Grevenstein. . Es geht um mehr als um die Veltins-Brauerei: In Grevenstein ist ein Projekt geplant, das einmalig in Deutschland ist. Thema: Bier und Wandern.
Sich wundern beim wandern – das soll künftig in Grevenstein möglich sein. Ein neuer „Bierbrau-Wunderweg“ wird beides vereinen. Die Dorfgemeinschaft plant einen Wanderweg, in dessen Verlauf dann viele Anekdoten und Kuriositäten rund um das Bierbrauen zu entdecken sind. Um es vorweg zu nehmen: Der Wunder-Wanderweg wird keine quasi nur verlängerte Brauereibesichtigung. „Das wird keine Werbemaßnahme für Veltins. Wir machen etwas Eigenes“, verspricht Marcel Hümmeler, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft.
Mehr als Veltins
Viele Gäste wissen, dass Grevenstein eine Bierstadt ist – eben wegen der Veltins-Brauerei. Aber da steckt ja mehr an Geschichte und Hintergrund dahinter: Bis ins 18. Jahrhundert wurde praktisch in jedem Haushalt noch selbst gebraut. Die Grevensteiner wollen an diese, an ihre Geschichte und an die Geschichten dahinter erinnern.
„In Deutschland haben wir noch nichts Vergleichbares gefunden“, sagt Hümmeler: Es gebe höchstens Brauerei-Wanderwege, die von einer zur nächsten Brauerei führen – von einer Verkostung zur nächsten. Dieser hier soll ganz anders sein. „Wir möchten die Geschichte des Bierbrauens mit der Geschichte unseres Ortes verbinden“, sagt Ortsvorsteher Thomas Jostes.
Früher eine Frauensache
„Wir wollen das Bierbrauen anders erzählen“, erklärt Marcel Hümmeler. Da wird dann zum Beispiel daran erinnert, dass das Kaffeekränzchen einen Vorläufer hatte: das Bierkränzchen. Denn Bierbrauen war früher Frauensache. Zum Verkosten trafen sich die Frauen dann natürlich beim Bier. Kaffee und Kuchen kamen erst später.
Oder es wird an den Biertest des Mittelalters erinnert: Bier taugte früher erst, wenn sich der Prüfer auf einer Holzbank in eine Bierlache setzte und nach einer Zeit mit seiner Lederhose darin kleben blieb – das war eine Bierlänge. Der Prüfer war früher gerne der Bürgermeister: Vielleicht gewinnen die Grevensteiner ja Meschedes Bürgermeister Christoph Weber auch mal dafür...
Sieben Kilometer lang soll der Weg werden, startend und endend gegenüber der Schützenhalle. Dazwischen verspricht Ortsvorsteher Thomas Jostes den Wanderern neben vielen Informationen auch viele schöne Aussichtspunkte. Eine der Stationen wird der ehemalige Eiskeller an der Ohlstraße sein. Nebenan im Mühlenteich wurde früher das Eis gebrochen, um das Bier in dem Keller kühl lagern zu können. „Der Eiskeller passt super zu dem Weg“, meint Marcel Hümmeler.
Momentan ist der Keller vergessen, nicht wahrzunehmen, zugewachsen. Die Dorfgemeinschaft denkt auch daran, dort künftig eine Brauerskulptur aufzustellen. Auch andere Besonderheiten sind an der Strecke angedacht: Am Freibad zum Beispiel ein Hopfengarten, eine „Waldtheke“ zum Ausruhen unterwegs oder eine Sitzbank in Form eines auf der Seite liegenden, übergroßen Holzfasses.
Zweite Hälfte des Jahres
Starten möchte die Dorfgemeinschaft mit ihrem Wunder-Wanderweg am liebsten schon in der zweiten Hälfte des Jahres. Sie hofft dabei auf Fördergelder aus dem „Leader“-Topf, um das Projekt finanziell zu stemmen. An allen Stationen sollen QR-Codes angebracht werden, damit weitere Bilder und Videos abgerufen werden können. Zu trinken gibt es übrigens kein Bier unterwegs: Es ist ja kein bewirtschafteter Wanderweg – und auch Kinder sollen den Weg mitgehen können.
Aber Abstecher sind dafür möglich. Denn Grevenstein hat schließlich noch zwei Gasthöfe, verweist Marcel Hümmeler.
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