Meschede. . Die umstrittene Ausstellung „Echte Körper“ ist gestartet. Was die Besucher in der Mescheder Stadthalle erwartet und die ersten Besucher sagen.
Die umstrittene Ausstellung „Echte Körper“ lockt in den ersten Stunden viele Besucher in die Stadthalle. Erst in dieser Woche hatte die Stadt Meschede die Veranstaltung genehmigt. Durch diese Diskussionen und die großflächige Plakatierung hatte die Schau zuvor große Aufmerksamkeit erhalten. Doch lohnt sich die Ausstellung tatsächlich?
Die Schau
„Hier stimmt doch etwas nicht. Die ganze Stadt ist mit Plakaten
zugepflastert und hier in der Stadthalle gibt es keinen einzigen Hinweise“, sagt eine Besucherin vor der Tür. Damit hat sie nicht ganz Unrecht. An der Tür und auch unten am Eingang hängt kein Schild. Die Exponate befinden sich im Kleinen Saal und davor, aufgebaut in Vitrinen auf schwarzem Stoff.
Die Exponate sind mit kleinen, handschriftlichen Nummern versehen. So wird beispielsweise eine Raucherlunge gezeigt und im Vergleich dazu Teile einer gesunden Lunge.
Zu sehen ist auch ein menschlicher Körper, der in viele Scheiben zerlegt präsentiert wird. Aus jeder Perspektive wirkt dieses Exponat anders. Die plastinierten Leichenteile beeindrucken. Manche Zusammenhänge bleiben dem medizinischen Laien jedoch verborgen, da es kaum Erklärungen gibt. Die plastinierten Leichen wirken aber auch ohne große Worte. Zumal häufig der Gedanke kommt: Was war das für ein Mensch, den ich hier betrachte?
Die Exponate
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Nach eigenen Angaben handelt es sich bei den Exponaten um eine Leihgabe der Firma Corcoran Laboratories aus Michigan (USA), ein Hersteller medizinischer Präparate für Universitäten und Krankenhäuser. Auf der (derzeit nicht erreichbaren) Homepage war zu lesen: „Die amerikanischen Körperspender haben zu Lebzeiten darüber verfügt, dass ihr Körper nach dem Ableben der Ausbildung von Medizinern sowie der Aufklärung von Laien zur Verfügung stehen soll.“
Das NRW-Bestattungsgesetz schreibt vor, dass Menschen zu Lebzeiten schriftlich eingewilligt haben müssen, dass ihre Körper oder Teile davon der Öffentlichkeit präsentiert werden dürfen. Die entsprechenden Zertifikate hatte das Ordnungsamt der Stadt Meschede geprüft, für ausreichend erachtet und schließlich die Ausstellung bewilligt.
Die Reaktionen
Schon in den ersten Stunden kamen viele Besucher. Darunter einige
Schüler. „Ich finde es beeindruckend, wie groß die Organe sind“, sagt die angehende biologisch-technische-Assistentin Sofie Schönhals (18). Sie besucht mit ihren Klassenkollegen die Ausstellung. Die Aufregung um die Schau können die Schüler nicht nachvollziehen: „Es kann ja jeder selbst entscheiden, ob er sich die Exponate anschauen möchte“, sagt Lena Scheufens (18). „Wir finden es auf jeden Fall super“, pflichtet Marc Sonder (18) bei. Nur die Bezeichnungen könnten genauer sein, bemängelt er. Weiter hinten im Saal begutachten Manuela Scheppe und Antje Grebe einen plastinierten Oberschenkel. Die Krankenschwestern sind extra aus Attendorn angereist.
„Die Körperwelten von Gunter von Hagens sind eine andere Dimension“, sagt Antje Grebe. „Doch spannend ist es natürlich trotzdem. Es ist faszinierend, wie kompliziert das System Mensch ist.“ Ob sie selbst einmal ihren Körper der Wissenschaft zur Verfügung stellen wird? Die Kolleginnen zögern. Organspende ja. Aber bei so einer Entscheidung müsse man die Hinterblieben einbinden. So sieht es auch Mergim Gashi (22), der gerade mit seinem Kumpel die Entwicklungsstadien menschlicher Föten anschaut: „Ich würde das selbst nicht machen. Aber ich finde es sehr gut, dass sich Menschen dafür bereit erklären und so einen Beitrag zur Aufklärung leisten.“
Das Fazit
Lohnt sich der Besuch? Wenn man keine perfekt inszenierte Ausstellung wie die Körperwelten von Gunter von Hagens erwartet, lohnt sich ein Besuch. Für den Preis von 15 Euro ist man allerdings zu schnell durch. Auch ein undefinierbarer Geruch stört das Erlebnis. Die Exponate gehören zu einer Wanderausstellung, werden häufig auf- und abgebaut und das sieht man den Kästen und Vitrinen leider an. Bei einer plastinierten Leiche, die im Zentrum der Austellung steht, fehlen die Glasscheiben sogar ganz. So kann man dem Exponat jedoch sehr nahe kommen und alle Fasern, Sehnen und Muskeln begutachten. Diese Nähe ist es auch, die die Ausstellung ausmacht. Sie zeigt sehr schön, dass alle Menschen von innen gleich sind. Und auch gleich verletzlich.
- Die Ausstellung findet bis Sonntag im Kleinen Saal der Stadthalle Meschede statt.
- Öffnungszeiten: 11 bis 18 Uhr.
- Eintritt: Kinder bis 6 Jahre 4 Euro, Schüler, Studenten und Auszubildende 10 Euro, Erwachsene 15 Euro. Kartenzahlung ist nicht möglich.
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