Meschede. Vater Friedel Becker lebt die Leidenschaft für das Bäckerei-Handwerk vor. Der Familienbetrieb zeigt, wie die Betriebsübergabe funktionieren kann.

Kein Druck auf den Nachwuchs ausgeübt und gleichzeitig immer vermittelt, dass man seine Arbeit mit Leidenschaft macht. In der Nachfolgefrage offenbar alles richtig gemacht hat Friedel Becker. Seine Tochter Katharina schloss die Bäckerlehre ab und wird Bäckerei und Café übernehmen. Noch gibt es keinen festen Zeitplan: „Erstmal stehen Gesellenjahre und dann die Meisterprüfung an“, sagen Vater und Tochter.

Abschluss als Jahrgangsbeste

Aufnahme aus dem Familienalbum: Bäcker Becker an der Warsteiner Straße.
Aufnahme aus dem Familienalbum: Bäcker Becker an der Warsteiner Straße. © Privat

Katharina Becker ist 23, ihr Vater Friedel 56, Mutter Angelika 50. Ein paar Jahre bleiben ihr also die Eltern vor der Übernahme noch als Rückhalt. „Das ist schon beruhigend“, sagt die junge Frau, die sich schon als Kind gern in der Backstube aufgehalten hat. „Das war ja immer ein Familienbetrieb. Am Anfang war auch meine Oma noch im Laden.“ Die Zwillinge, Katharina hat noch eine Schwester Luisa, gehörten wie selbstverständlich dazu. Doch nach der Realschule machte Katharina Becker erst das Fachabitur für Erziehung in Arnsberg, bevor sie mit der Bäckerlehre bei der Firma Hahne in Oeventrop begann. Als eines von vier Mädchen saß sie in der Berufsschulklasse. „Nur ich bin übrig geblieben“, erzählt sie und der Vater ergänzt stolz: „als Jahrgangsbeste.“ Für den Leistungswettbewerb trat die junge Frau dann erst auf Kammer – und dann noch auf Landesebene an. Der Bäckerberuf liegt ihr.

Frühes Aufstehen kein Problem

Friedel und Katharina Becker zusammen in der Backstube.
Friedel und Katharina Becker zusammen in der Backstube. © Privat

Auch mit den Widrigkeiten, dem frühen Aufstehen hat sie keine Probleme. „Das kenne ich ja.“ Im Gegenteil, sie schätzt es, dass der Arbeitstag relativ früh endet – um 12 Uhr. Dafür beginnt er für sie, ihren Vater und noch zwei Gesellen, eine Konditorin und einen Bäcker, um drei Uhr morgens. „Es ist schön schon morgens gemeinsam in der Backstube zu stehen“, sagt sie. „Da wird auch immer schon mal gefrotzelt, gern über Fußball“, berichtet die Meschederin, die selbst lange für den SSV Meschede gespielt und als Schiedsrichterin gepfiffen hat. „Wir sind alle vier Fans verschiedener Vereine. Da gibt es schon mal unterschiedliche Ansichten“, sagt sie und neckt ihren Vater freundschaftlich. Die beiden verstehen sich gut.

Baguette, dunkle Brotsorte und Croissants

Doch vor allem mag sie es, dass sie am Ende eines Arbeitstages sieht, was sie geschaffen hat. Katharina Becker arbeitet gern mit Teig, probiert neue Kreationen aus. „Kathis Körnies“, Brötchen mit einer Mais-Cornflakes-Mischung, liegen bereits zum Verkauf. Gern würde Katharina Becker noch andere Betriebe von innen sehen oder auch noch mal ihren Austausch mit Frankreich wiederholen. „Das war so toll, davon schwärme ich heute noch“, berichtet sie lebhaft. „Die Franzosen lassen sich bei allem viel mehr Zeit, und es gibt auch nur Baguette, eine dunkle Brotsorte und Croissants. Die Leute kommen alle mittags noch mal in den Laden, um sich mit frischem Brot einzudecken. Und was die an Konditorwaren machen, ist fantastisch.“

Reine Dinkel- und Roggenbrote im Angebot

Doch auch das deutsche Bäckerhandwerk brauche sich nicht zu verstecken. Und gegen die Konkurrenz der Discounter helfe nur: Qualität und Fachwissen. „Viele Kunden haben heute Allergien und müssen genau wissen, welche Zusatzstoffe in den Backwaren sind.“ Auch Bäcker Becker bietet reine Dinkel- und Roggenbrote an.

Vierte Generation

Friedel Becker hat sich gefreut, als sich seine Tochter entschied, das Geschäft weiterzuführen, immerhin in der vierten Generation. Gedrängt hätte er sie nicht, „das haben auch meine Eltern bei mir nicht gemacht. Aber ich bin immer mit gutem Beispiel vorangegangen“, ist er überzeugt. Jetzt freut er sich über neue, frische Ideen und dass er weiter in die Zukunft investieren kann.

Sieben Bäckereien in Meschede

Zur Zeit sind 49 Betriebe in der Bäckerinnung Hochsauerland organisiert. In Meschede (7): Abtei Königsmünster, Friedrich Becker, Franzes GmbH, Elisabeth und Petra Frings, Friedrich-Albert Kremer, Ernst Polle und Wilhelm Schrage. In Schmallenberg (5): Blanke & Richert, Gebrüder Dommes, Michael Rittmeier, Hermann Schrage, Tismes Bäckerei/ Café. In Bestwig (4): Bäckerei Adolph, Jörg Liese, Bäckerei Hamich, Rolf Schlüter. In Eslohe (2): Mühlenbäckerei und Landbäckerei Sommer.

Handwerkskammer hilft bei Unternehmensübergabe

Als Ansprechpartner für Unternehmensübergaben hilft die Handwerkskammer, insbesondere bei arbeitsrechtlichen Fragestellungen. Als Ansprechpartner für Unternehmensnachfolge steht bei der Handwerkskammer auch der betriebswirtschaftliche Berater Ulrich Dröge ( 02931/877 116) zur Verfügung.

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