Freienohl. . Kösters Knoblauchsoßen-Story beginnt in den 70ern. Das Geheimrezept wurde 2018 samt Gasthof verkauft. Wo es die Soße heute noch zu kaufen gibt.
Knoblauch pellen. Definitiv, Knoblauch pellen. Dieser Gedanke kommt Bruno und Ingrid Köster, 72 und 71 Jahre, manchmal, wenn sie auf ihrem Sofa in Neheim sitzen und sich die Frage stellen: Was hätten wir denn jetzt früher gemacht? Dieses Früher liegt noch gar nicht so lang zurück. Aber es fühlt sich an wie eine andere Zeit, als das Ehepaar noch den Gasthof Köster in der Nähe des Bahnhofs in Freienohl führte und den Gästen ihre berühmte Knobisoße servierten.
Gaststube wird umgebaut
Heute steht das Ehepaar Köster wieder in seiner alten Wirtschaft. Der Tag ist grau, wenig Licht dringt durch die Buntglasfenster, Baustaub flirrt durch die Luft. Hier wird gerade umgebaut. Neue Decken, neue Kühlung. Wo früher die Theke stand, ragen nur noch die Leitungen aus dem grauen Fliesenboden. Am 30. Juni 2015 zapfte Bruno Köster dort das letzte Pils. „Wir hatten immer vier Biersorten am Fass“, erzählt der 72-Jährige. Kölsch an Karneval, Bockbier im Mai, Alkoholfreies für die Fahrer oder Köstritzer... Bruno Köster war Wirt mit Leib und Seele, einer der sich gern unterhielt und unterhielt, wenn mal keiner sprechen wollte. Köster mag Menschen und seine Frau besonders. „Ich bin froh, dass ich sie gefunden habe“, sagt er. Ohne sie wäre sein Leben anders verlaufen. Nicht nur, weil sie es war, die die berühmte Knoblauchsoße einst erfand.
Viel. Frischer. Knoblauch.
Irgendwann in den 70ern muss es gewesen sein. So genau, weiß es niemand. Im Hotel Old Vienna im holländischen Zandvoort hatten sie die Soße das erste Mal gegessen. „Das Rezept wollten sie mir nicht verraten. Deshalb haben wir es zu Hause nachgekocht“, sagt Ingrid Köster. Es dauerte gar nicht lang und sie hatten die richtigen Zutaten zusammengerührt. Was genau wird nicht verraten. Das Rezept wird gehütet. Frischer Knoblauch. Viel davon. Der Rest ist ein Geheimnis, das von der kleinen Küche hinter der Gaststube einen unvergleichbaren Siegenszug antrat. Von Freienohl in die weite Welt. Mit wehender Knoblauchfahne.
Gisbert Kemmerling und die Knobisoße
„Die Soße war eigentlich nur zum Grillfleisch gedacht. Die Gäste verzehrten sie aber schließlich zu allem!“, sagt Ingrid Köster und lacht. „Oft auch einfach nur zum Weißbrot.“ So aß sie auch der heimische Konzertveranstalter Gisbert Kemmerling am liebsten. Salat, Kösters Knobisoße und ein Korb Toast. Und schon war der baumlange Mann glücklich. Häufig nahmen die Gäste die Soße auch mit nach Hause. Das größte Gebinde? Ein fünf Liter Eimer.
Gläser sofort vergriffen
Nach dem Aus der Kneipe, sollte die Kult-Soße nicht sterben. Auf dem Schützenfest 2015 hatte Sohn Joachim schließlich überlegt: „Wie wäre es, wenn wir die Soße weiter verkaufen?“ Er setzte sich hin und rechnete alles durch. Vier Wochen später. Im September stand die Soße schon im Kühlregal bei Edeka Simon auf der anderen Straßenseite. Zwölf Gläser orderte der Markt zunächst. Kösters rührten wohlwissend mehr an. Die Gläser waren sofort vergriffen. „Und wir kamen gar nicht hinterher in der Produktion. Die Leute fuhren Schmiere zum Edeka, um zu schauen, ob wieder etwas im Regal stand. Sie kauften auf Vorrat. Das war unglaublich“, erzählt Köster und muss lachen.
Küchenmeister kauft Gebäude samt Rezept
Im Mai 2018 verkauften Kösters ihr Haus an den gelernten Küchenmeister Simon Neuhaus (32). Der Rüthener besitzt mehrere Häuser, 17 Jahre Gastronomie-Erfahrung und einen Catering-Service. Von daher hatte die Krombacher Brauerei, die den Kauf vermittelte, einen guten Kandidaten ausgewählt. Neuhaus baut das Haus gerade um. Oben zwei Mietwohnungen mit jeweils 90 Quadratmetern und unten die Wirtschaft. Diese möchte er bald verpachten. Teil des Kaufvertrages war auch das Rezept für die berühmte Knoblauchsoße. Das hatte der Arnsberger Notar Majewski bei einer Vertragsunterzeichnung auch noch nicht erlebt.
Vor Silvester überrannt worde
„Ohne das Rezept hätte ich das Haus wahrscheinlich nicht gekauft“, sagt
Neuhaus. Mit der Soßen-Produktion baut er nun ein weiteres Standbein auf. Neun Supermärkte beliefert er bereits mit Kösters Knoblauchsoße. Sein Ziel ist ein moderates Wachstum als regionale Marke. Das Angebot erweiterte er um Pfeffer- und Kräutersoße und zwei Glasgrößen (250 und 440 ml). Auch ihn hat die Nachfrage das erste Mal überwältigt: Vor Weihnachten und Silvester stand er von 6 Uhr in der Früh bis 2 Uhr nachts in der Küche. „Das werden wir im nächsten Jahr definitiv besser planen“, sagt Neuhaus und lacht. Er glaubt an den Erfolg der Kultsoße.
Old Vienna in Zandvoort ist geschlossen
Das Hotel Old Vienna in Zandvoort hat mittlerweile geschlossen. Somit liegt die Knoblauchsoßen-Hoheit in Freienohl, säuberlich notiert auf einem DIN A4-Zettel, aufbewahrt an einem geheimen Ort.
Es gibt noch drei Wirtschaften in Freienohl
- 1900 wurde der heutige Gasthof Köster am Bahnhof gebaut. Mit Eröffnung der Bahnlinie Hagen-Kassel bestand Bettenbedarf. Freienohl war auch Knotenpunkt für die Postkutschen nach Eslohe.
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1929 kaufte Josef Köster die Wirtschaft (vorher Gasthof Kraas). 1952 übernahm Anton Köster, 16 Jahre später Sohn Bruno Köster.
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