Meschede/Freienohl. Die Verbraucherberatung beobachtet das Auftreten von fliegenden Händlern kritisch. Trotz Tiefstpreisen zahlen Kunden meistens drauf.

„Fliegende Händler“ verunsichern Bürger. Die Verbraucherberatung rät zur äußersten Vorsicht. Das Werbe-Angebot im Briefkasten wirkt auf den ersten Blick seriös - auch eine lokale Referenz-Adresse ist genannt. Das Ladenlokal scheint direkt im Nachbarort.

Wer dort vorbeifährt, findet einen Tisch, einen Stuhl und ein Telefon. Fliegende Teppichhändler waren zuletzt wieder in Meschede, Brilon und Arnsberg unterwegs. Sie bieten den Kauf und die Reinigung der Auslegware an.

Oft gehört auch Dach- und Fassadenreinigung zum Angebot. Doch trotz der „Tiefstpreise“ zahlen Bürger letztlich meist zu viel oder erhalten minderwertige Ware, wie ein Berger Rentner, der einen Teppich mit Mottenfraß und Trittspuren erhielt (wir berichteten).

Achtung: Handynummer

„Wir hatten zuletzt wieder einige Anrufe zu dem Thema“, berichtet Petra Golly, Leiterin der Verbraucherberatung in Arnsberg, die auch für Meschede zuständig ist. Ihr zeigt das nicht nur, dass fliegende Händler unterwegs sind, sondern auch, dass die meisten Bürger kritisch sind.

„Wir raten dazu, sich nicht leicht auf ein unbekanntes Unternehmen einzulassen.“ Handynummern deuteten da auch schon oft auf Ortsfremde hin.

Achtung: Adresse

Umso frecher die aktuelle Masche aus Meschede: Die Firma mietet ein leerstehendes Ladenlokal in einem Gewerbegebiet an.

Damit erscheint auf dem Flyer auch eine lokale Adresse und eine Festnetznummer. Doch vor Ort findet sich bei einer Überprüfung nur ein Tisch, ein Stuhl und ein Telefon.

 Fliegende Händler nutzen  auch in Meschede gern leerstehende Ladenlokale. Vor Ort findet man Plakate und einen Tisch mit Stühlen.
 Fliegende Händler nutzen auch in Meschede gern leerstehende Ladenlokale. Vor Ort findet man Plakate und einen Tisch mit Stühlen. © Privat

Manchmal sind die Adressen auch komplett falsch. In Brilon gaben die Händler eine Straße vor den Toren der Stadt an, die einen Kunden aufmerken ließ.

Als er sich auf den Weg machte, fand er einen Bauernhof. Der Besitzer wusste nichts von einem angeblichen Teppichhandel. Petra Golly kennt auch diese Pseudo-Adressen und Briekastenfirmen aus ihren Kundengesprächen.

„Wer sich vergewissern will, welche Firma dahinter steckt, kann sich unter www.handelsregister.de schlau machen, ob es sich überhaupt um ein eingetragenes Unternehmen handelt.“

Achtung: Angebots-Palette

Attraktiv scheinen die Unternehmen, weil sie meist mit Tiefstpreisen und Prozenten werben. „Wenn Sie in die Verhandlungen eintreten wollen und am Telefon jemanden erreichen, lassen Sie sich den Leistungskatalog genau erklären“, rät Petra Golly.

Wenn ein Unternehmen beispielsweise Fassaden-Dach und Teppichreinigung anbietet, sollte man misstrauisch werden. „Es ist eigentlich unüblich, dass ein Unternehmen zwei so unterschiedliche Dinge anbietet.“

Achtung: Vergleichsangebote

Bei größeren Summen rät sie immer - ganz egal, um welche Leistung es sich handelt - zwei bis drei Vergleichsangebote von örtlichen Unternehmen einzuholen. Und dann sollte man auch kontrollieren, ob an der angegebenen lokalen Adresse überhaupt ein Geschäft ist und die Leistung dort vor Ort erbracht wird oder der Teppich durch die halbe Republik gekarrt wird.

Golly: „Man gibt ja dann einen hohen - oft zusätzlich auch ideell hohen - Wert erstmal aus der Hand“, gibt sie zu bedenken.

>>>> INFO: Keine Vorkasse: Erst die Leistung, dann die Zahlung

Petra Golly formuliert als Tipps der Verbraucherberatung:

Auf jeden Fall sollte man alles schriftlich fixieren:
- Welcher Teppich übernommen wurde, mit genauer Beschreibung und eventuell mit Foto.
- Was genau gemacht werden soll, nach welchem Verfahren?
- Welcher Service zum Angebot gehört (Abholung und Anlieferung).
- Und das Wichtigste: Was soll das kosten?

Von der häufig geforderten Anzahlung oder einer Vorkasse bei Haustürgeschäften rät Petra Golly grundsätzlich ab: „Erst die Leistung, dann die Zahlung“, sagt sie.

Sie hat schon mehrfach in der Beratung erlebt, dass gerade bei fliegenden Händlern plötzlich aus einer Leistung immer weitere erwuchsen: Da soll das Dach gereinigt werden, plötzlich muss noch eine Pfanne ausgebessert werden und die Kosten steigen. „Immer wenn etwas umgeplant wird, was nicht genau schriftlich fixiert wurde, muss man sehr, sehr vorsichtig sein.“

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