Meschede. . Ohne großes Zeremoniell erleben drei Mescheder Papst Franziskus in einer Privataudienz. Sie sind beeindruckt von seiner unkomplizierten Art.

Den Ring küssen? Das Knie beugen vor ihm? Nein, Papst Franziskus möchte dieses Zeremoniell nicht. Im Gegenteil. Er hat das seinen Besuchern sogar ausdrücklich verboten. „Das entspricht seiner Auffassung: Er will ein Mensch unter Menschen sein“, sagt Pater Julian. Er hat Franziskus selbst erlebt: „Der Papst schaut dir tief in die Augen und lächelt dich an.“ Gemeinsam mit den Schülern Silas Conze (18) und Jakob Schaefer (17) des Benediktiner-Gymnasiums war er bei einer Privataudienz im Vatikan. Es war ein Erlebnis.

Pater Julian Schaumlöffel ist in der Abtei Königsmünster der Ansprechpartner für die „Internationale Kommission für Benediktinische Erziehung“, einer Organisation des Benediktinerordens. Sie stärkt und fördert weltweit die Schulen, die in der Tradition der Benediktiner stehen – wie eben auch das Mescheder Gymnasium am Klosterberg. Es ist ein modernes, weltweites Netzwerk, einmal im Jahr trifft man sich. Als deutscher Vertreter nahm Pater Julian mit den beiden Schülern an der 125-Jahr-Feier der Benediktinischen Hochschule Sant’Anselmo in Rom teil – inklusive der Privataudienz beim Papst.

Schüler aus Meschede erleben eindrucksvollen Tag bei Papst Franziskus

Weil es ein internationales Treffen sein würde, gab die Englisch-Fachschaft am Gymnasium die Empfehlung für Silas und Jakob ab – die Teilnehmer sollten sich schließlich gut verständigen können und von ihren schulischen Leistungen her auch ohne Weiteres drei Tage im Unterricht fehlen können.

Eindrucksvoll war besonders der Tag im Vatikan. In aller Frühe feierten die drei Mescheder in einer kleinen Gruppe an einem der Altäre eine Messe im gerade erst öffnenden, riesigen Petersdom – ohne Selfie-Sticks der Touristen und noch ganz leise. Viele der üblichen Absperrungen waren noch gar nicht aufgestellt. „Jetzt merkst du, du bist in einer Kirche und nicht in einem Museum“, spürte Pater Julian dabei: „Das war ein Petersdom, der still war.“ Obwohl er schon mehrmals im Vatikan war: Dies war auch für ihn ein besonderer Moment.

Später wurden die Mescheder dann in den Apostolischen Palast geführt. Begleitet von einem Schweizergardisten ging es, ganz langsam, durch unendliche Treppenhäuser zur Sala Clementina, wo die Audienz stattfinden sollte. „Jetzt wissen wir, was Schreiten bedeutet“, schmunzelt Pater Julian – das Hof-Protokoll sieht eben ein langsames Gehen vor. Eine Stunde vor Beginn einer Privataudienz müssen die Gäste in der Halle sein: Jeder freie Stuhl wird danach herausgetragen, denn der Papst soll nicht auf leere Stühle blicken. Auch das ist eben Teil des Protokolls.

Papst Franziskus möchte ganz "normal" begrüßt werden

Und dann kam schließlich Papst Franziskus. Stets lächelnd, immer interessiert zuhörend. Er lobt selbst die guten Beziehungen zu den Benediktinern, er stellt heraus, wie wichtig deren Arbeit weltweit an Schulen ist und wie bedeutend die Klöster als spirituelle Rückzugsorte sind.

Danach dann das Händeschütteln: „Er hat immer Blickkontakt zum Besucher. Und er möchte ganz normal begrüßt werden“, sagt Silas Conze. „Das war sehr unkompliziert“, ergänzt Jakob Schaefer: „Vorher war das so eine besondere Situation. Aber der Papst entspannt die Situation selber. Mir bleibt das nachhaltig in Erinnerung.“.

Die drei Formen von Audienzen

Insgesamt gibt es drei Arten von Audienzen beim Oberhaupt der Katholischen Kirche: Die Generalaudienz, die Gruppenaudienz und die Privataudienz.

Am leichtesten ist die Teilnahme an einer Generalaudienz, die einmal wöchentlich mittwochs in der Audienzhalle statt. Sie fasst 10 000 Menschen. Bei einer größeren Teilnehmerzahl findet sie auf dem berühmten Petersplatz statt.

Bei der Gruppenaudienz
empfängt der Papst größere Gruppen von Geistlichen, Tagungs-Teilnehmern oder Pilger im Apostolischen Palast. Bei mehr als 2000 teilnehmenden Menschen werden diese Audienzen in die Vatikanische Audienzhalle verlegt.

Eine Privataudienz beim Papst zu bekommen, ist am schwierigsten. In der Regel ist sie hochgestellten Persönlichkeiten vorbehalten.

Auch ein Bischof hat nur alle fünf Jahre die Gelegenheit, den Papst persönlich zu sprechen: Beim „Ad-limina-Besuch“ hat er die Verpflichtung, dem Papst bei einem Besuch im Vatikan persönlich Auskunft über den Zustand seiner jeweiligen Diözese zu geben.

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