Was ist eine Drag-Queen oder ein Drag-King? Und was unterscheidet ihn oder sie von der Travestie? Unsere Druckreif-Autorin kennt sich aus.

D rag – den Begriff hat jeder von uns irgendwie schon einmal gehört, doch wirklich etwas darunter vorstellen können sich nur wenige. Druckreif-Autorin Hanna Schnier, selbst in der Szene aktiv, erklärt, was sich dahinter versteckt. Sie erläutert: Was genau ist eine Drag Queen oder ein Drag King? Wie kommt man dazu, so etwas zu machen? Und worauf muss ich achten, wenn ich selbst damit anfangen möchte?

Was ist Drag?

Drag bedeutet, dass eine Person sich als das andere Geschlecht verkleidet. Die Verkleidungen sind oft sehr pompös und auffällig und zeigen eine stereotype Version des Geschlechts. Als Drag Queen wird ein Mann bezeichnet, der sich als Frau verkleidet und als Drag King eine Frau, die sich als Mann verkleidet.

Wie alles begann

Ursprünglich kommt der Begriff Drag aus dem 18. Jahrhundert. Damals war es Frauen noch verboten auf Bühnen, also zum Beispiel im Theater, aufzutreten, weshalb Frauenrollen von verkleideten Männern gespielt wurden.

Shakespeare schrieb bei solchen Auftritten im Textbuch das Wort „Drag“ als Randnotiz auf, was für „dressed as a girl“ (deutsch: als Mädchen gekleidet) stand.

Unterschied zur Travestie

Ist das nicht das Gleiche, wie Travestie? Nein. Travestiekünstler verkleiden sich zwar auch als das andere Geschlecht, wechseln aber ständig ihre Rollen. Sie imitieren Künstler und Künstlerinnen und schlüpfen so in verschiedene Charaktere. Dragkünstler hingegen haben ihre eigenen Rollen. Drag Queens und Kings suchen sich einen Namen aus und entscheiden zu Beginn, was für eine Rolle sie spielen wollen. Bei dieser Rolle bleiben sie dann. Sie haben also eine eigene Drag-Persönlichkeit.

Bekannte Drag-Queens und Kings

National wohl am bekanntesten – Olivia Jones. Doch auch neben Olivia gibt es viele Queens und Kings in Deutschland.

So das House of V, eine Gruppe aus Stuttgart. Gegründet wurde das House of V von der „Mutter des Hauses“ - Vava Vilde. Außerdem Teil der Gruppe: Kelly Scandalous, Luna Legend, Die Andree Queen, Simply Sir, Intervention Rachel und Misty Day.

Außerdem einen Blick wert: Faye Faye Fatale, The Only Naomy, Aria Addams, Lucy Aquamarine, Danny Mafanny, Katy Baehm

International gibt es viele bekannte Künstler. Darunter RuPaul, international die bekannteste Drag Queen und Moderator von „RuPauls Drag Race“.

Die Gewinner der Serie (Staffel 1-10): Bebe Zahara Benet, Tyra Sanchez, Raja, Sharon Needles, Jinkx Monsoon, Bianca del Rio, Violet Chachki, Bob the Drag Queen, Sasha Velour, Aquaria.

Auch durch die Serie bekannt geworden: Nina Flowers, Raven, Alaska, BenDeLaCreme, Ginger Minj, Pearl, Katya, Kim Chi, Naomi Smalls, Cynthia Lee Fontaine, Peppermint, Valentina, Eureka O’Hara, Monet Xchange, Kameron Michaels, Miz Cracker, Asia O’Hara, Shangela, Trixie Mattel, Chad Michaels, Alyssa Edwards.

Bekannte Drag Kings: Mick Douch, DamienDLuxe, The Marvelous Mob Dick, Deep Blue King, Landon Cider, Charles Dickends.

Warum macht man das?

Für Drag hat jeder seinen eigenen Grund. Viele machen es als politisches Statement, viele einfach, weil es ihnen Spaß macht. Bei Drag geht es vor allem darum eine Rolle zu spielen. Die meisten Dragkünstler treten auf der Bühne auf, wobei meist sogenanntes Lip-Sync (deutsch: Lippensynchronisation) gemacht wird. Dazu wird meist getanzt und manchmal auch live gesungen. Drag Queens und Kings laufen oft auch in politischen Paraden mit, wie zum Beispiel beim Christopher-Street-Day oder arbeiten als Drag-Fotomodel.

Kann ich das auch?

Zuerst einmal ist wichtig zu wissen: Man muss nicht schwul oder lesbisch sein, um Drag zu machen. Es gibt auch viele heterosexuelle Menschen, die diese Kunst für sich entdeckt haben. Wenn du selbst mit Drag anfangen willst, dann solltest du dich zuerst einmal ausgiebig informieren. Fang zu Hause an dich zu schminken und probiere Sachen aus, bevor du auf die Straße gehst. Die meisten Dragkünstler haben eine Dragmother oder einen Dragfather, der oder die schon länger Drag macht und ihnen unterstützend zur Seite steht. Aber auch ohne Dragmutter oder Dragvater findet man im Internet, zum Beispiel in Facebookgruppen, jemanden, der einem Tipps geben kann.

Drag in den Medien

In fast jedem Medium kann man etwas bezüglich Drag finden. Bekannte Filme sind zum Beispiel „Hurricane Bianca“ (gibt es auch auf Netflix) und die „Rocky Horror Picture Show“. Für Serienfans lässt sich „RuPauls Drag Race“ empfehlen. Dies ist ähnlich wie „Germanys next Topmodel“ eine Castingshow, nur eben für Drag Queens. Staffel 7, 8 und 9 gibt es auch mit deutscher Synchronisation auf Netflix.

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