Meschede. . Andreas Wrede ist Hauptmann der St.-Georgs-Bruderschaft in Meschede. Beim Seegespräch sprechen wir ihn über die Zukunft der Schützenfeste.

Es ist Sommer am See - die Schützenjacke hat Andreas Wrede daher daheim gelassen. Den Hut hat er fürs Fotomotiv dabei. Der Mescheder ist neuer Hauptmann der St.-Georgs-Bruderschaft Meschede. Mit ihm dreht sich das Gespräch allerdings nicht nur um Könige und Schüsse auf den Vogel.

Die Schützen-Saison ist fast vorüber. Was war Ihr bester Moment?

Andreas Wrede: Das gab es viele gute - aber vor allem: Wenn alles gut gelaufen ist und die Gäste zufrieden aus der Halle gegangen sind. Ich habe das Schützenfest ja dieses Jahr aus einem anderen Blickwinkel erlebt. Es war das erste Mal, dass ich als Hauptmann dabei war und dadurch Verantwortung getragen habe.

Kann ein Vorstand eigentlich wirklich mitfeiern?

Ein bisschen feiern, das geht. Aber natürlich läuft man von hier nach da und schaut, ob alles in Ordnung ist. Erstmals fällt die Spannung am letzten Tag ab, bei uns Samstag. Da ist das Glas Bier dann ein ganz besonderer Genuss, wenn der Zapfenstreich erklingt.

Wie werden sich Schützenfeste langfristig weiter verändern?

Das lässt sich heute noch nicht beantworten. Ich bin nur überzeugt, dass sich Schützenfeste verändern werden. Ich weiß aber nicht, wie es passieren wird. Ich habe beim letzten Patronatsfest dazu eine Ansprache gehalten: Wir müssen mit allen Gruppen in der Bruderschaft ins Gespräch kommen, wie wir 2025, 2030 oder 2035 feiern wollen. Darüber müssen wir jetzt sprechen. Zwar hatten wir zuletzt steigende Besucherzahlen, aber wer auf die demografische Entwicklung in der Stadt Meschede schaut, der weiß: Wir werden weniger. Ich halte es für klug, schrittweise darauf zu reagieren anstatt in 10 oder 15 Jahren große Brüche zu vollziehen.

Auch Schützen können diese Entwicklung nicht aufhalten - oder?

Das nicht. Aber es gibt Strategien: Wir müssen beispielsweise den Anreiz setzen, dass junge Leute, die zur Ausbildung oder zum Studium weggegangen sind, das Schützenfest so attraktiv finden, dass sie Jahr für Jahr wiederkommen. Früher war das ein Selbstläufer. Heute müssen wir dafür sorgen, dass diese Traditionen erhalten bleiben, gemeinsam mit Jung und Alt zu feiern.

Bei St. Georg hat sich in den vergangenen Jahren viel verändert: Es gibt eine Königin, Frauen sind unter der Vogel­stange dabei. Haben wir irgendwann eine Schützenkönigin, die selbst den Vogel schießt?

Laut Satzung geht das bislang nicht, wir sind eine Bruderschaft. Allerdings haben wir auch Frauen in der Schießsport-Abteilung. Für mich ist es dieselbe Frage: Wie wollen wir in einigen Jahren unser Schützenfest feiern? Wir sollten über alles offen sprechen.

Die Bevölkerung schrumpft, nur theoretisch in die Zukunft gefragt: Werden St. Georg und Meschede-Nord vielleicht irgendwann einmal zusammengehen (müssen)?

Grundsätzlich sind es zwei verschiedene Feste, die sehr gut laufen, und der Austausch zwischen beiden Vereinen ist ebenfalls sehr gut. Das ist auch zum Wohl dieser Stadt. Absehbar stellt sich diese Frage für mich nicht. Ich denke, auch als Kommunalpolitiker, eher: Wie werden die kleinen Dörfer mit der Entwicklung umgehen? Wie können sie und wir ihre lebendigen Dorfgemeinschaften erhalten?

Sie sind im Stadtrat, CDU-Stadtverbandsvorsitzender und Schützenhauptmann: Wo bekommt man mehr Anerkennung: Politik oder Schützenwesen, und warum?

Das sind grundverschiedene Rollen. Bei einem gelungenen Fest, wird ab und zu gelobt - bei einem gewonnen Wahlkampf eher nicht. Ich habe aber erlebt, dass für die Ergebnisse der Regionale - vom Umbau der Innenstadt bis zur Gestaltung am Hennesee - viel Anerkennung gegenüber Rat und Verwaltung ausgesprochen worden ist. Mein Amt als Stadtverbandsvorsitzender der CDU werde ich in diesem Jahr aufgeben, das wird sonst zu viel. Im Stadtrat bin ich bis 2020 vertreten und momentan würde ich wieder antreten.

Beim Blick auf den See: Fehlt noch etwas?

Beim Radweg sollten wir etwas verbessern, der führt zum Teil an der Bundesstraße entlang. Dazu haben wir uns in der CDU ja bereits Gedanken gemacht. Ansonsten sollten wir es sich erstmal setzen lassen, was hier alles entstanden ist.

Und beim Blick auf die Stadt: Ein persönlicher Wunsch?

Das, worauf fast alle warten: Dass aus der Hertie-Baustelle der Henne-Ruhr-Center wird. Dann verändern sich auch die Laufwege und der Einzelhandel wird wieder aufleben.

Was zeichnet Meschede als Stadt aus Ihrer Sicht aus?

Eine leistungsstarke Wirtschaft, gute Arbeitgeber, ein aktives Vereins- und Verbandsleben. Hier lassen sich Arbeit, Ehrenamt und Freizeitgestaltung optimal zusammenführen.

>>> Zur Person

Andreas Wrede ist gebürtiger Mescheder. Der 45-Jährige ist seit März dieses Jahres der Hauptmann der St.-Georgs-Schützenbruderschaft.

Seit 2007 ist er im Rat der Stadt Meschede vertreten und seit 2010 Stadtverbandsvorsitzender der CDU.

Beruflich arbeitet Wrede als Diplom-Ingenieur. Er ist Gruppenleiter im Bereich Produktqualifizierung bei Behr-Hella Thermocontrol in Lippstadt.

Ein Umzug war für ihn nie ein Thema. Er sagt: „Ich freue mich jeden Abend nach Feierabend in Meschede reinzukommen.“

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