Meschede/Bestwig. . Die Hände von Elke Hille versteiften, alltägliche Handgriffe fallen ihr schwer. Jetzt hilft ihr 3D-Technik aus Meschede - und eine kluge Idee.

Seit ihrem 18. Lebensjahr leidet Elke Hille (52) an Polyarthritis. Ihre Hände versteiften immer mehr. Schon alltägliche Handgriffe wie ein Brot zu schmieren, fallen der behinderten Frau schwer, da sie kein Messer halten kann. Geholfen wurde ihr nun durch 3D-Technik aus Meschede und dem Team um eine pfiffige Ergotherapieschülerin an der Bestwiger Bildungsakademie für Therapieberufe.

Der Fall

Elke Hille (52) zieht bald in ein Wohnheim. Bislang lebt die Frau mit Behinderung jedoch bei ihrer Mutter, das wird aus Altersgründen bald nicht mehr möglich sein. Elke Hille arbeitet in der Arnsberger Caritas Werkstatt.

Dort traf sie nun auch auf Alina Vielhaber (20), Ergotherapie-Schülerin an der Bildungsakademie für Therapieberufe in Bestwig. Zusammen mit dem Werkzeugmacher Christian Karla und Anleiter Thorsten Schulte-Niemand überlegten sie sich, wie sie Elke Hille helfen können.

Die Lösung

Alina Vielhaber gab Elke Hille eine weiche Tonrolle in die Hand, sie sollte den Ton halten, wie den Griff eines Messers. So erstellten sie eine ergonomische, individuelle Griffhilfe.

Der Scan der Griffhilfen im Computer.  
Der Scan der Griffhilfen im Computer.  

Der Plan war, diesen Abdruck schließlich einzuscannen, um ihn dann auf dem 3D-Drucker in der Werkstatt auszudrucken. Hier kam dann der 3D-Experte Antonius Köster (53) aus Meschede ins Spiel.

In seiner Firma, der Antonius Köster GmbH, gehört das dreidimensionale Vermessen zum Tagesgeschäft. Kösters Scanner tastete den Tonabdruck ab. Gleichzeitig nutzte er die Zeit, um Karla und Vielhaber die weitere Software zu erklären. Mit den Daten aus Meschede konnte schließlich die Griffverdickung in Arnsberg gedruckt werden.

Herausgekommen ist ein Griff-Prototyp aus Kunststoff, in den ein Messer gesteckt werden kann. „Der Griff kann natürlich jetzt auch für andere Werkzeuge genutzt werden“, so Köster.

Die Reaktionen

Schülerin Alina Vielhaber (20) aus Neheim: „Es war schön zu sehen, wie sehr sich Elke gefreut hat.“ Auch ihre Ausbildungsleiterin Nicole Einwohlt ist begeistert: „Genau das ist das Ziel der Ergotherapie: Wir möchten den Menschen den Alltag erleichtern und sie befähigen, eine größtmögliche Selbstständigkeit und Teilhabe am Leben zu erfahren.“

Auch in der Caritas-Werkstatt sorgte dieses unkonventionelle Vorgehen für Aufsehen: „Für uns war diese Sache eine Premiere“, sagt Anleiter Thorsten Schulte-Niemand (Caritas). „Es ist schön, dass wir mit dieser neuen Technik unseren Mitarbeitern in der Werkstatt helfen können. Das möchten wir gern ausbauen.“

Das Unternehmen

Die Medizinbranche gehört zu Kösters größten Kunden. „Wir arbeiten zum Beispiel mit einem Orthopädiehaus zusammen, das Helme für Menschen herstellt, die am Hirn operiert wurden.“

Der Mescheder Unternehmer Antonius Köster
Der Mescheder Unternehmer Antonius Köster © Archiv

Die Köpfe werden von Scannern der Köster GmbH abgetastet und anhand der Daten erstellt das Orthopädiehaus einen Helm, der aus zwei Schalen besteht, um die empfindliche Stelle zu schützen.

Erst kürzlich rief eine Kundin an, die einen solchen Helm für ihren Sohn suchte, der eine Schädelverletzung hatte. Die Zukunft sieht Köster in diesen individuellen Anpassungen. Erst kürzlich rief eine Kundin an, die einen solchen Helm für ihr Kind mit einer Schädelverletzung suchte. Die Zukunft sieht Köster in diesen individuellen Anpassungen. Die Firma verkauft nicht nur Scanner, Software sondern bildet auch die Kunden in digitaler Fertigung aus.

>>>HINTERGRUND<<<

Nachwuchs gesucht: „Für unseren Beruf gibt es keine Ausbildung. Deshalb suchen wir immer technik- und computeraffine Leute, denen wir die 3D-Technik beibringen“, sagt Antonius Köster. Er selbst ist gelernter Modellbauer. Im Idealfall sind es Hochschulabsolventen aus der Medizintechnik oder dem Maschinenbau mit Erfahrungen in der Fertigung und fortgeschrittenen PC-Kenntnissen. Gern würde er auch Orthopädietechniker beschäftigen, um auf deren Know-how aufzubauen. „Denn gerade auf diesem Sektor tut sich eine Menge.“

Momentan hat das Unternehmen acht Angestellte plus Chef. Das Team besteht aus 3D-Applikationsingenieuren, Anwendungstechnikern und Marketing-Experten.

Vo 13. bis zum 16. November stellt die Antonius Köster GmbH & Co. KG auf der Messe „Formnext“ in Frankfurt am Main aus. Diese Messe vereint 3D-Technik und konventionellen Fertigungstechnologien. Im vergangenen Jahr kamen mehr als 20.000 Besucher. Info: www.innovative-cad-cam-solutions.com

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