Meschede. . Mit über zwei Jahren Verspätung: Rund um Meschede fahren jetzt die neuen Züge der Bahn aus polnischer Produktion.

Jetzt endlich rollen sie auch tatsächlich. Im Sauerland-Bahnnetz sind die neuen modernen Züge vom Typ Pesa Link seit einer Woche im Einsatz – mit exakt zwei Jahren und drei Monaten Verspätung. Bahnfahrer können sich über mehr Komfort freuen: Von standardmäßiger WLAN-Ausstattung bis zum Wickeltisch. Und vor allem: Die Züge sollen pünktlicher sein.

Frist bis Ende März

Die neuen Züge unter anderem auf den Linien RE 17 und 57 liefert der polnische Hersteller Pesa. „Es sieht gut aus“, sagt Uli Beele, Sprecher des Zweckverbandes Nahverkehr Westfalen-Lippe.

Blick ins neue Zug-Innere.
Blick ins neue Zug-Innere. © Deutsche Bahn AG

Denn noch bis Ende März galt für die Deutsche Bahn eine Frist, dass die neuen Züge der Baureihe VT 633 auf den längeren Verbindungen von Hagen nach Warburg und von Dortmund nach Winterberg endlich fahren müssen. Nach letzten Erkenntnissen sei das jetzt auch tatsächlich der Fall, so Beele. Auf die Frist hatten sich der Zweckverband, die Bahn und der polnische Hersteller verständigt, eine andere Frist für Nebenstrecken (unter anderem das Hönnetal), auf denen die kürzere Baureihe VT 632 eingesetzt wird, hatte bis Ende Oktober 2018 gegolten und war ebenfalls eingehalten worden.

Auslieferung eigentlich Mitte Dezember 2016

Die Fristsetzungen waren nötig gewesen: Eigentlich hätte die neue Fahrzeugflotte von insgesamt 36 neuen Züge schon Mitte Dezember 20 16 eingeführt werden sollen. Danach entwickelte sich jedoch eine Posse: Die Maße und Normen der polnischen Modelle entsprachen nicht den deutschen Standards.

Die Auslieferung verzögerte sich, der Zweckverband, in dem unter anderem der Hochsauerlandkreis Mitglied ist, mahnte daraufhin die Bahn ab und forderte sie auf, ihren Verkehrsvertrag zu erfüllen. Zuletzt war die Bahn selbst mit eigenem Personal in Polen in den Fertigungsprozess eingebunden. 2018 erteilte das Eisenbahnbundesamt den beiden Baureihen dann endlich die erforderlichen Zulassungen.

Mehr Komfort, mehr Pünktlichkeit

Insgesamt werden in der Region jetzt 20 so genannte Zweiteiler der kürzeren, knapp 44 Meter langen Baureihe VT 632 und 16 so genannte Dreiteiler des mit über 57 Meter längeren Typs VT 633 eingesetzt. Die kürzeren haben 240 Plätze, die längeren 356, dazu 36 Stellplätze für Fahrräder. Damit stehen insgesamt mehr Plätze zur Verfügung als in den zuletzt eingesetzten Zügen der Bahn. Zur Überbrückung bis zur Lieferung der Pesa-Züge hatte die Bahn im Sauerlandnetz ältere aufgearbeitete Züge vor allem aus dem Kölner Netz fahren lassen.

Ihre Nachfolger sind ein Quantensprung. „Die neuen Züge sind speziell für die Region entwickelt worden“, sagt Uli Beele: „Mit ihrem starken Antrieb gleichen sie die Geografie aus.“

Der Leitstand im neuen Zug.
Der Leitstand im neuen Zug. © Deutsche Bahn AG

Er betont: „Sie sind so spurtstark, um Fahrplansicherheit zu bieten“ – soll bedeuten, An- und Abfahrten können künftig besser eingehalten werden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 140 km/h. Die Bahn wirbt mit höherem Komfort, darunter einem geräumigen WC, Ticketautomaten und Entwerter in den Fahrzeugen, Klimaanlagen, der Ausstattung mit WLAN-Systemen und einer Echtzeitabfrage für die Anschlussverbindungen. Wichtig für ältere oder behinderte Bahnnutzer: Ein barrierefreier Umstieg durch einen tiefen Einstieg.

Graffiti-Schutzlack

Auch im Mescheder Bahnhof waren die ersten neuen Züge schon zu sehen. Leider allerdings waren sie bereits mit ersten Graffiti versehen worden: „Das Problem verfolgt uns überall“, bedauert Uli Beele. Immerhin sind die neuen Link-Züge mit einer Schicht versehen, durch die die Schmierereien schneller entfernt werden können.

>>>HINTERGRUND<<<

Der Schienenfahrzeugbauer Pesa und die Deutsche Bahn haben 2012 einen Rahmenvertrag zur Lieferung von bis zu 470 Link-Zügen abgeschlossen. Das Geschäft hat einen Umfang von 1,2 Milliarden Euro.

Pesa geriet in der Zwischenzeit durch Schadensersatzzahlungen nach Lieferverzögerungen, durch die Halbierung eines Vertrags zur Lieferung von Straßenbahnen nach Moskau und wegen des Verfalls des Rubelkurses in finanzielle Probleme. Deswegen stieg der staatliche Polnische Entwicklungsfonds als Investor in die Pesa-Holding ein.

Staatlich kontrollierte Gesellschaften gibt es in Polen auch im Bau- und Finanzwesen, außerdem im Bergbau, in den Bereichen Informatik, Energetik und Telekommunikation.

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