Schmallenberg. Streit in Flüchtlingsunterkunft eskaliert:Ein Iraker soll einen Afrikaner mit einem Messer verletzt haben. Er beteuert vor Gericht seine Unschuld

Mit einem Fleischermesser soll ein Iraker einen Afrikaner in der Container-Anlage „Breite Wiese 34c“ am Arm verletzt und ihm danach mit einem Teppichmesser in den Oberschenkel geschnitten haben.

Gestern musste er sich vor dem Amtsgericht Schmallenberg wegen schwerer Körperverletzung verantworten – beteuert allerdings seine Unschuld: „Ich wollte ihnen nur Angst machen. Sie wollten mich umbringen.“

Zu einem Urteil kam es gestern nicht: Ein Zeuge fehlte.

Der Fall

Im Februar soll der Angeklagte den 19-Jährigen zwei Mal mit einem Messer verletzt haben. Als die Polizei eintraf, kämpften die Männer auf dem Boden, heißt es im Polizeibericht.

Der Angeklagte sei betrunken und aggressiv gewesen, hätte dem Afrikaner in den Unterschenkel gebissen und sich gegen die Polizisten gewehrt. Die Nacht musste er in einer Ausnüchterungszelle in Meschede verbringen, der Afrikaner hingegen sei ruhig und beherrscht gewesen.

Das gibt der Angeklagte vor Gericht auch zu, mit dem Fleischermesser habe er dem Afrikaner jedoch nur Angst einjagen wollen – das Teppichmesser kenne er nicht.

Das sagt der Angeklagte

„Er hat sich mit dem Messer selbst geschnitten“, behauptet der Iraker vor Gericht. Der Afrikaner habe den Streit angefangen und ihn angegriffen, er habe sich verteidigen wollen. Eigentlich seien die Männer befreundet, hätten zusammen gewohnt – „Das habe ich angeboten. Aber er ist ein Drogendealer, ich wollte ihn wieder rauswerfen.“

Der 19-Jährige wollte ausziehen, tat es aber nicht. Dann habe er seine Sachen bei einem seiner Freunde vor die Tür gestellt.

Bei einem Fest in Schmallenberg kam es dann zum Streit: „Er hat mir vorgeworfen, dass ich Afrikaner nicht mag.“

In der Unterkunft sei er in ein Zimmer gezerrt und eingesperrt worden, „ich wurde ins Gesicht geschlagen. Ich habe geblutet.“ Ein Foto beweist die Verletzung.

Das sagt das Opfer

„Ich will nicht, dass er ins Gefängnis kommt“, beteuert der Afrikaner vor Gericht, auch eine Strafverfolgung habe er nicht gewollt.

Den Streit schildert er völlig anders:„Ich habe ihm ein T-Shirt geliehen und wollte es wiederhaben. Mehrmals haben wir diskutiert, dann habe ich es mir einfach genommen“, so der 19-Jährige. Daraufhin habe der Iraker ihn rausgeworfen, „er war sehr aggressiv.“

Der Iraker sei zu seinem Zimmer gekommen „und hatte das große Messer in der Hand. Ich wollte ihn beruhigen, es ging nicht. Dann hat er mir in den Arm geschnitten.“

Er habe ihn immer wieder angegriffen und mit einem Messer am Bein verletzt. „Auch als die Polizei kam hatte er sich nicht unter Kontrolle und hat mich gebissen. Sie mussten ihn von mir losreißen.“

Das sagen die Zeugen

Zwei Zeugen bestätigen die Aussagen des 19-Jährigen weitgehend: von der Messerattacke haben beide jedoch nichts gesehen. „Nur wie er mit dem großen Messer aus dem Zimmer kam“, sagt ein 20-jähriger Afrikaner vor Gericht.

Richter Ralf Fischer entscheidet, die Verhandlung an einem weiteren Termin fortzusetzen, weil noch ein weiterer Zeuge und die Polizeibeamten gehört werden sollen.

>>>> INFO: Fortsetzung am 30. Juli

Der Prozess wird am Montag, 30. Juli, um 10 Uhr fortgesetzt. Gehört werden soll ein türkischer Zeuge – in seinem Zimmer soll die Auseinandersetzung stattgefunden haben. Es sollen noch zwei Polizeibeamte aussagen.

Der Angeklagte wurde bereits einmal wegen einer Körperverletzung in Meschede verurteilt. Das Strafgeld habe er zum Teil schon bezahlt. Einen Eintrag im Bundeszentralregister gebe es nicht.

Einem 23-jährigen Zeugen droht vielleicht eine Strafverfolgung wegen Freiheitsberaubung: Der Afrikaner sagte gestern vor Gericht aus, dass er die Zimmertür verschlossen habe, als er den Streit zwischen den Männern mitbekam.

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