Meschede. . Ein Wolf soll in Wennemen einen Damhirsch gerissen haben. Das Thema wird im Ort diskutiert. Die Untersuchung zeigt ein verblüffendes Ergebnis.

In Senne ist er schon, im Kreis Wesel auch. Doch in Wennemen war es erneut kein Wolf. Dort war am 28. November ein Damhirsch in einem Gatter gestorben. Besitzer Josef Babilon war anfangs überzeugt, dass der Wolf der Verursacher war. Jetzt hat ihm das Landesumweltamt das anderslautende Ergebnis zugeschickt. Danach starb der Hirsch an einer Magenerkrankung. Füchse machten sich anschließend an dem Kadaver zu schaffen.

Zehn Meter weit geschleift

Babilon hatte das 70 Kilogramm schwere Tier gefunden. Zwischen acht Uhr abends und acht Uhr morgens sei er gerissen worden, vermutete er. Angeblich, so hieß es im Ort, sei er zehn Meter weit geschleift worden. Das könne nur ein Wolf, und dieser habe auch sieben Kilo Fleisch aus dem toten Tier her­ausgefressen.

Wolfsberaterin Heike Herrmann war auch vor Ort und hatte die Spuren aufgenommen. Wie das kriminaltechnische Team beim Tatort sammeln die lokalen Experten nur das Material: Haare, Kot oder Blutspuren und liefern ihre Dokumentation direkt weiter ans LANUV, ans Landesamt für Umwelt- und Naturschutz. Sie bewerten die Spuren nicht, das bleibt den Fachleute des LANUV überlassen.

33 Nutztierrisse im Jahr 2018

Auf der Seite wolf.nrw.de hat das LANUV alle bestätigten Wolfssichtungen in NRW und die Nutztierrisse aufgelistet.

Auch der Damhirsch aus Wennemen taucht dort bis gestern noch als „nicht bestätigt“ auf.

Insgesamt gab es in diesem Jahr in ganz NRW 29 Wolfnachweise, die meisten (16) kamen aus dem Kreis Wesel, meist handelte es sich um Nutztierrisse (Schafe).

In der Nähe von Meschede gab es bisher nur zwei bestätigte Wolfsnachweise, beide aus dem Jahr 2017. Im Februar wurde ein Wolf in Brilon gesehen und im Mai in Bad Berleburg.

Von insgesamt 33 Nutztierrissen , die dem LANUV im Jahr 2018 als möglicherweise vom Wolf verursacht, gemeldet worden waren, bestätigten sich 16.

Sieben konnten Hunden zugeordnet werden. Die anderen waren „uneindeutig“, „Falschmeldungen“ oder sind noch „in Bearbeitung.

Der tote Damhirsch war direkt ins Chemische Veterinär-Untersuchungsamt nach Arnsberg geliefert worden. „Dort wird dem Tier dann das Fell abgezogen. So können die Experten viel genauer als ich untersuchen, ob es zum Beispiel den für den Wolf typischen Kehlbiss gab“, erläutert Heike Herrmann.

Dieses Ergebnis liegt nun vor. Der für den Wolf typische Kehlbiss fehlte. Laut Wilhelm Deitermann von der Pressestelle des LANUV starb der Hirsch an einer Pansenazidose oder Übersäuerung des Pansens. „Das ist eine Stoffwechselstörung bei Wiederkäuern infolge strukturarmer Fütterung.“ Im Anschluss hätten sich wahrscheinlich Füchse am bereits toten Tier zu schaffen gemacht. Die Abstrichproben, die Heike Herrmann genommen hatte, würden daher auch nicht weiter genetisch untersucht. Das Verfahren ist relativ teuer.

Tierhalter wird per Post informiert

Laut Dr. Ingrid Hucht-Ciorga vom LANUV gab es auch keine Schleifspuren. Diese seien bei der Dokumentation vor Ort durch die Wolfsberaterin nicht bestätigt worden. Der abschließende Befundbericht liege ihr vor nun vor, schrieb sie und werde dem Tierhalter per Post zugesandt.

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Heike Herrmann, die als Wolfberaterin gehalten ist, sich zu konkreten Fällen nicht zu äußern, gab außerdem zu bedenken: „Der Wolf ist schlau. Er scheut das Risiko. Das Tier überlegt sich genau, bei welcher Beute er einen Angriff wagen kann, möglichst ohne selbst verletzt zu werden.“ Deshalb meide er auch den Menschen. Am liebsten fresse er Wild. „Dabei sucht er sich die schwachen Tiere aus, frisst kranke und alte Rehe oder holt sich beispielsweise bei Wildschweinen die Frischlinge.“

Ein gesunder 70-Kilo-Damhirsch mit Geweih ist ihrer Meinung nach ein viel zu wehrhafter Gegner, als dass der Wolf sich darauf einlassen würde.

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