Meschede. Iwona Langer ist seit November Leiterin des Mescheder Elisabeth-Seniorenzentrums. Wie sie Personal binden will, verrät sie im Interview.
15 Jahre ist Iwona Langer im Pflegemanagement tätig. Seit November leitet die 55-jährige, studierte Wirtschaftsingenieurin und Betriebswirtin, das St.-Elisabeth-Seniorenzentrum. „Ich habe ein gut bestelltes Haus übernommen“, sagt sie. Dabei gibt es eine ungewöhnliche Personal-Situation: Ihre Vorgängerin, Ingrid Schulte, blieb nach der Einarbeitungszeit. Sie trat ins zweite Glied zurück und leitet jetzt den sozialen Dienst. „Wir haben von Beginn an vertrauensvoll zusammengearbeitet“, sagt Iwona Langer. „Das hat mir den Start erleichtert.“
Sie sind in Polen geboren, aufgewachsen und haben dort ihr erstes Studium abgeschlossen. Wenn Sie heute die Pflegesituation in Polen und Deutschland vergleichen...?
Iwona Langer: ...dann sind wir hier in Deutschland deutlich besser aufgestellt. In Polen gab es bis vor Kurzem noch so gut wie keine Pflegeheime, weil die Senioren in den Familien versorgt wurden. Aber auch in Polen sind die Frauen berufstätig und haben wenig Zeit. Und soziale Unterstützung gibt es kaum. Auch dort sind dadurch viele Familien überlastet.
Erleben Sie das auch bei Ihren Gesprächen mit Angehörigen?
Ja, viele tun sich schwer damit, ihre Eltern abzugeben. Sie sagen oft: „Wir haben alles versucht, aber wir schaffen es nicht mehr.“ Doch sie sollten kein schlechtes Gewissen haben. Es ist besser, wenn ich meine demente Mutter in ein Pflegeheim gebe und die Zeit, die ich dann mit ihr verbringe für beide Seiten angenehm ist, als wenn ich ständig gestresst und übermüdet von der Rund-um-die-Uhr-Versorgung bin. Dann wird man auch schnell ungerecht und gereizt.
Viele Familien scheuen sich davor, ihre Angehörigen ins Heim zu geben, weil sie glauben, es finanziell nicht stemmen zu können.
Ja, das ist wirklich für viele ein Problem, und es stimmt: Heimunterbringung ist teuer. Aber auch da gibt es Hilfen und wenn letztlich das Elternhaus dafür verkauft werden muss, dass die Eltern gut versorgt sind, ist es doch auch gut angelegt. Problematisch ist es allerdings, dass Häuser im ländlichen Gebiet oft nicht mehr den Wert bringen, den man sich erhofft hat, umso wichtiger ist es, dass man sich frühzeitig Gedanken macht, wie man sein Alter verbringen will. Das macht insgesamt den Umzug leichter.
Wie wollen Sie selbst Ihr Alter verbringen?
Mein Mann und ich wohnen noch in einem Haus in einem kleinen Ort im Kreis Soest. Wir haben schon oft darüber gesprochen, dass wir uns mit dem Renteneintritt verkleinern wollen. Was ich sicherlich nicht will, ist, dass meine erwachsene Tochter mich eines Tages pflegt. Da kann ich mir eher den Umzug in ein Betreutes Wohnen mit angeschlossenem Pflegeheim vorstellen, wie es auch das Elisabeth-Heim anbietet.
Sie arbeiten seit 15 Jahren im Pflegemanagement. Was hat sich in dieser Zeit verändert?
Die Bewohner sind älter geworden, die Pflegekräfte arbeiten professioneller und haben trotzdem weniger Zeit. Gleichzeitig haben auch die Dokumentationspflichten zugenommen. Letztlich gilt: Was man nicht aufschreibt, hat für die Prüfer nicht stattgefunden. Um uns wieder mehr Luft bei der Pflege und der Betreuung der Bewohner zu verschaffen, führen wir gerade ein neues Dokumentationsprogramm ein.
Gerade erst waren die stationären Altenpflegeeinrichtungen wieder in der Kritik. Angeblich werden aus den Heimen mehr Menschen mit vermeidbaren Beschwerden wie Flüssigkeitsmangel, Wundgeschwüren oder Brüchen in Krankenhäuser eingeliefert als aus Privathaushalten.
Ich kenne die Zahlen und die Forderungen, kann das aber für unser Haus nicht nachvollziehen. Ich denke, da gibt es schwarze Schafe, die die ganze Branche herunterziehen und die vielleicht durch das geforderte Pflegekataster tatsächlich stärker auffallen würden.
Bevor Sie kamen, ist das Elisabeth-Heim komplett umgebaut worden.
Insgesamt hat der Träger, der Caritasverband Meschede, mehr als vier Millionen Euro investiert. Wir haben eine neue, moderne Küche bekommen, die Dienstzimmer, Flure und vor allem die Wohnküchen wurden umgebaut. Sie bieten jetzt mehr Privatsphäre und unsere biodynamische Lichtanlage passt sich jetzt automatisch Tages- und Jahreszeit an. Außerdem erfüllen wir zum 1. August auch - wie gefordert - die 80 Prozent Einzelzimmerquote. Wir haben deshalb unsere Betten von 108 auf 93 reduziert.
Was sind für Sie die größten Herausforderungen für die kommenden Jahre in der stationären Heimunterbringung?
Personal ist das Thema der Zukunft. Wir wollen unsere Bewohner gut versorgen und dafür brauchen wir gut ausgebildete und zufriedene Pflegekräfte. Die Personalstärke gibt der Gesetzgeber vor, aber wir können dafür sorgen, dass unsere Angestellten hier gern arbeiten. Dafür versuchen wir ihnen mit verlässlichen Dienstplänen, Stunden-Reduzierungen oder -Aufstockungen und einem guten Betriebsklima entgegenzukommen. Gott sei Dank sind wir tarifgebunden. Das ist nicht in jedem Haus so.
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