Meschede. . Anfang September schließt ein weiteres Mescheder Traditionsgeschäft: Adams Tabakstube. Constanze Köster verrät die Gründe.

Bis zu 3000 verschiedene Zeitschriften, allein 50 unterschiedliche Sudoku-Hefte und 40 Fernsehzeitschriften - dieses Sortiment wird es bald nicht mehr geben. Samstag, 1. September, um 14 Uhr schließt das Traditionsgeschäft Adams Tabakstuben. Constanze und Paul Köster wissen, was ihnen vor allem fehlen wird: „Der Kontakt zu den Kunden.“

Aber die Zeit des Abschiednehmens ist für Inhaberin Constanze Köster nach 37 Jahren hinter der Ladentheke einfach gekommen. Ihr Mann Paul ist mit 69 Jahren lange im Rentenalter und die beiden Töchter haben andere Wege eingeschlagen - ein Nachfolger aus der Familie also nicht in Sicht. „Mir war klar, dass es schwierig wird, für unsere Branche jemanden zu finden“, sagt sie.

Zehn bis zwölf Stunden im Laden

„Es gab schon Leute, die gesagt haben, sie hätten Lust, so ein Geschäft zu führen“, ergänzt ihr Mann, „doch wenn sie dann hören, dass wir hier täglich zehn bis zwölf Stunden im Laden gestanden haben und seit 2007 keinen Urlaub mehr hatten, ist die Lust ganz schnell verschwunden.“ Constanze Köster ist deshalb froh, dass sich relativ rasch ein Mieter fürs Ladenlokal fand: Die Provinzial-Versicherung erweitert ihre Geschäftsräume. Sie will vom Winziger Platz aus einen direkten, barrierefreien Zugang bieten.

1981 war Constanze Adams - „einen Tag nach der Prüfung zur Einzelhandelskauffrau“ - ins elterliche Geschäft eingestiegen. „Meine Eltern hatten 1967 den Verkaufswagen von meiner Großmutter Grete Luttermann und ihrer Schwester Maria Ufermann übernommen.“ Die beiden stammten aus der Mescheder Familie Großkurth, die vor dem Krieg eine Zigarrenfabrik in der Stadt hatte. Direkt nach dem Krieg begannen die beiden Frauen das Geschäft mit den Tabakwaren aus einem Verkaufswagen heraus. Er stand auf dem heutigen Sparkassengelände. „Als die erste Bildzeitung auf den Markt kam, nahmen sie den Zeitungsverkauf hinzu“, erinnert sich die heutige Geschäftsinhaberin.

Aus diesem Wagen - und seinem Nachfolger - heraus verkauften dann auch Martha und Klemens Adams Zeitschriften und Zigaretten. Während die Sparkasse gebaut wurde, stand der Wagen am Von-Stephan-Platz. „1981 sind wir dann in den Sparkassen-Neubau eingezogen“, sagt Constanze Köster. Vor 30 Jahren - 1988 - stand der nächste Umzug an: Diesmal ging es an den heutigen Standort ins Pressehaus. 1996, als Constanze Köster offiziell das Geschäft von ihren Eltern übernahm, stieg Paul Köster in den Betrieb ein. Damals war noch der Busbahnhof direkt vor der Tür. „Viele Schüler kauften bei uns Getränke und Süßkram.“

All’ die Jahre habe sie vor allem den Umgang miteinander im Geschäft geliebt, erzählt die 55-Jährige, „dass es hier so persönlich, locker und familiär zuging.“ Und ihr Mann ergänzt: „Wir waren auch eine Informationszentrale. Die Leute haben hier erzählt, was es Neues in der Familie und in der Stadt gibt.“

Immer habe man sich bewusst Zeit für die Kunden genommen. Und die Kunden dankten es: „Selbst als wir während der Henne-Öffnung den Bauzaun vor der Tür hatten, sind unsere Stammkunden weiter gekommen“, berichtet Constanze Köster. „Das war schon bewundernswert, wie die sich sogar mit Rollator über den Schotter gekämpft haben“, erinnert sich auch ihr Mann dankbar.

Die Stamm-Kunden sind es bis heute, die das Geschäft am Leben erhalten. „Laufkundschaft fehlt seit der Henne-Öffnung“, beobachtet die Chefin. „Aber wenn sich Touristen doch mal in den Laden verirren, sind sie jedes Mal überrascht, wie groß das Angebot ist. 3000 Zeitungen - „fast wie in einer Bahnhofsbuchhandlung“, heißt es dann.

>>>HINTERGRUND

Seit sieben Jahren ist Adams Tabakstube auch Poststelle.

Constanze und Paul Köster nehmen Päckchen und Pakete an und verkaufen Umschläge und Briefmarken.

Das ist in Zukunft in der Änderungsschneiderei „CITY“ in der Zeughausstraße 11 möglich.

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