Freienohl/Remblinghausen. . Pflegefreie Bestattungen sind in Meschede auch in Ortsteilen möglich. Dort werden Urnenhaine angelegt. Einen Friedwald wird es nicht geben.

Auch in den Ortsteilen sind künftig pflegefreie Bestattungen möglich. Die Stadt legt dafür Urnenhaine auf ihren Friedhöfen in Freienohl und in Remblinghausen an. Als Vorbild dafür dient der Urnenhain auf dem Nordfriedhof in Meschede.

Die Anlage eines Friedwaldes in Meschede schließt der zuständige Fachbereichsleiter Heinz Hiegemann definitiv aus: „Da denken wir gar nicht drüber nach.“ Die Konzepte ähneln sich schließlich.

Stark nachgefragt

Das Mescheder Urnenhain-Konzept ist überraschend stark nachgefragt. Wie bei einem Friedwald ist auch hier eine Urnenbeisetzung unter Bäumen möglich – und eben nicht klassisch mit Grabstein in einer Gräberreihe. Seit 2016 können sich Angehörige auf dem Nordfriedhof für diese schlichten Grabstätten an den Wurzeln eines Baumes entscheiden. Es war mit nur 10 Bestattungen im Jahr gerechnet worden, tatsächlich liegen sie inzwischen aber bei 60.

Ein Metallschild weist in dem Hain mit dem Namen und einer Verzierung auf den Verstorbenen hin. Das Konzept mit dezenter sakraler Kunst wurde gemeinsam mit der Schmiede der Abtei Königsmünster entwickelt. Ein wenig Grabschmuck kann inzwischen auf separaten Flächen an den Bäumen abgelegt werden.

Urnenhaine auch für Remblinghausen und Freienohl

„Das ist keine klassische Friedhofsfläche mehr, sondern eher ein Park“, sagt Hiegemann. Stadtverwaltungen aus ganz NRW, zuletzt aus Schmallenberg und Wermelskirchen, informierten sich schon vor Ort über dieses erfolgreiche alternative Bestattungs-Angebot.

Auch in Freienohl und in Remblinghausen gab es Nachfragen nach solchen pflegefreien Bestattungsmöglichkeiten. Deshalb will die Stadt jetzt dort kleine Urnenhaine anlegen. Beide Bezirksausschüsse stimmten dem Plan bereits zu.

In Freienohl sollen schon in diesem Winterhalbjahr Bäume dafür angepflanzt werden, erste Bestattungen sind ab Ende 2019 denkbar. In Remblinghausen rechnet die Verwaltung mit ein bis zwei Jahren für die Umsetzung, bis die ersten Beisetzungen von Urnen beginnen könnten.

Leichte Erreichbarkeit ist wichtig

Wichtig auf beiden Friedhöfen: Die Urnenhaine sollen durch Wege leicht erreichbar sein. Die Erreichbarkeit ist ein wichtiges Argument der Stadt gegen einen Friedwald: „Viele Ältere richten ihren Alltag am Besuch des Friedhofs aus“, sagt Heinz Hiegemann – der Besuch im Friedwald aber, irgendwo abseits gelegen, sei nur für jemanden erreichbar, der noch mobil sei. „Mit einem Rollator wird das schon katastrophal“, weiß er.

Bezahlbare Beisetzungen

Bürgermeister Christoph Weber betont, der Friedwald am Möhnesee beispielsweise sei mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwierig zu erreichen: Für Ältere wäre ein Besuch damit selten möglich.

Die Urnenhaine sind Teil des städtischen Friedhofskonzeptes. Sie haben auch einen finanziellen Hintergrund. Denn für Bestattungen müssen Gebühren bezahlt werden – und die müssen, wie bei allen Gebühren, insgesamt kostendeckend sein. Mit rund 280 Bestattungen im Jahr ist dies nur ein kleiner Gebührenhaushalt: Sinkt aber die Zahl der Bestattungen spürbar (etwa, weil auswärtige Friedwälder gewählt werden und diese Einnahmen fehlen), dann wird es schwierig, künftig überhaupt bezahlbare Beisetzungen vornehmen zu können.

20 Jahre um nichts kümmern

Denn die Ausgaben für den gesamten Friedhof müssen auf die Nutzer der Grabstätten umgelegt werden. Deshalb muss auf geänderte Wünsche eingegangen werden. Rund 2000 Euro kostet ein Grab im Urnenhain (1510 Euro seit Januar statt 1490 Euro im Jahr 2018, dazu 380 Euro an Herrichtungskosten). Dafür müssen sich Angehörige 20 Jahre lang um nichts kümmern.

In Freienohl gab es im Bezirksausschuss Kritik an der Höhe der Gebühr: Das sei zu teuer. Einige Freienohler würden stattdessen den Urnenhain auf dem Friedhof Rumbecker Holz in Hüsten wählen. Der sei auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen, die Kosten würden sich auf 1000 Euro belaufen. Heinz Hiegemann stellte allerdings klar, dass die Kosten nicht verglichen werden könnten, weil es auf die Zahl der Bestattungen insgesamt ankomme.

>>>HINTERGRUND<<<

Die Friedhofs-Gebühren steigen 2019 um rund 1 bis 2,6 Prozent. Beispiele: Für ein Erdgrabwahl (mit 30-jährigem Nutzungsrecht) von 1050 auf 1060 Euro. Für ein Urnenwahlgrab (20 Jahre) von 1100 auf 1130 Euro.

Eine Urnenkammer im Kolumbarium Wehrstapel (20 Jahre) kostet 3760 statt 3700 Euro, plus 300 Euro für Herrichtung.

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