Meschede. . Für alle Schüler am Städtischen Gymnasium in Meschede gibt es inzwischen MINT-Angebote. Die Schule will ausdrücklich den Forscherdrang fördern.

Mit Neugier und Forschergeist kommen die Fünftklässler in die neue Schule und erleben dort den Kulturschock: In Physik muss man Formeln lernen, Chemie gründet auf dem Periodenmodell und Informatik hat nur ganz wenig mit dem zu tun, was sie bisher täglich am Computer machen.

Das Städtische Gymnasium will diesen Forscherdrang erhalten. Seit 2014 ist es MINT-zertifizierte Schule mit Angeboten über alle Jahrgangs-Stufen. Doch vor allem bei den Kleinen setzen die Angebote an.

Fünftklässler haben die Wahl

„Alle Fünftklässler haben bei uns die Wahl zwischen MINT-Kursen, einem sprachlichen oder einem sportlichen Schwerpunkt“, erläutert Schulleiterin Claudia Bertels.

MINT-Schüler des Städtischen Gymnasiums beim Versuch, mit festgelegten Materialien einen möglichst hohen Turm zu bauen.
MINT-Schüler des Städtischen Gymnasiums beim Versuch, mit festgelegten Materialien einen möglichst hohen Turm zu bauen. © Privat

Eine Doppelstunde alle zwei Wochen ist dafür vorgesehen, ohne Noten und Klausuren, dafür mit Experimenten und spielerischem Wettstreit. „Wir wollen ja den Spaß an der Sache erhalten“, sagt Melanie Blome. Die Lehrerin für Physik, Mathe und MINT betreut mit ihren Kollegen die Gruppen.

Dabei geht es um Themen wie Wetter und Energie - in Solarkochern wurden schon Würstchen gebrutzelt. Die Schüler machen einen Mikroskopier- und einen Bunsenbrenner-Führerschein, sichern im Kriminallabor Fingerabdrücke oder bauen Gleitflieger. „Es gibt kein Richtig oder Falsch, man darf einfach drauflosexperimentieren.“

Mädchen holen auf

Während es anfangs vor allem Jungs waren, die den MINT-Schwerpunkte wählten, haben die Mädchen mittlerweile aufgeholt. Melanie Blome findet das wichtig, „wenn sie erst später dazustoßen, haben die Jungs schon einen Vorsprung.“ Denn auch, wenn in den Kursen natürlich kein Stoff nach Lehrplan vermittelt wird, so erhalten die Kurs-Teilnehmer doch schon mal einen Einblick in die MINT-Welt. Viele wechseln in der Mittelstufe in die Differenzierungskurse und AGs.

Auch da achtet das Gymnasium darauf, dass es unterschiedliche Schwerpunkte gibt: zum einen die eher technische Roboter-AG. Dort werden Roboter programmiert, die die Gruppe erfolgreich in landesweiten Wettbewerben antreten lässt.

Zum anderen gibt es die eher pädagogische MINT-AG, in der Schüler der Klassen 8 und 9 Experimente für Mädchen und Jungen aus dem Partnerkindergarten Kleine Wolke oder der Grundschule Unter dem Regenbogen vorbereiten und zu gemeinsamen Experimentiertagen einladen. Ein ganz anderer Ansatz.

Erster Chemie-Leistungskurs seit Jahren

„Wir hoffen natürlich, dass sich die Begeisterung für die Naturwissenschaften hält, wenn es in die Oberstufe geht“, sagt Claudia Bertels und verweist stolz auf den seit Jahren ersten Chemie-Leistungskurs. „Aber auch unsere Grundkurse bieten eine gute Voraussetzung fürs Studium.“

Und dass die Wirtschaft an Schülern und Studenten mit Begeisterung für die MINT-Fächer interessiert ist, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass gerade erst der Mutterkonzern von Arconic, früher Tital, 30.000 US-Dollar für den Kauf einer Wetterstation gespendet hat.

Wetterbericht als Hausaufgabe

Die dreht sich schon auf dem Dach der Schule und liefert Zahlen zu UV-Strahlung, Temperatur, Luftdruck, Windrichtung und -geschwindigkeit, Niederschlagsmenge usw.

Hier am Solarkocher brutzelten sogar schon Würstchen.
Hier am Solarkocher brutzelten sogar schon Würstchen. © Privat

Mit den dazugehörigen Smart-Wettersensoren können die Schüler selbst Werte auf dem Schulhof und in der Umgebung erfassen und direkt via Bluetooth auf dem eigenen Handy oder Tablet anzeigen lassen und auswerten.

„Eine tolle Möglichkeit, die auch fächerübergreifend funktioniert“, schwärmt Melanie Blome. Selbst im Englisch-Unterricht: Da müssen die Kleinen irgendwann einen Wetterbericht schreiben. Dafür können sie dann eigene Schuldaten nehmen.

Begehrte Nachwuchskräfte

MINT-Nachwuchskräfte fehlen, ob als Lehrer oder in der Wirtschaft, als gut bezahlte, gefragte Spezialisten. Das ist ein Grund für den MINT-Schwerpunkt. Aber nicht der einzige.

„MINT-Bildung bildet die Grundlage für die Teilhabe an unserer von Wissenschaft und Technik geprägten Welt im Sinne einer umfassenden Chancengleichheit und fördert kreativ-gestalterische Kompetenzen“, ist Melanie Blome überzeugt. Leider behält nicht jeder den Forschergeist aus Kindertagen. „Es gibt eben unterschiedliche Typen“, sagt Claudia Bertels. Die dürfen sich dann in den anderen Schwerpunkten beweisen.

>>>HINTERGRUND<<<

1 Was sind aktuell die größten Herausforderungen für eine moderne Schule?

Für uns als Gymnasium ist aktuell der „Umbau“ zu G9 eine große Herausforderung.

Claudia Bertels, Schulleiterin am Gymnasium der Stadt Meschede.
Claudia Bertels, Schulleiterin am Gymnasium der Stadt Meschede. © Archiv

Die Klassen 5 und 6 werden ab dem Schuljahresbeginn nach neuen Kernlehrplänen unterrichtet. Hierauf bereiten wir uns Lehrerinnen und Lehrer entsprechend vor. Der weitere Ausbau der digitalen Ausstattung und die Veränderungen des Unterrichts, die damit verbunden sind, sind ebenfalls eine Herausforderung. Unsere Lehrerinnen und Lehrer nutzen – je nach Fach – digitale Möglichkeiten schon in großem Maße, einige Kolleginnen und Kollegen haben allerdings Fortbildungsbedarf, dem wir nachkommen müssen.

2 Ist Lehrermangel für Sie ein Thema? Wo sehen Sie da Ihre größten Herausforderungen?

Lehrermangel ist für uns zurzeit kein Thema. Es gibt zwar einzelne Fächer, in denen die Besetzung knapp ist, das können wir aber intern oder auch mit Vertretungskräften auffangen. Neue Stellen, die wir hoffentlich im Sommer ausschreiben dürfen, werden wir aller Voraussicht nach besetzen können. Dies ist uns in der Vergangenheit auch immer gelungen.

3 Was wünschen Sie sich von Schülern und Eltern für die Zukunft?

Wir wünschen uns – wie auch bisher – Offenheit für alles Neue, aber auch eine offene Kommunikation miteinander, die Bereitschaft, sich auf die Schule einzulassen, und das Vertrauen, dass wir immer darum bemüht sind, das Beste aus jedem Kind „herauszuholen“.

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