Meschede/Paderborn. . In Paderborn erinnert der Inge-Ransenberg-Weg an ein Mädchen aus dem Mescheder Ortsteil Wennemen: Mit neun Jahren wurde es in Auschwitz vergast.

Ein eigener Weg erinnert jetzt in Paderborn an ein Mädchen aus Wennemen: Der Inge-Ransenberg-Weg soll die Erinnerung aufrecht erhalten an ein Kind, das mit neun Jahren in Auschwitz vergast wurde. Ihre ganze Familie habe die Ausrottung durch die Nazis „mit besonderer und erschütternder Brutalität“ getroffen, so der Paderborner Historiker Klaus Hohmann.

Formen des Gedenkens

Der Weg in Paderborn wurde im Beisein von Meschedes Bürgermeister Christoph Weber eingeweiht – als Ehrengast aus der Geburtsstadt von Inge Ransenberg. Meschede selbst hat bei der Erinnerung an seine jüdischen Bürger ein anderes Konzept: Hier erinnern an sie die „Stolpersteine“ vor den Geburtshäusern, im Fall der Familie Ransenberg an der Bruchstraße 4 in Wennemen. In Freienohl soll eine Gedenktafel angebracht werden: Die Juden aus Freienohl mussten nach Arnsberg umziehen und wurden dann deportiert.

Zuflucht im Jüdischen Waisenhaus in Paderborn

Inge Ransenberg wurde am 12. März 1935 in Wennemen geboren. Mit dem Beginn der Deportationen in den Osten hatten viele Juden Zuflucht im Paderborner Jüdischen Waisenhaus gesucht. Kinder sollten dort auf ihre Einwanderung nach Palästina oder in anderes Land vorbereitet werden.

Nach der Pogromnacht am 9. November 1939 suchten auch Inge, ihr Vater und drei ihrer Geschwister in dem Waisenhaus Schutz. Historiker Klaus Hohmann sagt, das Auswanderungsverbot des SS-Führers Heinrich Himmler am 23. Oktober 1941 bedeutete „das Todesurteil für den Insassen des Waisenhauses“.

„Die Zukunft grausam verweigert“

Inge Ransenberg ist das jüngste aller ermordeten Kinder, die mit dem Jüdischen Waisenhaus in Paderborn in Verbindung gewesen sein. Der jetzt nach ihr benannte Weg liegt am Rand des Universitätsgeländes und führt am neuen Kindergarten der Uni vorbei.

Bei der Einweihung sagte der Historiker Klaus Hohmann: „Inge Ransenberg ist die Zukunft grausam verweigert worden. Im Kindergarten herrscht muntere Lebendigkeit. Ist ein besserer Ort denkbar als dieser, um der Unzahl von den Nationalsozialisten ermordeter Kinder zu gedenken?“

Letztes Lebenszeichen ist eine Karte

Inge Ransenberg wurde dann am 26. Mai 1942 in die jüdische Gartenbauschule in Ahlen aufgenommen, als aber am 30. Juni 1942 der Unterricht verboten wurde, musste sie zurück nach Wennemen.

Gemeinsam mit ihrem Vater und zwei Brüdern wurden sie nach Theresienstadt deportiert, von dort nach Auschwitz. Vielleicht wurde Inge sofort nach der Ankunft im Oktober 1943 vergast. Das letzte Lebenszeichen von Inge ist eine Karte, die eine Spielkameradin aus Wennemen im Sommer 1942 erhielt.

>>>HINTERGRUND<<<

Der Metzgermeister Jakob Ransenberg aus Wennemen hatte sechs Kinder.

Günther Ransenberg wurde mit 15 Jahren ermordet. Er hatte 1942 in einer Arbeitskolonne an der Eisenbahn bei Bestwig gearbeitet und in einer Pause mit Schneebällen auf vorübergehende „arische“ Mädchen geworden. Der Davidstern kennzeichnete ihn als Juden, er wurde noch am gleichen Tag auf der Baustelle von der Gestapo verhaftet und im April im KZ Wewelsburg-Niederhagen aufgehängt – wegen „Rassenschande“.

Seine Mutter Mathilde (46) starb 14 Tage später: Die Todesurkunde nannte „Herzversagen“ als Ursache.

Danach wurde die übrige Familie deportiert. Der Vater und die Kinder Alfred und Inge, wahrscheinlich auch Holger, wurden in Auschwitz ermordet.

Friedel, der zweitälteste Bruder, überlebte das KZ, obwohl er bereits 1941 dorthin kam.

Rudolf, der Älteste, 1923 geboren, wanderte vor dem Krieg in die USA aus.

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