Bestwig. 26 Jahre ist es her, als Frank Elsner und Thomas Röring zum letzten Mal im „Lorien“ aufgelegt haben. Wir waren mit ihnen noch einmal dort.

Während sich hinter ihrem Rücken auf der B7 mal wieder der Verkehr staut, tauchen Frank Elsner und Thomas Röring wenige Meter entfernt in ihre Vergangenheit ein: Die rustikale Holztür der ehemaligen Disco „Lorien“ steht offen. Nur vier Stufen sind es, dann am alten Kassenbereich vorbei und schon stehen die beiden DJs von einst mitten auf der damaligen Tanzfläche.

Zumindest hier oben erinnert nichts mehr an den Partytempel von einst. Dort, wo damals der Bistrobereich war, stehen heute Wäschewagen, dort wo einst die Theke war, steht eine riesige Heißmangel. Alte Wände fehlen, dafür sind neue hinzugekommen. „Früher hat’s mir besser gefallen“, sagt Thomas Röring und lacht.

Jedes Wochenende rappelvoll

Thomas Röring (links) und Frank Elsner an jener Stelle im „Lorien“, an der sie damals aufgelegt haben.
Thomas Röring (links) und Frank Elsner an jener Stelle im „Lorien“, an der sie damals aufgelegt haben. © Frank Selter

Früher – das war in den Jahren zwischen 1982 und 1992. In dieser Zeit war das „Lorien“ Kult, nicht nur in Bestwig sondern auch darüber hinaus. Oben wurde progressiver Pop gespielt. Unten im „Lo Down“ haben Elsner und Röring Independent, Punk und Wave aufgelegt. „Die Bude war jedes Wochenende rappelvoll“, erinnert sich Elsner. „Wir waren ja eine der wenigen Discos, die diese besondere Musik gespielt hat“, ergänzt Röring, während sich die beiden den Weg ins Untergeschoss bahnen.

Hier waren sie nicht mehr, seit jenem Abend im Jahr 1992, als im „Lorien“ zum letzten Mal der Schlüssel umgedreht wurde. „Immerhin ist es noch so dunkel wie früher“, witzelt Röring während er versucht, keine der Treppenstufen zu verfehlen, die ihn und Elsner zurück in die 80er-Jahre führen. „Hier passt es wieder halbwegs zusammen“, sagt Röring während er sich umschaut. Der Weg führt die beiden direkt dorthin, wo sie jahrelang aufgelegt haben. Vinyl versteht sich. „Und sogar Kassetten“, erinnern sich die beiden.

Razzia-Reinfall

Das „Lorien damals“.     
Das „Lorien damals“.     © Privat

Heute steht der Raum so gut wie leer. Die Wände sind blau und gelb statt schwarz. Und die Spiegel, die an den Wänden hängen, hat es in dieser Form damals auch nicht gegeben. „Aber im Großen und Ganzen kann man das schon wieder erkennen“, sagt Elsner, während Röring am Teppichboden knibbelt, um zu kontrollieren, ob der Edelstahl der Tanzfläche von einst noch darunter liegt. Aber der Teppich gibt nicht nach. Rutschiges Edelstahl als Tanzfläche? Eine Nachfrage, die Röring nicht ganz verstehen kann. „Erstens hatte die Szene entsprechende Schuhe an und eine verschüttete klebrige Cola war da auch ganz effektiv“, erklärt er und schmunzelt. Außerdem sei es nicht selten so voll gewesen, dass man gar nicht tanzen konnte.

Der Eingangsbereich des „Lorien“ heute.
Der Eingangsbereich des „Lorien“ heute. © Frank Selter

Erinnerungen kommen wieder hoch. Zum Beispiel an eine erfolglose Razzia der Polizei. „Wie war das noch genau?“, fragt Röring in Richtung Elsner. „Einen Joint und ein Messer haben die damals gefunden - das war ein Reinfall“. Und auch eine längere Observation hatte sich damals nicht gelohnt. Die Polizei habe mit einer Drogenlieferung gerechnet und sich auf die Lauer gelegt. „Als die Beamten dann den Wagen unserer Chefin gefilzt haben, haben sie nur jede Menge Pakete mit Kaffee im Kofferraum gefunden.“

Der letzte Abend

Und überhaupt: Stress im „Lorien“ habe es eher selten gegeben. „Ich kann mich an keine einzige Schlägerei erinnern“, sagt Röring. Die beiden DJs von damals denken gern an die 80er zurück. „Wir sind froh, dass wir zur richtigen Zeit jung waren“, sagen sie unisono. „Das war schon eine geile Zeit“. Und daran soll am Wochenende in Wehrstapel angeknüpft werden - auf der Lorien-Revival-Party.

So sieht es im „Lorien“ heute aus.
So sieht es im „Lorien“ heute aus. © Frank Selter

Dort werden die zwei wieder auflegen. So wie damals: Independent, Punk und Wave. „Vielleicht nicht ganz so extrem wie damals, sonst laufen uns die Leute weg“, sagen sie. Die Zeiten haben sich verändert. Die Erinnerung bleibt. Auch an den letzten Abend im „Lorien“. „Da wurde alles getrunken, was noch hier rumstand - auch längst abgelaufene Kästen“, blicken die beiden zurück. „Musste ja alles raus!“ Vor allem eine Frage ist ihnen an jenem Abend immer wieder gestellt worden: „Warum hört ihr auf?“ Wie oft sie gestellt wurde, wissen sie nicht mehr. Ihre Antwort war immer eine Gegenfrage: „Warum seid ihr nicht mehr jedes Wochenende gekommen?“

Auf zwei Tanzflächen lebt das „Lorien“-Gefühl auf

Die große Lorien-Revival-Party findet am kommenden Samstag, 10. November, ab 20 Uhr in der Schützenhalle in Wehrstapel statt.

Musik gibt es auf zwei Floors: Auf dem großen legen Frank Elsner und Thomas Röring auf, auf einem kleineren sorgt Jürgen Reineke - ebenfalls ehemaliger DJ im „Lorien“ - für die Musik. Hier gibt es Funk und Classic auf die Ohren.

Der Eintritt in die Halle kostet zehn Euro.

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