Meschede. . Das wichtigste Werk der neueren Mescheder Geschichte wird für jeden frei zugänglich: Tausende historische Fotos werden dann online zu sehen sein.

Künftig kann jeder online in tausenden Fotos aus rund 120 Jahren der Mescheder Stadtgeschichte stöbern. Denn das wichtigste Werk der neueren Mescheder Geschichte wird für jeden frei zugänglich sein.

Das ermöglicht die Jubiläumsstiftung der Sparkasse Meschede/Eslohe. Sie hat die bedeutende Fotosammlung von Bernd Schulte gekauft. Aufbereitet werden die Aufnahmen künftig von der Stadt Meschede. Die Stadt nutzt diese Gelegenheit wiederum als Einstieg, um langfristig auch ihr ganzes eigenes Archivgut zu digitalisieren: „Wir werden in ganz neue Sphären vordringen. Wir müssen den Digitalisierungsprozess starten“, verspricht Bürgermeister Christoph Weber, der dem Kuratorium der Stiftung angehört.

„Der Allgemeinheit zur Verfügung stellen“

„Wir wollen einen historischen Schatz für die Zukunft sichern und der Allgemeinheit zur Verfügung stellen“, sagt Alexander Wilke, Vorstandsmitglied der Sparkasse und Vorsitzender des Stiftungs-Kuratoriums. Bürgermeister Weber freut sich: „Das ist eine gute Anschaffung!“

Denn die Aufnahmen werden viele Menschen ansprechen, ist er überzeugt: „Fotos sind niedrigschwellige Kultur. Da hat man leicht einen Zugang dazu.“ Dreieinhalb Jahre hat es gedauert, auch schwierige rechtliche Details der künftigen Nutzung zu regeln. Fachliche Unterstützung gab es dabei für Sparkassenstiftung und Stadt Meschede vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe mit dessen Archiv-Erfahrungen.

Immer noch ist etwas zu entdecken

Im Vertrag steht eine Zahl von 20.000 Aufnahmen, die das Archiv umfasst – einfach, weil ein Vertrag eine Zahl nennen sollte. Tatsächlich gezählt hat die Bilder bis heute niemand. Hinzu kommen unzählige Foto-Negative. Außerdem historische Fotografie-Platten, denen langsam der Zahn der Zeit zusetzt. Regelmäßig samstags ist eine Auswahl dieses Schatzes auch in dieser Zeitung erschienen.

Fotomeister Bernd Schulte (77), der das Archiv der Nachwelt erhalten möchte, macht selbst immer noch neue Entdeckungen – und staunt darüber: Zuletzt waren es Bilder vom Aufmarsch der Nazis im Dritten Reich in Meschede – „die ersten Versuche im Kleinbildformat“. Bürgermeister Weber durfte sich im Archiv vorab schon mal umschauen: „Man kann sich einfach darin verlieren, so viel ist das.“ Auch für Bernd Schulte ist der Abstecher ins Archiv stets eine Zeitreise: „Plötzlich ist in Meschede ein ganz neuer Stadtteil da. In einem Moment wird die Henne zugepflastert. Im nächsten ist sie wieder offen.“

Industrialisierung, Kriege, Wiederaufbau, Vereinsleben

Die Aufnahmen decken die gesamte Industrialisierung ab, die beiden Weltkriege und den Wiederaufbau, dazu das Vereinsleben dieser Zeit – nicht nur aus Meschede, sondern auch aus dem Umland. Die ältesten Aufnahmen entstanden um 1860/70, die letzten Mitte der 1980er Jahre.

Fotografen waren früher unterwegs, um Auftragsarbeiten zu erledigen: „Die Bauern waren immer gute Kunden“, erzählt Bernd Schulte aus der Familiengeschichte. Bei Aufträgen in Ramsbeck oder Remblinghausen beispielsweise wurden dann kurzerhand in der Umgebung noch weitere Zufalls-Fotos gemacht, einfach um den Film zu füllen – so entstand dieser riesige Fundus.

Zwei neue Arbeitsplätze im Rathaus

70 Kartons dürften für den Umzug des Archivs erforderlich sein. Eingescannt und digitalisiert werden die Aufnahmen dann im Rathaus, und nicht im Stadtarchiv in Grevenstein: „Die Abstimmung hier in Meschede ist viel leichter, als alles erst nach Grevenstein zu bringen“, sagt der Bürgermeister.

Im Rathaus werden aktuell Räume hergerichtet (in der leer stehenden Hausmeisterwohnung). Eingerichtet werden sollen zwei Arbeitsplätze, die die Stadtverwaltung über Förderprogramme besetzen möchte.

>>>HINTERGRUND<<<

Das Fotoarchiv umfasst die Aufnahmen mehrerer Generationen der Familie Schulte. Einzug gehalten hat die Fotografie in Meschede um die Jahre 1860/70 mit dem B au der Eisenbahnlinie. Wanderfotografen machten die ersten Aufnahmen.

Nach einer ersten Durchsicht sieht der Landschaftsverband Westfalen-Lippe auch für sich ein überregionales öffentliches Interesse im Er h alt von 4000 bis 5000 Aufnahmen aus der Sammlung.

Die Stadt hofft darauf, dass der LWL dabei hilft, historische Fotoplatten in der Sammlung zu restaurieren. Glas war seinerzeit das erste verfügbare Trägermaterial für Foto-Emulsionen.

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