Bestwig. . In Klausur mit Aloisia Höing. Sie ist vor 50 Jahren eine der Schwestern, die ins Bergkloster Bestwig zieht. Seitdem hat sich einiges verändert...

Als vor 50 Jahren das Bergkloster in Bestwig gebaut wurde, war Aloisia Höing eine der ersten Ordensschwestern, die dort eingezogen sind. Einige Jahre später wurde sie Noviziatsleiterin, dann Generalassistentin und schließlich Generaloberin der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel. 18 Jahre stand sie an der Spitze des Ordens. Wir haben uns mit ihr zum Interview getroffen und gemeinsam zurück, aber auch nach vorn geblickt.

WP-Redakteur Frank Selter in Klausur mit Schwester Aloisia Höing im Bergkloster Bestwig. 
WP-Redakteur Frank Selter in Klausur mit Schwester Aloisia Höing im Bergkloster Bestwig.  © Uli Bock

Was waren damals Ihre Beweggründe in den Orden einzutreten?

In meinem Heimatort Borken-Weseke waren Schwestern, die mich beeindruckt haben. Besonders ihre Nähe zur Gemeinde hat mir gefallen - sie gehörten einfach zu uns. Als ich aus der Schule kam, war ich glücklich, ins Schwesternhaus gehen zu können und dort zu arbeiten und zu wohnen. Das hat mich einfach froh gemacht. Der weitere Berufungsweg ist dann gewachsen. Das Gebet im Alltag war mir stets wichtig. Ich habe gespürt, dass es meine Welt ist. Die Entscheidung, nach einiger Zeit im Schwesternhaus in den Orden einzutreten, ist damals gemeinsam mit einer Freundin gereift, die mir schließlich ein Jahr später gefolgt ist. In den Orden eingetreten bin ich damals in Geseke, danach habe ich in Xanten eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht und später in Köln ein Studium zur Sozialpädagogin. Danach bin ich dann nach Bestwig gekommen.

Sie waren damals eine der ersten Schwestern im Bergkloster. Wie haben Sie die Anfänge in Bestwig erlebt?

Als eine große Baustelle. Es gab in den ersten Jahren viele Umzüge von einem Bauteil zum anderen, weil nach und nach immer neue Teile fertig wurden. Sehr lebendig habe ich noch den Bau der Kirche in der Erinnerung. Das war eine riskante Geschichte. Als die Eisenträger auf das Dach kamen, haben wir alle hier gestanden und gebetet. Es war eine Zeit, die mit viel Arbeit, vor allem aber mit viel Freude und Hoffnung verbunden war - eine schöne Zeit, weil wir ein gemeinsames Ziel hatten. Wir wollten ein Mutterhaus, das ein gutes Zuhause für die Schwestern wird.

Wie sind Sie dann 1996 Generaloberin geworden?

Bevor ich Generaloberin wurde, war ich fast 20 Jahre Noviziatsleiterin. Gewählt wurde ich danach zunächst als Assistentin von Generaloberin Schwester Christa Maria Henninghaus. Als nach ihrer Zeit eine Neuwahl anstand, haben mich die Schwestern gewählt - und ich habe Ja gesagt. Ich glaube, wenn einem etwas zugetraut wird, dann bekommt man auch die Kraft, es zu tun. Niemals wäre ich von mir aus Noviziatsleiterin und auch nicht Generaloberin geworden. Das Vertrauen der Schwestern und das Vertrauen auf Gott hilft hier unheimlich. Es gibt einem die notwendige Stärke und Kraft - und diese Kraft möchte man dann auch in den Dienst der Gemeinschaft stellen.

War das Amt eine große Herausforderung?

Ich hatte die damit verbundenen Aufgaben ja nie alleine zu bewältigen. Einer musste zwar das letzte Wort haben und Verantwortung übernehmen - aber die Entscheidungen erwachsen aus dem Miteinander. Natürlich gab es schwierige Situationen, Herausforderungen und auch Konflikte. Zumal in dieser Zeit die Phase kam, in der wir uns neu aufgestellt haben. Es gab für unsere Dienste und Einrichtungen nicht mehr so viele Schwestern, die Leitungsfunktionen übernehmen konnten, so dass wir weltliche Mitarbeiter eingestellt haben. Das war für die Schwesterngemeinschaft schwierig, weil es mit Gedanken verbunden war: „Auf einmal gehört uns das alles nicht mehr.“ Das war sicherlich ein schwieriger aber ein notwendiger Prozess.

Wie schwer war es, dieses Amt nach 18 Jahren wieder abzugeben?

Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich mich darauf gefreut, es abgeben zu können - allerdings nicht, weil ich es leid war, sondern weil ich dachte: Wenn du das Amt jetzt nicht abgibst, wer kommt dann nach dir? Ich wollte, dass eine jüngere Schwester das Amt übernimmt, weil ich denke, dass jeder das Recht hat, in guten Jahren eine solche Leitungsfunktion zu übernehmen. Und zu diesem Zeitpunkt hatten wir fähige junge Schwestern, die für das Amt zur Verfügung standen. Ich wollte mich nach den 18 Jahren im Amt aber auch nicht mehr unbedingt neuen Herausforderungen stellen. Die Visitationsreisen nach Bolivien, Brasilien, Rumänien und Mosambik sind ja auch körperliche Anstrengungen. Und außerdem sind 18 Jahre natürlich auch eine lange Zeit, in der sich Dinge einschleifen. Da ist es immer gut, wenn jüngere Menschen neue Ideen für die Gemeinschaft einbringen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Kirche?

Ein größeres und solidarischeres Miteinander von Amtskirche und Basis. Für mich ist es immer wieder beeindruckend, wie Papst Franziskus ganz wichtige Punkte des Glaubens mit der Gesellschaft, mit der Natur und mit unserem Leben zusammenbringt. Ich gebe der Theologin Prof. Dr. Johanna Rahner Recht, die ja zuletzt auch bei einer Veranstaltung bei uns im Bergkloster mehr Mitspracherecht für Laien in der Kirche gefordert hat. Ich würde das nicht dramatisieren - aber es ist an der Zeit für Veränderungen. Es gibt ja bereits einige gute Ansätze, wenn ich sehe, wie viele Frauen inzwischen an verantwortlicher Stelle in kirchlichen und seelsorglichen Ämtern sind.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Ordens?

Einmal würde ich mir wünschen, dass wir uns als Gemeinschaft weiterhin stützen, unterstützen und auf dem Weg bleiben. Es ist wichtig, dass wir in unserer Entwicklung nicht stagnieren, sondern immer wieder die Hoffnung haben, Neues zu beginnen. Zum anderen würde ich mir etwas wünschen, was sich alle Schwestern hier wünschen: Dass junge Frauen kommen, den Berufungsweg für sich erkennen und ihn gehen. Ich glaube nach wie vor, dass wir als Ordensgemeinschaft eine Existenzberechtigung in unserer Welt haben. Daher habe ich die Hoffnung, dass wir auch weiterhin positiv wahrgenommen werden.

Was waren ihre emotionalsten Momente?

Ganz emotional war für mich der Tod unserer Generaloberin während der Bauzeit unseres Hauses. Sie kam damals Pfingsten von einer Missionsreise zurück und ich erinnere mich noch sehr genau an dieses Bild: Das Feld Richtung Ostwig blühte goldgelb und sie kam mit dem Auto. Am nächsten Tag musste sie ins Krankenhaus und ist kurze Zeit später an den Folgen eines Virus gestorben. Das war ein Schock für uns alle. Positiv beeindruckt hat mich damals die Kirchweihe, an der mehr als 400 Menschen teilgenommen haben - darunter auch die Schwestern der französischen Gemeinschaft, von der wir seit 1920 getrennt wurden. Ihre Teilnahme war für mich ein schönes Zeichen von Gemeinschaft. Seitdem haben wir die Kontakte nach Frankreich immer wieder sehr intensiv gepflegt. Wir sind zwar zwei verschiedene Gemeinschaften, aber wir kommen aus einer Wurzel.

Wie haben Sie die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum des Bergklosters in diesem Jahr empfunden?

Es war ein sehr gutes Jahr. Wir hatten neben zahlreichen anderen Veranstaltungen sehr bewegende Schwesterntage, an denen wir uns intensiv Gedanken gemacht haben - über das Bergkloster an sich, über unsere Aufgaben, über unsere Berufung und über unsere Verantwortung heute. Das waren in meinen Augen inhaltlich sehr viele fruchtbare und Hoffnung machende Momente.

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