Meschede. . Ein 35-jähriger Honselaner hat über drei Monate seine Kollegen am Arbeitsplatz bestohlen. Jetzt kam es zum Prozess am Amtsgericht Meschede.

Zwischen Juli und Oktober 2018 hatte der 35-jährige Honselaner immer wieder in die Taschen von Kollegen gegriffen und sie bestohlen. Das gelang, weil der Industriemechaniker für Wartungsarbeiten Zugang zu allen Räumen hatte. Jetzt musste er sich dafür vor Gericht verantworten.

Immer wieder hatte der schlanke, blonde Mann in Schränke, Taschen und Rucksäcke von Kollegen gegriffen und ihnen Wertgegenstände, Handys, Bluetooth-Kopfhörer oder Bargeldbeträge gestohlen. Der Firma Martinrea Honsel stahl er LED-Leuchten und einen Makita-Akku-Schrauber. Es tue ihm leid, und er wisse auch nicht, warum er das getan habe, sagte der Angeklagte.

Aufgefallen war er bei seiner letzten Tat: Da beobachtete ihn ein Kollege, wie er aus einem eigentlich nicht zugänglichen Pausenraum herauskam. Anschließend fehlten dort 650 Euro. „Ich kannte ihn nicht“, sagte der Zeuge, habe mir aber sein Gesicht gemerkt.“ Beim nächsten Treffen merkte er sich auch das Namensschild und zeigte ihn an. Denn: Unter Honselanern gilt Loyalität - „sowas tut man nicht“, sagte der Zeuge.

Angeklagter ist zur Zeit in Therapie

Der Angeklagte ist zurzeit in Therapie. Seit drei Jahren, so seine Aussage, nehme er Amphetamine und Cannabis. „Ich habe versucht meinen Burnout damit zu bekämpfen“, sagte der Vater von drei Kindern. Das habe auch zu finanziellen und privaten Problemen geführt, erläuterte sein Anwalt.

Das Werksgelände von Martinrea Honsel .
Das Werksgelände von Martinrea Honsel . © Hans Blossey

Vor Gericht gab der Mescheder alle Taten zu - nur an zwei Stellen hakte es: Nicht klar war, ob er einen Spind tatsächlich aufgebrochen hatte, oder ob der so marode war, dass man ihn mit der Hand öffnen konnte. Außerdem sagte der Angeklagte, er habe aus dem Pausenraum statt 650 nur 200 Euro gestohlen. Zwei Tatsachen, die das Gericht letztlich für nicht so wichtig erachtete: Der Mann erhielt eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten, die drei Jahre zur Bewährung ausgeschrieben wurden. Außerdem muss er 2000 Euro an die Gerichtskasse zahlen.

Hohe kriminelle Energie

Richter Sebastian Siepe erläuterte, auch wenn der Angeklagte nicht vorbelastet sei, komme eine reine Geldstrafe für ihn nicht in Betracht. „Es zeugt schon von ziemlich hoher krimineller Energie, wenn man immer wieder Kollegen beklaut.“

Siepe glaubte dem Mann auch nicht, dass die Drogensucht Auslöser für seine Diebstähle war. „Ich bin sicher, dass Ihre Steuerungs- und Einsichtsfähigkeit trotzdem gegeben war.“ Auch habe der Angeklagte nicht unter solcher Finanznot gelitten, dass er die erbeuteten Gegenstände zu Geld machen musste. „Die Diebstähle hatten mit der Drogensucht nichts zu tun.“

Die Strafe zur Bewährung auszusetzen sei aber möglich, weil der 35-Jährige bisher noch nie strafrechtlich in Erscheinung getreten war und weil er dem Ehemann und Vater eine positive Sozialprognose ausstellte.

>>>HINTERGRUND

Dem Mann ist von Martinrea Honsel inzwischen fristlos gekündigt worden.

Der Betriebsrat hat laut Auskunft des Anwalts der Kündigung widersprochen, da er die Sucht als Ursache für die Taten sieht: „Das kanadische Unternehmen fährt da aber eine harte Linie.“

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