Almert. . Schaulustige fahren mit ihren Autos bis auf die Felder in Almert - dabei zerstören sie die Saat der Landwirte. Aber es gibt noch mehr Probleme.
Als Anja Pape am Wochenende einen Schneespaziergang mit ihrer Familie auf der Almert unternimmt, steht ihnen auf einmal die freilebende Wisentherde gegenüber. Kein Einzelfall, weiß Reinhard Silberg, der in Almert geboren und aufgewachsen ist und auch immer noch im 14-Seelen-Dorf lebt.
Bereits mehrfach wurde die Herde in diesem Jahr schon im Stadtgebiet gesichtet. Für die Almerter wird das in jedem Winter zu einer Belastungsprobe: „Natürlich gibt es die Leute, die vorsichtig aus der Ferne beobachten“, sagt Reinhard Silberg dazu.
„Aber es gibt auch einige Schaulustige, die einfach mit dem Auto auf unsere Felder fahren, um möglichst nah an die Tiere ranzukommen und ein tolles Foto zu schießen“, erzählt er. „Das macht uns die ganze Saat kaputt.“
Über das Verhalten und die Rücksichtslosigkeit einiger Leute ärgert er sich. Aber das sei bei weitem nicht das einzige Problem.
Gefahr für Autofahrer
„Die Straße wird hier regelmäßig zugeparkt, Schilder werden ignoriert und einige Menschen laufen sogar mit Brötchen auf die Felder, um die Wisente zu füttern“, erinnert sich Reinhard Silberg. „Sie sind sich vielleicht nicht darüber bewusst, wie gefährlich das werden kann“, sagt seine Frau Mechthild Silberg dazu.
Sie leben gemeinsam schon seit vielen Jahren auf einem Hof in Almert. Die Sommermonate seien vergleichsweise immer ruhig. „Aber mit dem
Winter kommen dann auch die Wisente zurück“, sagt Mechthild Silberg. Zum ersten mal seien sie vor drei Wochen gesehen worden.
Teilweise kommen sie auch ganz nah an die Wohnhäuser heran. „Bis jetzt haben sie unseren Ort noch nicht durchquert, aber man weiß ja nie, was noch passiert“, sagt Silberg.
Mit den Wisenten hat die Familie jetzt bereits seit mehreren Jahren zu kämpfen. „Sie sind eigentlich mehr hier auf unserer Seite, als in Bad Berleburg“, sagt der Landwirt. Hauptsächlich hält sich die Herde - zuletzt waren es circa 21 Tiere in Almert - auf einer großen Wiese kurz hinter dem Ortseingang von Almert auf.
„Dort rennen sie dann auch immer über die Straße“, so Silberg. Nicht ganz ungefährlich für vorbeifahrende Autofahrer. „Es wurde ein Tempolimit von der Stadt Schmallenberg auf der Straße eingeführt. Das ist auch gut so. Bei Nebel sind die Tiere kaum rechtzeitig zu erkennen.“
Bedenken bei Spaziergängen
Und obwohl es bisher zu keinen schlimmen Unfällen gekommen ist, ist die Familie trotzdem verunsichert. Ein Spaziergang mit dem Hund sei, seitdem die freilebenden Wisentherde nach Almert gekommen ist, auch nicht mehr
ohne Bedenken möglich: „Wir haben schon einmal beobachtet, dass ein Wisent direkt los galoppierte, als es einen Hund sah. Wenn wir wissen, dass die Tiere hier sind, gehen wir jetzt lieber eine völlig andere Route, um ein Zusammentreffen mit der Herde zu vermeiden. Das Verhalten der Tiere kann man nicht voraussagen“, sagt Mechthild Silberg.
Aber die Gefahr für Autofahrer oder Spaziergänger und die Schaulustigen - die teilweise sogar aus Köln, Dortmund oder Siegen kommen - sei nicht das einzige Problem: Auch der Schaden, der durch die Tiere vor Ort entsteht, ist für die Familie gravierend. „Die Wisente machen uns die ganzen Bäume kaputt“, erzählt der Landwirt.
Auch er habe deswegen gegen den Trägerverein geklagt. Das Verfahren ruht, bis es eine endgültige Entscheidung gibt. Zuletzt war der Wisent-Fall am Bundesgerichtshof in Karlsruhe verhandelt worden, ein Urteil gab es bisher aber noch nicht.
Für das Ehepaar aus Almert steht jedenfalls fest: „Wir wünschen uns eine Zukunft ohne Wisente in Almert“, sagen sie. „Gegen die Tiere an sich haben wir ja überhaupt nichts. Sie sollen sich nur nicht hier in Almert aufhalten.“
>>>> INFO: Polizeieinsatz: Tiere stehen auf der Straße
Oft werde die Polizei nicht nach Almert gerufen, sagte Polizeipressesprecher Sebastian Held auf Nachfrage dieser Zeitung, Einsätze dort seien eher Einzelfälle: „Wir hatten einen Einsatz am vergangenen Wochenende, weil die Tiere auf der Straße standen. Es war aber nichts Dramatisches.“
Die Straße sei von der Polizei abgesichert worden, bis die Wisentherde weitergezogen sei. „Das war ein Einsatz von circa 15 Minuten“.
Darüber, wie viele Polizeieinsätze es aufgrund der Wisente schon gegeben hat, kann die Polizei keine Angaben machen: „Es gibt dafür keine gesonderte Statistik. Die Einsätze fallen alle unter ,Tiereinsatz’“, so Held.
Auch zu Autounfällen gebe es keine exakten Zahlen, da sie wie ganz normale Wildunfälle behandelt werden. Held betont: „Man sollte sich aber an die Warnungen halten und vorsichtig fahren, ähnlich wie bei Straßen, wo es zu normalem Wildwechsel kommt.“
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