Ostwig. . Viel ist nicht übrig vom Inneren der Alten Post in Ostwig. Langsam verschwindet ein Stück Geschichte - damit ein neues Kapitel beginnen kann.
Staubig ist es in der Alten Post in Ostwig – nicht erst dann, wenn die Männer zum Werkzeug greifen, sondern inzwischen auch ganz ohne ihr Zutun. Seit September hat die ehrenamtliche Truppe ganze Arbeit geleistet.
Viel ist inzwischen nicht mehr übrig vom Inneren des Gebäudes. Blanke zerfressene Holzbalken im ehemaligen Gastraum. An jeder Ecke Schuttreste. Dort, wo einst der Billardtisch stand, klafft ein Loch in der Bodenplatte und gewährt Einsicht in den Keller. Und im Obergeschoss geben abgetragene Außenwände auch ganz ohne Fenster den Blick auf die gegenüberliegende Kirche frei.
In den alten Gemäuern ist in den vergangenen Monaten eine Menge Schweiß geflossen. „Klar hätten wir auch einen Bagger bestellen können“, sagt Peter Gödde, der als Zweiter Vorsitzender des Heimat- und Fördervereins gemeinsam mit Freiherr Carl Ferdinand von Lüninck die Arbeiten koordiniert. Anfangs habe man solche Überlegungen angestellt, sei dann aber wieder schnell davon abgekommen, als man erfahren habe, wie viel der Einsatz eines Baggers gekostet hätte.
Deswegen ist Handarbeit angesagt. Ehrenamtliche Handarbeit. Nach und nach lassen 30 Freiwillige (unter ihnen auch Anja Rose als einzige Frau) in ihrer Freizeit ganz langsam ein Stück Geschichte verschwinden - allerdings nur, um ein neues Kapitel beginnen zu können.
Denn: Wenn der ältere Gebäudeteil verschwunden ist, soll - wie bereits berichtet - der neuere hintere Teil denkmalgerecht wieder aufgebaut werden und einer gemeinschaftlichen Nutzung zugeführt werden. Ostwig wird ein Dorfhaus bekommen, von dem die ganze Bevölkerung profitieren soll.
Immer samstags rücken im Schnitt sieben bis acht der insgesamt 30 freiwilligen Helfer morgens um 10 Uhr in ihren Arbeitsklamotten an, um bis 13 Uhr zu schuften. Immer um Punkt 11 Uhr steht die Bäckerei Köster bei den Ehrenamtlern mit Kaffee und Kuchen auf der Matte, um ihnen die Maloche ein bisschen zu versüßen „Das ist schon eine tolle Sache“, sagt Peter Gödde.
Eile haben die Ostwiger mit dem Abriss der Alten Post zwar nicht. „Aber man muss sich selbst schon ein bisschen unter Druck setzen, damit das Ganze nicht irgendwann einschläft“, sagt Gödde. Momentan besteht diese Gefahr allerdings ganz und gar nicht. Im Gegenteil: „Mit dem Abtragen der Außenwände im Obergeschoss kann man jetzt ja auch von außen sehr gut sehen, was sich hier tut“, sagt der Heimat- und Fördervereinsvorsitzende Klaus Schmücker. Das sorge für einen Ruck im Dorf und zusätzliche Motivation.
Kein konkreter Zeitplan
Weil die Ostwiger keine Eile haben, gibt es auch keinen konkreten Zeitplan. „Es dauert so lange, wie es dauert“, sagt Peter Gödde und lacht. Während er sich mit der Frage nach dem „Wann“ schwer tut, ist die Frage nach dem „Wie“ kein Problem: Wenn Wände, Dach und Außenfassade des Gebäudes komplett abgetragen sind, werde sich ein Bagger die Bodenplatte und damit den Keller vorknöpfen.
„Ganz optimistisch geschätzt, könnte das etwa Ende des Jahres sein“, wagt Gödde dann doch eine vorsichtige Schätzung. „Danach müssen wir dann erst einmal mit einem Architekten das weitere Vorgehen besprechen und wollen uns eine kleine Verschnaufpause gönnen“, erklärt Gödde. Dann gehe es an den denkmalgerechten Aufbau des hinteren Gebäudeteils.
Alte Sirene soll einen Platz im Vorgarten bekommen
Der neuere Gebäudeteil der Alten Post, der denkmalgerecht wieder aufgebaut werden soll, stammt aus dem Jahre 1890. Der ältere Teil, der gerade abgerissen wird, ist von 1790.
20 000 Euro liegen für das Projekt auf einem Sonderkonto des Heimatvereins. Rund 8000 Euro sind bis jetzt für die Entsorgungskosten angefallen.
700 Euro waren bereits weg, bevor es überhaupt losgehen konnte. So viel hat die Abrissgenehmigung beim Hochsauerlandkreis gekostet.
Die alte Sirene auf dem Dach des Gebäudes soll auf jeden Fall erhalten bleiben. Sie könnte möglicherweise einen Platz im Vorgarten des neuen Dorfhauses bekommen.
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