Thomas Bigge beobachtet die Musikszene seit Jahrzehnten. Die Neue Deutsche Welle empfand der Betreiber von Monobar und Chillin als „Revolution“.
Es war Ende der 70er-Jahre, als in Westdeutschland und Westberlin neue Musik stattfand und gehört wurde. Sie war inspiriert vom Punk und New Wave der Engländer und Amerikaner, besonders neu aber war, dass alle Beteiligten sich der deutschen Sprache bedienten. „Das war damals eigentlich dem Schlager vorbehalten“, erinnert sich Thomas Bigge. Der Mescheder ist Geschäftsführer der Monobar und des Chillin am Hennesee in Meschede. Dort spielt der 55-Jährige am liebsten Musik aus seiner liebsten Zeit: den 80er Jahren. Und zu dieser Zeit gehört ganz klar: die Neue Deutsche Welle. „Bis das aus Berlin hier ins Sauerland kam, dauerte das natürlich ein bisschen länger, aber es kam“, erinnert sich Bigge.
Mescheder arbeitet als DJ
Der Mescheder war damals DJ und legte in Brilon auf. „Da waren dann natürlich auch die Neue-Deutsche-Welle-Hits dabei“, sagt er. Allen voran die gebürtige Hagenerin Nena mit ihrem ersten großen Hit „Nur geträumt.“ Für Bigge gehörten aber auch Bands wie Extrabreit und Ideal zum Neue-Deutsche-Welle-Gefühl. „Ich spiele auch heute noch Songs aus dieser Zeit in der Monobar, setze da aber eher auf Bands, die damals nicht so Mainstream waren“, sagt Bigge.
Mit dem Ausbruch der Neuen Deutschen Welle seien damals plötzlich viele neue Bands aufgetaucht. „Die 80er sind wie eine Knospe aufgeplatzt, die Neue Deutsche Welle hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet“, erinnert sich Bigge. Damals, als er noch 17 oder 18 war, habe er die Nächte gerne mal im Brigitte Bardot im Stiftscenter, in der Disco New Orleans oder im Sektor in der Mühlengasse durchgefeiert. Als Nena kam und die Schlaghosen verdrängte, war Thomas Bigge, wie er es selbst beschreibt, gerade in seiner Punk-Phase, mit blauen Haaren, Hundehalsband und Röhrenjeans. Aber: Auf der Neuen Deutschen Welle ist jeder irgendwie ein bisschen mitgeschwommen. „Auch ich war Fan“, gibt Bigge freimütig zu.
„Es war eine Revolution“
Der 55-Jährige beschreibt die Zeit auch als Aufbruch und Triumph der Jugend. „Es war wie eine Revolution.“ In Meschede sei aber trotzdem alles ein bisschen gemäßigter abgelaufen. „Hier hatten wir auch viel Folklore und Schützenfeste, da war die Jugendbewegung dann eben nicht ganz so stark, wie zum Beispiel in Hagen oder natürlich in den Großstädten“, erinnert sich der 55-Jährige.
Die Neue Deutsche Welle steht in Bigges Augen auch für eine Revolution in der deutschsprachigen Musik. „Damals haben alle die Hitparade mit Dieter Thomas Heck geschaut, alle kannten nur den Schlager, die Neue Deutsche Welle war ein richtiger Kulturschock“, erinnert sich Bigge. Der Schlager sei einfach überrollt worden. Und die Neue Deutsche Welle ist ein großes Stück Musikgeschichte geworden. „Die Leute hören es auch heute noch gern“, weiß Bigge. So hab er kürzlich erst wieder Kontakt zu zwei Bands aus dieser Zeit aufgenommen, um mögliche Auftritte am Chillin abzuklären.
Kneipenleben
Thomas Bigge mag es, sich ein Stück der 80er-Jahre zurückzuholen. Vor allem an das Kneipenleben von damals erinnert sich der Mescheder gern. „Es war einfach noch anderes, alle waren abends unterwegs, die Kneipen waren voll. Es war jeden Tag so, als wenn wir Kneipennacht hätten“, sagt er ein wenig wehmütig. Aber die Zeiten hätten sich eben einfach geändert. „Damals hatten wir drei Fernsehprogramme und einen Festnetzanschluss, da ist man rausgegangen, um etwas zu erleben und Leute zu treffen. Heute in Zeiten von Smartphone und Tablet ist das anders, heute ist man manchmal froh, wenn man einfach seine Ruhe hat, zu Hause entspannen, und einfach ein bisschen Musik hören kann“, so der Mescheder. Und immerhin: Die alten Nena-Songs gibt es ja mittlerweile auch für Smartphone und Tablet.
HINTERGRUND
Thomas Bigge stammt ursprünglich aus Essen. Der Liebe wegen kam er dann 1981 ins Hochsauerland.
Drei Jahre später zog es ihn dann nach Berlin. Dort lebte Bigge knapp neun Jahre. „Dann hat mich die Liebe aber wieder nach Meschede gezogen“, so der heute 55-Jährige.
In der Kreisstadt betreibt Bigge die Monobar und das Chillin. Beides, so
sagt er, sei aber eher Hobby, als eine echte Einnahmequelle: „Geld kann
man damit heute damit nur noch schwer verdienen.“
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