nicht an und haben keinen Gang drin“, sagt Ahmet Altincioglu. Es sei technisch nicht möglich Sperren einzubauen: Räder hätten unterschiedliche Abstände, die Fahrbahn sei mit einer Abscheideanlage unterlegt - „wir können nichts einbauen!“

Unterschiedliche Angaben

Altincioglu teilt die Sorgen des Hauseigentümers, auch wenn er die Anzahl der tatsächlichen Fälle nur auf drei beziffert. Er gibt sich kooperativ: „Einmal ist nachts einer abgehauen, nachdem es passiert war. Da habe ich die Kameras ausgewertet und dazu beigetragen, dass er gefunden werden konnte.“ Auch er als Betreiber sagt: „Ich bin froh, dass bislang niemand zu schaden gekommen ist.“

Das abschüssige Gelände wirke wie eine Rampe, sagt der betroffene Nachbar. „Unser Zaun ist immer wieder zu ersetzen. Aber wenn der erste unter dem Auto liegt, wird es kriminell.“ Er fordert beispielsweise Poller oder Leitplanken als Barriere. Doch absehbar wird sich nichts an dieser Stelle ändern: Die Stadt Meschede sieht keinen Handlungsbedarf, die Polizei - sie ist beratend tätig - ebenso wenig.

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Bei der Polizei werden diese Fälle als Bagatellunfall erfasst, wenn die Beamten gerufen werden.

Der letzte Fahrer musste ein Verwarnungsgeld von 30 Euro wegen der Nichtsicherung von Fahrzeugen zahlen.

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