Bestwig. . An anderen Bahnhöfen gibt es Burger aus der Systemgastronomie. In Bestwig dampft deftige Hausmannskost auf den Tellern. Und das kommt an.
Jahrelang hatten Bahnmitarbeiter am Bestwiger Bahnhof einen Platz, um sich auszuruhen und um Mittags etwas Warmes zu essen, doch dann entschied sich die Deutsche Bahn dazu, die Kantine am Bahnhof dicht zu machen.
Aus Sicht der Bahn war dort einfach nicht mehr ausreichend Personal stationiert. Dass Bahnangestellte und - auch jeder andere Besucher - am Bestwiger Bahnhof immer noch warmes Mittagessen bekommen, ist Ernst Fischer zu verdanken.
Chance ergriffen
„Als die Bundesbahn sich im Jahr 2001 zurückzog, habe ich die Chance ergriffen und in der ehemaligen Kantine die Essbahn eröffnet“, sagt Fischer, der in Nuttlar auch ein Fleischfachgeschäft betreibt.
Die Essbahn ist heute zwar keine Kantine der Deutschen Bahn mehr, der Kantinen-Charakter aber ist geblieben: Die Einrichtung ist rustikal und das Essen deftig. „Saftiger Schweinebraten, dazu Kartoffelklöße und Rotkohl“ steht an diesem Tag auf dem Speiseplan - und den Gästen, die zur Mittagszeit fast alle Tische besetzen - schmeckt es. „Wir setzen auf Fleisch- und Wurstspezialitäten aus eigener Produktion“, so der Inhaber.
Deftige Hausmannskost
Gekocht werde, was sich die Leute eher seltener allein zu Hause machen - und das sei eben die deftige Hausmannskost. „Wir haben hier zu 70 Prozent Stammgäste, die sagen, dass es sich für sie alleine zu Hause gar nicht lohnt, so etwas zu kochen“, berichtet Fischer. Die Essbahn wird um die Mittagszeit für viele so auch zu einem Treffpunkt. Man kennt sich untereinander. Neben Gästen, die in der Umgebung wohnen, kommen aber auch weiterhin Bahnangestellte zum Essen in die Essbahn.
100 bis 120 Mittagessen
Sie bekommen zwar nicht mehr - wie früher - vergünstigtes Essen, aber Ernst Fischer hat darauf geachtet, dass die Preise für alle human sind. Zwischen 3,75 bis 5,75 zahlt man für das Mittagessen. Zwei Gerichte gibt es zur Auswahl, die werden täglich - außer sonntags, da hat die Essbahn geschlossen - frisch von einer Köchin zubereitet. „Die Bahnangestellten freuen sich, dass sie hier bei uns noch frisch gekochtes Essen bekommen, an den anderen Bahnhöfen gibt es fast nur noch Systemgastronomie“, berichtet Fischer.
100 bis 120 Mittagessen gehen pro Tag in der Essbahn über die Theke. In den Stoßzeiten ist der Inhaber, der zwischen Restaurant und Fleischfachgeschäft pendelt, selbst da und fasst bei der Ausgabe der Essen mit an.
Morgens um 6 Uhr geht’s los
Auch, wenn es Mittags ganz klar am meisten los ist, kommen die Gäste den ganzen Tag über. Bereits im 6 Uhr öffnet die Essbahn, dann wenn die ersten Leute in die Züge steigen, um zur Arbeit zu kommen. „Wir bieten hier schon früh morgens Kaffee und Brötchen an, das nutzen zum einen die Bahnreisenden, aber auch die Leute, die hier in der Nähe arbeiten oder mit dem Auto auf dem Weg zur Arbeit sind, stoppen bei uns“, so Fischer.
Warmes Plätzchen
Die Lage direkt am Bahnhof beschreibt der Inhaber als Vorteil: „Wenn zum Beispiel ein Kegelclub oder eine größere Gruppe einen längeren Aufenthalt am Bahnhof hat, merkt man das schon, die kommen dann auch auf ein Getränk rein.“ Gleiches gelte, wenn sich Wartezeiten durch Betriebsstörungen wie Zugausfälle verlängern.
Gerade im Winter, wenn es draußen kalt ist, suchen die Reisenden dann ein warmes Plätzchen und bestellen zum Beispiel einen Kaffee oder auch ein Bier. Wenn Züge ausfallen, sind die meisten Leute in der Regel genervt, das Personal der Essbahn leide darunter aber nicht: „Uns macht hier natürlich keiner verantwortlich, den Frust kriegt ganz klar das Bahnpersonal ab“, sagt Fischer.
Nie bereut
Übrigens: Die Namenswahl für die Restaurant-Kantine ist Ernst Fischer ganz leicht gefallen. „Es lag ja auf der Hand, wir sind hier direkt am Bahnhof, es gibt was zu essen, also passt Essbahn einfach“, sagt der Inhaber ganz pragmatisch. Bis heute habe er nie bereut neben dem Fleischwarenfachhandel auch das Restaurant eröffnet zu haben: „Die Arbeit macht mir nach wie vor Spaß.
Der Umgang mit den Leuten ist einfach schön und wenn denen dann auch noch mein Essen schmeckt, ist es noch schöner“, sagt Fischer noch, bevor er sich wieder seinen Gästen zuwendet.
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