Eslohe. . In Eslohe soll geklotzt und nicht gekleckert werden. Mehr als 2 Millionen Euro könnten bald in die Umgestaltung des Kernorts fließen.
„Vernetzung von Esselmarkt und Hauptstraße“ - so nüchtern war der bedeutende Tagesordnungspunkt überschrieben, mit dem sich der Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstag beschäftigt hat. Eine Stunde lang unternahm der Gleidorfer Landschaftsarchitekt Jürgen Wagner an diesem Abend mit den Fraktionen einen Spaziergang durch seine Planungen.
Dabei wurde deutlich: Die Überschrift für diesen Punkt der Tagesordnung war eigentlich viel zu bescheiden formuliert. Es geht nämlich um deutlich mehr als reine Funktionalität. Sollten Wagners Vorstellungen tatsächlich umgesetzt werden, ginge damit eine deutliche Attraktivitätssteigerung einher. „Wenn man die Gesamtkonzeption sieht, drehen wir hier ein großes Rad“, formulierte es CDU-Fraktionschef Dr. Rochus Franzen. Er sprach von tollen Plänen und tollen Vorschlägen.
Platz der Deutschen Einheit
So soll vor allem der Platz der Deutschen Einheit deutlich aufgewertet werden. Das Gelände mit seinen Grünflächen soll multifunktional werden. Bodendecker und Büsche sollen verschwinden und durch Rasen ersetzt werden, durch den sich im Schatten der Bäume mehrere Wege in Richtung der dann renaturierten Essel schlängeln. Slackline, Kletterfelsen, Bänke und Sitzstufen am Wasser sollen für Aufenthaltsqualität sorgen. Der Bereich an der Essel soll so gestaltet werden, dass Kinder dort spielen können. „Wir wollen den Parkcharakter hervorheben“, so Wagner. Außerdem solle der Platz später so beschaffen sein, dass es auch beim Esloher Herbst optimal genutzt werden könne.
Raiffeisenplatz
Ein deutlich anderes Gesicht soll auch der Raiffeisenplatz bekommen. Durch die leichte Versetzung der dortigen Parkplätze, eine entsprechende Pflasterung und die Verringerung der Fahrbahnbreite bekommen die Fußgänger mehr Raum. Als „gestalterisches Highlight“ stellt sich Wagner einen ebenerdigen Brunnen mit Wasserspiel vor. Hecken sollen den Blick auf die parkenden Autos verdecken. Auch diese Fläche werde so deutlich an Aufenthaltsqualität gewinnen. Für die direkte Anbindung an die Tölckestraße soll im Bereich des Netto-Marktes eine neue Fußgängerbrücke entstehen. Bedeutet: Wer geradeaus über den Raiffeisenplatz am Discounter vorbeiläuft, gelangt über die Essel ohne Umwege ans Ziel.
Tölckestraße
Aber auch die Tölckestraße selbst soll im Bereich der Parkplätze gegenüber der Netto-Einfahrt attraktiver werden. Wagner sprach von der „Tölcke-Promenade“. Geplant ist hier die komplette Streichung der dortigen Stellplätze und die Schaffung von Grünflächen, die einen Fußweg und einen Radweg voneinander trennen.
Alles in allem werde der zentrale Bereich des Kernortes deutlich mehr Flaniercharakter bekommen, fasste Wagner zusammen. Dass die Renaturierung der Essel nicht nur eine ökologische Verbesserung bedeutet, sondern auch Charme hat, hatte zuvor Wolfgang Klein vom gleichnamigen Ingenieur-Büro für Wasserwirtschaft und Gewässerökologie ausführlich erläutert. Sowohl bei seinen wie auch bei Wagners Planungen spielt ebenfalls die Verbesserung des Hochwasserschutzes eine wichtige Rolle - und auch für Starkregenereignisse wäre der Kernort unter anderem durch Aufpflasterungen und Anhebungen künftig deutlich besser gerüstet.
Erste Reaktionen
2,36 Millionen Euro - so hat Wagner ausgerechnet - würde die Umsetzung der Pläne kosten. Als er die Summe nannte, ging zunächst einen Raunen durch den Sitzungssaal. Aber, so betonte CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Rochus Franzen, er halte es durchaus für geboten, dieses „große Rad zu drehen“.
Man dürfe nicht vergessen: „Das, was wir hier machen, machen wir für die nächsten 20 bis 25 Jahre.“ Auf diesen Zeithorizont gerechnet müsse man auch die Summe sehen. „Wir halten aus heutiger Sicht eher einen größeren Ansatz für geboten als einen kleinen“, so Franzen. Zumal ein großer Teil der Summe förderfähig sei und der Eigenanteil, den die Gemeinde am Ende zu stemmen habe, deutlich geringer ausfallen werde als die genannte Summe von 2,36 Millionen Euro.
Das sieht SPD-Fraktionschef Volker Frenzel ähnlich. Er verwies zudem darauf, dass die Gemeinde über kurz oder lang ohnehin in die Pflicht gekommen wäre, die Gewässersituation der Essel zu verbessern. Auch er betonte die Richtigkeit, erst einmal in größeren Dimensionen zu denken und im Sinne der Vernetzung von Esselmarkt und Hauptstraße nicht einfach nur die Wege zu verbessern. „Wir werden sehen, was förderfähig ist und dem Rat ist es am Ende immer noch unbenommen, an der ein oder anderen Stelle Einschränkungen vorzunehmen.“
Thorsten Beuchel, Fraktionsvorsitzender der FDP, geht sogar davon aus, dass die Umgestaltung deutlich länger Bestand haben wird, als die von Franzen genannten 20 bis 25 Jahre. „Wenn wir eine zukunftssichere Anbindung haben wollen, können wir eigentlich gar nicht anders vorgehen“, so Beuchel. Aufgabe sei es nun, zu schauen, was unterm Strich als Belastung für die Kommune übrig bleibe.
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