Meschede. Immer weniger junge Menschen. Der Rektor der FH Meschede, Professor Claus Schuster, verrät, warum er trotzdem optimistisch in die Zukunft sieht.
Es gibt immer weniger junge Leute, die demografische Entwicklung macht sich bemerkbar. Und jetzt noch die Rückkehr zu G9 - das heißt im Jahr 2026 fehlt ein kompletter Abiturjahrgang an den Gymnasien. Keine Abiturienten - keine Studenten. Überspitzt gefragt: Müssen sich die Hochschulen um die Studierenden in Zukunft prügeln? Professor Dr. Claus Schuster, Rektor der Fachhochschule Südwestfalen, sieht der Entwicklung gelassen entgegen, sagt aber auch: „Der Wettbewerb um die Studierenden hat schon längst begonnen.“
Tiefster Stand mit 541 Studierenden
Vor 20 Jahren, im Wintersemester 1997/98, hatte Meschede insgesamt 710 Studierende.
Den Tiefstand gab es dann in
Meschede im Wintersemester 1999/2000 mit 541 eingeschriebenen Studierenden.
Zur Gründung der Fachhochschule Südwestfalen im Wintersemester 2001/02 waren es dann 563.
Heute studieren am Standort Meschede insgesamt 4945 Menschen.
Wie steht die Fachhochschule Meschede heute da?
Professor Dr. Claus Schuster: Bei uns studieren heute rund 5000 junge Menschen, Anfang 1999/2000 waren es mal nur 541. Wir haben heute einen tip-top ausgestatteten Campus, nicht nur was die Hülle, also die Gebäude angeht, auch die Labore. Und die Mitarbeiter kümmern sich wirklich um die Studierenden. Wir haben eine Dozenten- und Professoren-Riege am Start, die eher wie Jungunternehmer agieren als wie Beamte. Insgesamt sind wir als Fachhochschule Südwestfalen die drittgrößte Hochschule in NRW, nur eben verteilt auf fünf Standorte und können damit die Intimität einer kleinen Hochschule bieten. Ich mache mir keine Sorgen um die Zukunft.
Auch nicht, wenn Sie bedenken, dass es im Jahr 2025 der letzte G8er-Jahrgang Abi macht und es dann 2026 keine Abiturienten geben wird.
Nein, gar nicht. Ich traue den Demoskopen nicht. Auch vor dem doppelten Abiturjahrgang und den Problemen, die daraus erwachsen könnten, haben sie uns gewarnt. Tatsächlich hat sich der Ansturm dann auf mehrere Jahre verteilt, so dass er gut zu bewältigen war. Der doppelte Abiturjahrgang ist an den Hochschulen ausgefallen.
Und es kommen ja nicht nur Abiturienten zu ihnen?
Genau. Und nicht nur nordrhein-westfälische. Das wird genauso wenig ein Problem werden, wie der angesagte Bevölkerungsrückgang. Zum einen ist gerade Meschede in der berufsbegleitenden Ausbildung sehr weit vorn. Es studieren also bei uns Menschen, die schon im Beruf stehen oder gestanden haben. Und dann kommen immer mehr Studierende auch über berufliche Qualifikationen. Außerdem rechne ich damit, dass wir bis dahin auch von den jungen Zuwanderern profitieren, die bei uns studieren wollen genauso wie von den jungen Menschen aus der ganzen Welt, die die Qualität eines deutschen Studienabschlusses mittlerweile erkannt haben.
Früher waren die angelsächsischen Universitäten da sehr weit vorn?
Ja, aber mittlerweile haben viele Studierende erkannt, dass man da nur oben Geld reinwerfen muss, damit unten ein Diplom herauskommt. In Deutschland ist das anders. Da muss man dafür schon selbst was tun. Und lernt aber auch einiges. Wir haben mittlerweile einen hervorragenden Ruf zum Beispiel im ganzen asiatischen Raum. Die jungen Leute kommen gern. Mit einem Einwanderungsgesetz könnten wir den Zustrom auch für die Wirtschaft effektiv steuern.
Viele junge Sauerländer wollen nach dem Schulabschluss in die Großstadt.
Das sollen sie auch. Aber es gibt eben auch die anderen, die gern in der Region bleiben. Die es zu schätzen wissen, dass man hier leicht eine Wohnung findet und vom Flutlicht-Skifahren bis zum Schwimmen im Hennesee ein attraktives Umfeld hat. 50 Prozent unserer Studierenden kommen aus der Region, aber 50 Prozent eben auch von weiter her. Dabei helfen uns auch die attraktiven Studienangebote. Es gibt zum Beispiel Studierende, die nur wegen des Angebots „Entrepreneurship“ - also wie gründe ich ein Unternehmen, nach Meschede kommen. Viele wissen es auch zu schätzen, dass sie hier nicht in der Anonymität der Masse untergehen.
Aber Sie merken schon, dass der Wettbewerb härter geworden ist? Wie werben Sie für die Hochschule?
Wir bespielen die ganze Bandbreite der Marketing-Instrumente - von Facebook- und Internetauftritt über die Zeitung bis zum Besuch von Studien- und Berufsmessen. Viel läuft auch über Mund-zu-Mund-Propaganda. Wir klappern wie verrückt. Daneben bieten wir moderne Darstellungs-Formen wie den Science-Slam oder zuletzt den Gründerwettbewerb als Elevator Pitch. Aber wir arbeiten auch mit Schulen zusammen, bieten Kinder-Uni, Technik-AGs und Ferienkurse.
Ihre Prognose für die Studierendenzahl der nächsten Jahre in Meschede?
Es wird etwas weniger werden. Aber sicher nicht so wenig, wie wir schon mal hatten. Ich denke, dass sich die Zahl in Meschede so bei 4000 Studierenden einpendeln wird.