Meschede. Der schwere Unfall der zehnjährigen Hania Raulf im Dezember ließ ITH-Mitarbeiter nicht los. Sie suchten und fanden eine gute Idee für ihre Hilfe.

Das Schicksal der kleinen Hania und ihrer Familie beschäftigt viele Mescheder. Mitarbeiter der Firma ITH haben jetzt eine besondere Spendenaktion für die Familie Raulf ins Leben gerufen. 97 ITH-Mitarbeiter spendeten Arbeitszeit. Jetzt hoffen sie auf weitere Unterstützer.

Unfall im Dezember

Im Dezember war Hania in der Straße Am Gaswerk unter ein defektes Garagen-Rolltor geraten. Das Mädchen war minutenlang eingeklemmt, musste später reanimiert werden. Die Zehnjährige hat den Unfall überlebt, ist aus dem Koma erwacht, aber schwerstbehindert.

Sigi Pluta und Engelbert Marcal arbeiten bei ITH. Die Familie Raulf oder gar das verletzte Mädchen kennen sie nicht. „Aber wir haben von dem Unglück in der Zeitung gelesen, und das hat uns tief betroffen gemacht“, berichten sie. Sigi Pluta erfuhr über Pastor Reinhold Schlappa, der die Familie Raulf betreut, dass es dem Mädchen weiterhin schlecht geht und die Eltern Geld brauchen, um das Haus barrierefrei umzubauen. „Die Familie rechnet mit 80.000 Euro. Zurzeit ist die Mutter bei Hania in der Reha, und der Vater kümmert sich um die drei weiteren Kinder.“

Die beiden überlegten, wie sie der Familie helfen könnten. In der Adventszeit hatte es bei ITH auch sonst Spendenaktionen gegeben. Das Geld war anschließend an „Lichtblicke“ überwiesen worden. Aber diesmal war es etwas anderes: Die ITH-Mitarbeiter wollten einer bestimmten Familie helfen. Das ging über Lichtblicke nicht.

Idee: Arbeitsstunden statt Geld spenden

Beide sind Väter, beide wollen sich nicht vorstellen, was es bedeutet, wenn ein Kind durch einen so grausamen Unfall, so schwer verletzt wird. Ab Januar reifte dann die Idee, statt Geld, Arbeitsstunden zu spenden. „Erst wollten wir an einen Samstag zusätzlich arbeiten, aber das erwies sich als schwierig, weil ja auch die Kollegen und Kolleginnen aus dem kaufmännischen Bereich mitmachen wollten, und die arbeiten in der Regel samstags gar nicht“, erklärte ITH-Marketingmanager Sebastian Jütte, der die Idee der Belegschaft unterstützt hat. Dann entstand in Absprache mit Geschäftsführung und Buchhaltung die Idee, der gespendeten Stunden.

Überwältigende Resonanz

„Wir sind mit der Anmeldung durch den Betrieb gegangen und haben alle Kollegen gefragt, wie viele Stunden sie bereit sind für Hania zu spenden“, erzählt Jütte. Von der Resonanz waren alle überwältigt. „Die meisten haben, ohne lange zu überlegen, nur gefragt, wo sie unterschreiben sollen“, erzählt Sigi Pluta dankbar.

Rund 200 Mitarbeiter hat das Unternehmen, 97 beteiligten sich, vom Azubi bis zum Abteilungsleiter. Im Schnitt gab jeder drei bis vier Stunden seiner Zeit. „Die meiste Arbeit hatten sicher Petra Hohmann und Gabi Rettler in der Buchhaltung“, sagt Engelbert Marcal schmunzelnd. „Die beiden mussten hinterher ausrechnen, wieviel Geld für die gespendeten Stunden tatsächlich ausgezahlt werden konnten.“

Ärger über Steuern und Abgaben

7000 Euro kamen so zusammen. Und es wäre erheblich mehr gewesen, wenn nicht Vater Staat die Hand mit aufgehalten hätte. „Rund die Hälfte der Spenden ging als Steuern und Abgaben weg“, ärgern sich die Initiatoren.

Doch das Engagement der ITH-Mitarbeiter war noch nicht zu Ende. „Wir hätten ja jetzt einfach das Geld der Familie übergeben können, aber wir wollten, dass auch andere sich anschließen.“

Deshalb suchten sie den Kontakt zur Zeitung und warteten, dass die Familien einen Spendenverein mit eigenem Konto gründete, auf das auch andere nun einzahlen können. „Wir hoffen, dass sich noch viel mehr Menschen beteiligen.“

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