Meschede. . Am Himmel über Meschede hat es nach Angaben der Behörden eine „schwere Störung“ gegeben. Zwei Flugzeuge kamen sich sehr nahe.
Am Himmel über Meschede hat sich eine gefährliche Annäherung zweier Flugzeuge ereignet: Beide Maschinen waren im Sommer wenige hundert Meter voneinander entfernt - und standen damit nur wenige Sekunden vor einem Zusammenstoß. Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung hat den Fall jetzt veröffentlicht. Sie stuft die Begegnung als „schwere Störung“ ein.
Überwiegend sonniger Tag
18. Juli 2018: Es ist ein Mittwoch, ein überwiegend sonniger Tag. Erst gegen Nachmittag ziehen ein paar Schleier- oder Quellwolken auf. Es sind gute Bedingungen für Starts und Landungen. Im Luftraum über dem Flugplatz Schüren kommt es zu einer Situation, die Piloten unbedingt vermeiden möchten. Es ist 17.15 Uhr, als sich die Routen eines Segelflugzeugs und einer Passagiermaschine kreuzen. Sie kommen sich sehr nahe.
Auf der einen Seite: ein Düsenjet mit 98 Sitzen vom Modell Embraer 190, ein bei Airlines beliebtes Modell für Mittelstreckenflüge. Auf der anderen Seite: ein Segelflieger vom Typ Schleicher ASK 21. Dabei handelt es sich um einen Doppelsitzer, der besonders gern für Schulungen eingesetzt wird.
Sicher gelandet
Der Hobbyflieger bemerkt die Passagiermaschine und reagiert. Er kommt sicher zur Landung. Danach schaltet er die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung ein. Dort heißt es: Er habe ein Verkehrsflugzeug bemerkt, „welches seitlich seinen Flugweg von links nach rechts kreuzte“. Seiner Schätzung nach habe der Abstand 300 bis 500 Meter horizontal und 100 Meter vertikal betragen.
Dazu sagt Bernd Martin, der Vorsitzende der Luftsportvereinigung Meschede: „Das ist knapp.“ Nach seiner Einschätzung drohen immer mehr solcher gefährlichen Begegnungen: Der Luftverkehr nimmt zu, es wird enger am Himmel.
Wenn kommerzielle Passagier- und Frachtmaschinen in den Landeanflug gehen und die Wolkendecke durchstoßen, können sie in einen Luftraum mit Segel- und Motorfliegern geraten. Bis heute gibt es keine gesetzlich vorgeschriebenen Warnsysteme, die davor warnen. Sie funktionieren nur bei großen Jets untereinander. Bei kleinerem Fluggerät hilft oft nur der Sichtkontakt.
Route ist nicht vermerkt
Dem LSV-Vorsitzendem ist der konkrete Vorfall nicht bekannt. Der Segelflieger muss demnach nicht in Schüren gestartet sein, sondern kann bereits eine gewisse Stecke unterwegs gewesen sein und von einem anderen Flugplatz stammen.
Woher die beteiligten Flugzeuge stammten und welche Routen sie hatten, ist in dem Bericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung nicht vermerkt. Nach Angaben der Behörde ermittelt, wie in solchen Fällen üblich, die Staatsanwaltschaft in Arnsberg. Sie konnte sich gestern trotz Nachfrage nicht zur Sache äußern.
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Vor allem Flugzeuge, die in Paderborn/Lippstadt, Dortmund und Münster/Osnabrück landen, gehen je nach Routing über Meschede in den Landeanflug. Dabei kann es zu gefährlichen Begegnungen mit Segel- und Motorfliegern kommen.
Nach Informationen dieser Zeitung hat sich ein weiterer ähnlicher Fall in diesem Sommer mit einem Privatpiloten aus Schüren zugetragen: Auch dabei kam es zu einer Annäherung auf bis zu 200 bis 300 Meter mit einer kommerziellen Maschine. Der Vorfall ist noch nicht in den Berichten der Bundesstelle für Fluguntersuchung erfasst.
Neben den Beinahe-Begegnungen gelten Drohnen inzwischen als einer der größten Gefahren für die Luftfahrt. Zunehmend sind sie trotz Verboten in gesperrten Lufträumen unterwegs. Am Flugplatz Schüren gab es allerdings noch keine derartigen Vorfälle.
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