Wehrstapel. . Wie Kinder über das Thema Tod und Trauer denken. Das kam bei dem Projekt Hospiz macht Schule in Wehrstapel deutlich heraus.

Über das Sterben zu sprechen findet Timon (10) überhaupt nicht schlimm. „Ich sterbe ja auch bald“, sagt er. Stille. Vorsichtige Nachfrage: „Oh, das tut mir leid. Bist du krank?“ Timon schaut aus verständnislosen blauen Augen „Nein, ich sterbe, wenn ich bald alt bin. Alle müssen das.“ Eine kluge Erkenntnis, mit der sich viele Erwachsene schwer tun: Trauer, Sterben und Tod sind oft Tabu-Themen. Wie unbekümmert Kinder dieses Thema bearbeiten und verarbeiten, zeigt das Projekt „Hospiz macht Schule“ des ehrenamtlichen Hospizdienstes der Caritas, das zum zweiten Mal Station macht an der St.-Johannes-Grundschule Wehrstapel/Eversberg.

Projekt

Eine Woche lang beschäftigen sich die 28 Schüler der Klasse 4 mit dem

Hospiz macht Schule: Projektwoche an der Grundschule Wehrstapel zum Thema Trauer.
Hospiz macht Schule: Projektwoche an der Grundschule Wehrstapel zum Thema Trauer. © Trudewind

Thema Tod und Trauer. Begleitet werden sie dabei von sechs ehrenamtlichen, ausgebildeten Trauerbegleitern der Hospizdienstes der Caritas. In der Woche sprechen die Kinder über Gefühle, lernen, wie man tröstet und klären auch einige Sachfragen: Was zum Beispiel mit dem Sarg passiert, wenn er in die Erde gelassen wird. Zum Abschluss besuchen die Kinder den nahegelegenen Friedhof und am Nachmittag gibt es ein Fest mit den Eltern. Die Kinder arbeiten in Kleingruppen und wenn es einem Kind zu viel wird, steht immer eine Helferin parat, die das Kind bei Bedarf aus der Gruppe nehmen kann. Die Woche mit den Kindern macht ihnen große Freude. „Ich nehme aus dieser Woche viel mit für meine ehrenamtliche Tätigkeit. Ich erzähle den Sterbenden von den schönen Gedanken der Kinder“, sagt Dorothee Müller-Czowalla.

Lehrer

Schulleiterin Christina Plett ist von der Projektwoche begeistert. „Das Thema Trauer ist Teil des Religionsunterrichts, aber so intensiv können wir uns nicht mit den Kindern beschäftigen.“ Erste Stunde Tod, zweite Mathematik, das funktioniere nicht. Im vergangenen Jahr fand die erste Projektwoche statt, die Skepsis der Eltern war damals groß. „In diesem Jahr wussten schon alle, was sie erwartet, und waren sofort dabei.“ Eltern und Kinder fühlen sich wohl.

Sponsoren

Das Projekt wird vom Lionsclub Bestwig/Olsberg mit 500 Euro unterstützt. Sabine Knipschild, Mitglied bei den Lions und Inhaberin des gleichnamigen Reiseunternehmens, stellte den Kontakt her. Sie ist Mutter und verlor 2017 innerhalb kurzer Zeit beide Elternteile. In dieser Zeit lernte sie, wie wichtig es ist, mit Kindern über Verluste zu sprechen. „Deshalb ist dieses Projekt mein Herzensprojekt und ich hoffe, dass wir noch viele weitere Ehrenamtliche und Schulen finden, die mitmachen.“

Tipps für Eltern

Daniela Jaworek, Koordinatorin des Hospizdienstes, rät Eltern folgendes:

1. Sprechen. Machen Sie den Tod nicht zu einem Tabu-Thema zu Hause.

2. Ehrlich sein. Geben Sie zu, wenn Sie die Antwort nicht wissen. Erklären Sie Ihre Sicht auf das, was nach dem Tod passiert. Helfen Sie Ihrem Kind dabei, eine Antwort zu finden.

3. Verstecken Sie Ihre Trauer nicht. Es ist okay, vor dem Kind zu weinen. Es spürt sowieso, wenn etwas nicht stimmt.

4. Nicht von Schlaf sprechen. Wenn Sie sagen, dass der tote Opa schläft, kann es dazu führen, dass Kinder Probleme beim Einschlafen bekommen.

5. Nehmen Sie das Kind mit zur Beerdigung. Auch Kinder möchten sich verabschieden. Aber wählen Sie eine Freundin oder einen Freund aus, der für das Kind da ist, wenn etwas sein sollte.

6. Kinderbücher. Es gibt sehr viele schöne Kinderbücher zum Thema Trauer. Zum Beispiel im Abteiladen im Kloster. Zwei Beispiele: „In meinem kleinen Herzen“ von Jo Witek und Christine Roussey und „Was mach ich nur mit meiner Trauer“ von Dagmar Geisler.

Ehrenamtliche gesucht

- Der Hospizdienst der Caritas bildet weitere Sterbebegleiter aus. Ein Infoabend findet statt am Montag, 28. Januar, um 18.30 Uhr in der Steinstraße 30 in 59872 Meschede.

- Der Hospizdienst begleitet Sterbende und Angehörige ehrenamtlich. Der nächste Kurs startet Samstag, 9. Februar. Besonders Männer werden gesucht.

- Kontakt: 0291/ 9 02 11 58, ahpp@caritas-meschede.de

Zitate aus dem Projekt:

  • Traurig sein, fühlt sich an, wie ein dicker Kloß im Hals. Der geht wieder weg, wenn ich mit Mama oder Papa rede. Die sagen mir dann schöne Sachen. Dann geht es mir wieder prima.“
  • „Mein Opa war ganz schön dick. Hoffentlich fällt
    er nicht aus dem Himmel.“
  • „Wenn man traurig ist, fühlt sich das traurig an. Das ist schwer zu erklären. Ich gehe dann in mein Zimmer und zeichne. Dann geht es mir besser.“
  • „Wenn jemand stirbt, macht man das Fenster auf, damit die Seele wegfliegen kann. Die Seele sind nämlich ganz viele kleine Gefühle, die
    immer um einen rum sind.“

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