Meschede. . Man sieht immer mehr E-Bikes. Die Räder sind schnell, schwer und dadurch weniger wendig - Polizist Rolf Schemme informiert über Gefahren.

E-Bikes sind im Trend. Immer mehr Fahrer steigen vom herkömmlichen auf ein elektrisches, oder ein halbelektrisches (Pedelec) um. Doch mit den Gefahren befassen sich vorher nur wenige, wie Polizeihauptkommissar Rolf Schemme weiß: „Viele sind sich nicht bewusst, dass es etwas anderes ist als normales Rad fahren. Bevor man sich ein E-Bike oder Pedelec kauft, sollte man sich informieren und am besten mal Probe gefahren sein.“

Zudem sollte eine Grundfitness vorhanden sein, so der Verkehrsexperte Schemme. Um die immer älter werdenden Nutzer der E-Bikes auf die Gefahren hinzuweisen, bietet die Polizei Kurse an, zuletzt in Zusammenarbeit mit der kfd Mariä Himmelfahrt.

Gedanken vor dem Kauf

Wer sich dann für einen Kauf entscheidet, sollte sein Fahrzeug richtig kennenlernen. „Ich hatte auch schon Kursteilnehmer, die wussten gar nicht, was ihr Rad alles kann“, nennt Schemme die Probleme. Für Neulinge hat er deshalb auch einen Tipp parat: „Die Anschaffung eines Elektro-Rads ist kostspielig. Aber der Gebraucht-Markt ist voll, da kann man noch sehr gute Räder erstehen, die vielleicht bist dato nur im Keller standen.“

Die Polizeihauptkommissar Raphael Pavan (links) Rolf Schemme (rechts) informieren über die Gefahren.
Die Polizeihauptkommissar Raphael Pavan (links) Rolf Schemme (rechts) informieren über die Gefahren. © Linda Sonnenberg

Denn dass sich eine Anschaffung vor allem für ältere Menschen lohnt, davon ist der Polizist überzeugt. Ein gutes Bike gibt in der Regel ab einem Preis von 2500 Euro. Nach oben sind aber in der Regel keine Grenzen gesetzt.

Erhöhte Geschwindigkeit

Dank der unterstützenden Motoren, erreichen E-Bikes und Pedelecs schnell höhere Geschwindigkeiten als normale Räder. Damit geht aber auch die Gefahr einher, schneller die Kontrolle zu verlieren. „Die Räder wiegen mehr, sind unhandlich und nicht so wendig“, erläutert der Polizist. „Fahrfehler und die Geschwindigkeit können zu schlimmen Unfällen führen, bis zu 190 Unfälle mit E-Bikes ereignen sich pro Jahr in Deutschland“, informiert Schemme.

Haftpflicht

Anders als motorisierte Roller dürfen E-Bikes überall dort fahren, wo „normale“ Räder unterwegs sind, also auf Radwegen - wenn die fehlen, auf der Straße. Und wenn es zu Unfällen kommt, greift auch die Haftpflichtversicherung.

Selbstüberschätzung

Schemme kennt die Gefahr, dass sich vor allem ältere Leute dank der Unterstützung schnell selbst überschätzten. „Wer bisher noch kein Fahrrad gefahren ist, für den ist ein E-Bike auch keine wirkliche Option. Man sollte schon vertraut sein, mit dem Radfahren.

Die Unterschiede zwischen E-Bike und Pedelec

Ein Pedelec unterstützt mit einem Motor das Treten. Der Fahrer kann selbst regulieren, wie viel Unterstützung er erhalten will, oder diese auch komplett ausschalten. Als Höchstgeschwindigkeit sind hier bei 25 Kilometer pro Stunde zulässig.

Da ein Pedelec juristisch mit einem Fahrrad gleich gestellt ist, besteht weder eine Führerschein- noch eine Versicherungszeichenpflicht.

E-Bikes unterstützen ebenfalls beim Treten, können mithilfe des eingebauten Motors aber auch ohne Pedalunterstützung fahren. Sie gehören zur Gattung der Mofas und dürfen nur mit einem Führerschein, einer Betriebserlaubnis und einem Versicherungskennzeichen bewegt werden.

Doch viele denken, dass sie durch die höhere Geschwindigkeit und das vermeintlich leichtere Radeln gute Fahrer sind. Das stimmt allerdings oftmals nicht. Man sollte daher immer langsam anfangen.“ Und den Motor auch eher als Unterstützung sehen. „Es empfiehlt sich, vor allem die unteren Stufen zu wählen. So hält auch der Akku länger.“

Höheres Gewicht

Die Räder sind um einiges schwerer. „Im Straßenverkehr müssen manchmal auch überraschend enge Kurven genommen werden. Das ist mit den Rädern schwieriger, als man das vorher ahnt. Viele unterschätzen, wie ungewohnt und manchmal auch unhandlich die modernen Räder am Anfang doch noch sein können.“

Übung macht den Meister

Es sei häufig erschreckend, wie unsicher die Fahrer noch sind, „obwohl sie ja schon auf den Straßen unterwegs sind“, beobachtet Schemme. Bevor es auf die Straße geht, empfiehlt er deshalb sich auf einem geschützten Platz erst einmal mit dem Rad vertraut zu machen. „Man sollte vor allem Kurven und Bremsen üben. Und darauf achten, das Rad gerade zu halten.“

Zudem sollte jeder Radfahrer den Schulterblick beherrschen, ohne zu wackeln. Wer sich nicht sicher ist, oder sein neues Bike noch nicht einschätzen kann, dem empfiehlt Schemme, einen Kurs zu besuchen. „Wir von der Polizei bieten beispielsweise immer wieder Senioren E-Bike-Trainings an. Dort kann jeder sein Rad kennenlernen und üben.“

Hier finden Sie noch mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus Meschede und dem Umland.