Meschede. . Das Spatzennest in Meschede steht vor dem Aus. Nach 26 Jahren Arbeit mit Kindern ist seine besondere Art der Betreuung nicht mehr gefragt.
Die Elterninitiative Spatzennest steht vor dem Aus. In der bisherigen Form kann der private Verein nicht mehr weitergeführt werden: Nach insgesamt 26 Jahren Arbeit mit Kindern in Meschede ist seine besondere Art der Betreuung nicht mehr gefragt.
Die ersten kleinen Kinder, die den Verein besuchten, haben inzwischen selbst Nachwuchs. Bislang lautete das Konzept, Kleinkinder langsam daran zu gewöhnen, für kurze Zeit von ihren Eltern getrennt zu sein. Im „Spatzengarten“, so der Name der Spielgruppe innerhalb der Elterninitiative Spatzennest, lernten Eltern und Kinder sanft, sich voneinander zu lösen. Das bereitete sie auf den Kindergarten vor.
Doch inzwischen wirkt sich die gesellschaftliche Großwetterlage mit einer veränderten Arbeitswelt auf das Spatzennest aus: Eltern suchen jetzt eine umfassendere Betreuung für ihre Kleinkinder.
Zweite Gruppe aufgegeben
Schon vor zwei Jahren musste deshalb im Spatzennest die zweite Gruppe aufgegeben werden, in der Kinder nur dienstags und donnerstags unterkamen – „für zwei Tage interessierte sich überhaupt keiner mehr“, sagt Vorsitzende Melanie Christ.
Danach gab es, bis heute, nur noch eine Gruppe mit neun Kindern im Alter von 18 Monaten bis drei Jahren, die dreimal in der Woche an jeweils drei Stunden mit ihrer Erzieherin Elena Wilmers (und einer Mutter oder einem Vater) miteinander spielten.
Jetzt muss Melanie Christ einsehen: „Wer arbeiten muss, dem reicht unser Angebot nicht aus. Die Anforderungen sind anders geworden. Darauf sind wir nicht eingestellt.“
Der Vereinszweck hat sich damit überlebt: Mütter wollen nach einem Jahr Pause wieder arbeiten, stärker nachgefragt – das erlebt der Verein – sind deshalb Tagesmütter, die flexiblere Angebote haben. Hinzu kommt die Ausweitung der Kindergarten-Betreuung. Die Kehrseite für den Verein: Viele Eltern, die ihr Kind zunächst für den „Spatzengarten“ angemeldet hatten, wurden kurzfristig wieder abgemeldet, weil sich zwischendurch doch noch eine Tagesmutter fand – das machte die Planung für den Verein unmöglich.
Und es kümmerte manche Eltern auch nicht, dass sie eigentlich drei Monate Kündigungsfrist und Zahlungsverpflichtungen hatten. „Leider ist sich jeder selbst der Nächste“, musste die Vorsitzende feststellen. Das machte die Finanzen des Vereins schwer kalkulierbar.
Neues Konzept
Jetzt soll ein neues Konzept her. Am heutigen Montag, 30. Juli, ist eine außerordentliche Mitgliederversammlung des Vereins. „Ich fände es furchtbar, wenn es den Verein nicht mehr gäbe“, sagt Melanie Christ, die ihn seit zwei Jahren leitet. Der gute, bekannte Name des Spatzennestes soll erhalten bleiben – allerdings nur noch als Förderverein.
Der Spatzengarten soll als Großtagespflege für bis zu neun Kinder weiterbetrieben werden, mit flexibleren Betreuungszeiten. Betreiben will sie die Meschederin Nicole Paul. Die 39-Jährige, selbst Tagesmutter, will sie gemeinsam mit einer weiteren Tagesmutter leiten. Der Förderverein könnte, ähnlich wie bei Schul- oder Kindergartenvereinen, dann zum Beispiel bei der Spendensuche oder bei Fördergeldern unterstützen.
Sperrmüll schon bestellt
Ob diese Großtagespflege zustande kommt, ist aber noch offen. Denn es gibt ein Raumproblem. Bislang war der Spatzengarten im Gebäude der Offenen Tür in Meschede untergebracht. Das Kreisjugendamt hat den Ort auch für eine Großtagespflege für geeignet erklärt – wenn ein Schlafraum entstünde. Den wollte der Verein auch in einem Nachbarraum einrichten. Allerdings möchte der Träger, der Kirchenvorstand der Pfarrgemeinde Mariä Himmelfahrt, künftig keine gewerbliche Nutzung des Raumes – die Großtagespflege wird als gewerblich betrachtet.
Jetzt steht der Verein ohne Räume da. Der Mietvertrag ist zum 31. August gekündigt, der Sperrmüll schon bestellt. Was noch zu verwenden ist, wird dem Kinderheim in Arnsberg gespendet.
Außerordentliche Mitgliederversammlung
Die außerordentliche Mitgliederversammlung ist am heutigen Montag um 19.30 Uhr im großen Saal der Offenen Tür.
Wer Räume für die Einrichtung einer Großtagespflege hat, kann sich bei Nicole Paul melden: 0170 / 2303475. Bedingungen: Lage im Erdgeschoss, etwa 80 Quadratmeter groß, zwei Räume, mit Sanitäranlagen und Küche.
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