Advent 2017: Die Meschederin hat Existenzängste. Sie hatte einen Unfall und lebt von Arbeitslosengeld und dem Ersparten - bis die Caritas hilft.

Ich habe vorher noch nie jemanden um Geld gebeten oder überhaupt Geldsorgen gehabt. Ich habe immer gearbeitet und auch meine Kinder allein erzogen. Doch letztes Jahr um diese Zeit… Ich weiß nicht, was mit mir passiert wäre, wenn mich die Caritas nicht unterstützt hätte. Ich hatte einen Unfall und war dadurch arbeitsunfähig. Kurz vorher hatte ich noch meine alte Stelle gekündigt, weil ich eine neue in Aussicht hatte. Die konnte ich dann natürlich nicht antreten.

Heute geht es unserer Gesprächspartnerin wieder gut. Sie hat ihr gemütliches Heim adventlich dekoriert und geschmückt. Vor einem Jahr saß sie hier vor einem Berg von Problemen. Dann erhielt sie Hilfe durch die Caritas.
Heute geht es unserer Gesprächspartnerin wieder gut. Sie hat ihr gemütliches Heim adventlich dekoriert und geschmückt. Vor einem Jahr saß sie hier vor einem Berg von Problemen. Dann erhielt sie Hilfe durch die Caritas. © Ute Tolksdorf

Ich musste von Krankengeld und später von Arbeitslosengeld I leben. Mit meinen 1400 Euro war ich zuvor allein gut klargekommen. Ich brauche nicht viel. Doch dann blieben mir nur noch 750 Euro im Monat. Ein Jahr lang hielt ich mich mit meinem Ersparten über Wasser, doch dann liefen mir die regelmäßigen Kosten, wie Miete, Auto und Medikamente für mein Haustier davon. Und dann ging auch noch das Auto kaputt.

Kein Geschenk für die Kinder

Es ging auf den Advent zu. Auch meinen erwachsenen Kindern hätte ich gern etwas geschenkt, zumal die Große gerade schwanger war. Ich hatte echte Existenzängste. Mich quälte die Sorge, dass ich meine Wohnung und mein Tier abgeben und mit Mitte 40 wieder bei meinen Eltern einziehen muss. Ich saß wie in einem tiefen Loch. Durch Zufall erfuhr eine Bekannte von meiner Not, und die fragte mich, ob sie meine Kontaktdaten an die Caritas weitergeben dürfe.

Ich stamme selbst aus einem Dorf, von dort kenne ich es nicht, dass es Gruppen wie die Caritas gibt. Am Anfang habe ich auch gedacht, dass Gabi (*Name von der Redaktion geändert) mir nur zuhören will. Doch dann legte sie einen Umschlag auf den Tisch. Das hat mich umgehauen. Das konnte ich doch nicht annehmen! Sie war doch ein wildfremder Mensch. Ich habe mich so geschämt. Aber Gabi hat gesagt, das sei schon in Ordnung. Es gebe im Ort Menschen, die gerade für solche Zwecke Geld spendeten. Ich habe die ganze Zeit erzählt und geweint.

Regelmäßige Kontakte

Gabi meldete sich regelmäßig weiter. Sie erkundigte sich, wie es mir geht, bot ihre Hilfe an, nannte mir Beratungsstellen und erklärte mir, wie ich Wohngeld beantragen kann. Sie spricht dabei immer von „wir“. „Können wir dir etwas Gutes tun“, fragte sie. Als meine Waschmaschine kaputt ging, rief sie mich an und sagte: „Komm gleich mal bei mir vorbei, aber mit leerem Kofferraum.“ Ich weiß nicht wie, aber irgendwie hatte sie für nur 80 Euro eine fast neue Waschmaschine organisiert. Mir fiel mal wieder ein Stein vom Herzen. Und als sie erfuhr, dass meine Tochter ein Baby erwartete, stand sie plötzlich mit einer Erstausstattung vor der Tür.

Mit ihrer Unterstützung – und damit meine ich nicht nur das Geld und die Sachleistungen - ging es auch bei mir bergauf. Mein Bein begann endlich zu heilen. Drei Monate habe ich Medikamente gegen die Depression genommen, dann hatte ich auch das wieder im Griff. Und zu Weihnachten hatte ich dann auch genug Geld, um meine Kinder zu besuchen, die rund 200 Kilometer entfernt wohnen. Das war ein ganz besonderes Fest, vor allem, weil ich vorher so tief unten war.

Seit vier Monaten wieder im Job

Seit vier Monaten arbeite ich wieder. Ich bin sehr zufrieden. Bis heute halten Gabi und ich Kontakt. Ich habe ihr meine Hilfe angeboten, wenn ich die Caritas irgendwie unterstützen kann. Ich weiß heute, dass jeder mal in ein solches Loch fallen kann. Und man muss sich nicht schämen, Hilfe, die einem dann angeboten wird, auch anzunehmen.

Ich würde mir wünschen, dass die gute Arbeit der Caritas viel bekannter wird. Gerade jetzt im Advent sollte man daran denken, dass es viele Menschen gibt, denen es nicht so gut geht, die aber auch gern schöne Weihnachten verbringen möchten. Aber auch sonst lohnt es sich, im Blick zu behalten, wie viel Freude man bereiten kann, wenn man von dem, was man übrig hat, etwas abgibt.

zusammengefasst von Ute Tolksdorf

>>>HINTERGRUND

Unsere Gesprächspartnerin lebt in einem Ortsteil von Meschede. Weil sie Angst hat,
dass man im Ort schlecht über sie redet, möchte sie lieber
anonym bleiben.

Auch den Namen der Caritas-Beraterin haben wir aus diesem Grund geändert.

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