Meschede. . Mescheder Traditions-Imbiss Schlemmerstübchen schließt am Samstag. Inhaberin Andrea Schrade hört auf. Neuer Pächter übernimmt im Januar.

Nach fast 20 Jahren wirft Andrea Schrade (57) am Samstag zum letzten Mal die Fritteuse an: Das Schlemmerstübchen in Meschede schließt. Wer sich also persönlich von den Damen am Grill verabschieden möchte, sollte sich beeilen. Um 15 Uhr ist erst einmal Schluss.

Schlemmerstübchen
Schlemmerstübchen © Trudewind

Die gute Nachricht: Ein neuer Pächter hat bereits unterschrieben. Ein junger Mann aus dem Sauerland wird den Imbiss in der zweiten Januarhälfte wiedereröffnen und sich dann auch persönlich den Kunden vorstellen. Teil der Übergabe wird auch das Rezept für Klaus Berneckers Currysoße sein. Das Sößchen hat in Meschede viele Fans. Schrade verrät nur zwei Zutaten: „Viel Liebe und viel Rühren.“

Das Schlemmerstübchen ist eine Institution in der Mescheder Innenstadt. Anfangs stand die Bude vor dem Ufer-Palast, betrieben von Klaus Bernecker. Später zog das Schlemmerstübchen in das heutige Lokal am Ruhrplatz. Am 2. Januar 1999 übernahm dann Andrea Schrade den Betrieb von ihrem Onkel. Zur Eröffnung punktete sie mit einem grandiosen Angebot: Pommes für ‘ne Mark. Damals war auch noch ihre Mutter Edith Bernecker mit an Bord. Die heute 81-Jährige stand in der Abschlusswoche noch einmal am Grill. „Zur Feier des Tages“, wie Schrade sagt.

Wunsch in Erfüllung gegangen

Im Laufe des Jahres fällte Andrea Schrade den Entschluss: Ich höre auf. „Der Pachtvertrag läuft nach 20 Jahren aus – und die Gesundheit hat jetzt Vorrang“, erklärt die 57-Jährige. Um ihre eigene Zukunft macht sie sich keine Sorgen. Sie sei Arbeit gewohnt. „Wenn ich wieder richtig gesund bin, stelle ich meine Arbeitskraft gern anderen zur Verfügung.“

Ihr Wunsch, im laufenden Betrieb zu übergeben, ging nun zum Jahresende in Erfüllung. Die Erleichterung ist der Chefin anzusehen. Immer wieder fragten die Kunden: Wie geht es weiter? Nun gibt es darauf eine Antwort. „Ich danke meiner Familie und meinen vier Mädels im Geschäft, weil sie mir bis zum Schluss zur Seite standen.“

Wehen nach Pommes Mayo

Andrea Schrade wird ihre Kunden vermissen und ihre Kunden das schallende Lachen. „Das war hier ja keine steife Angelegenheit.“ Und so wird sie sich auch gern an schöne Geschichten wie diese erinnern: Unter Schwangeren kurz vor dem Entbindungstermin galt das Schlemmerstübchen als Geheimtipp, da nach „ein Mal Currywurst, Pommes, Mayo“ die Wehen einsetzen. „So haben wir schon mehrere Babys auf die Welt geholt“, sagt Schrade und lacht. Eine Mutter kam einige Tage nach der Geburt sogar vorbei, setzte das Baby auf den Tresen und sagte: „Guck’ Henri, hier wirst du nun dein Leben lang umsonst Pommes essen dürfen.“

>>>Hintergrund<<<

Klaus Bernecker, Andrea Schrades Onkel, machte sich nach dem Schlemmerstübchen mit der Gastwirtschaft „Altes Backhaus“ in der Mescheder Zeughausstraße selbstständig. Später übernahm er dann die Wirtschaft „Gasthof zur Post“ in Olsberg.

Das Schlemmerstübchen stand erst vor dem Ufer-Palast, wo heute das Pressehaus steht. Als Ende der 80er neu gebaut wurde, wurde der Imbiss mit einem Kran über die Sparkasse hinweg etwa an die Stelle gesetzt, wo heute das Modegeschäft „Stilecht“ ist.

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