Meschede. . Norbert Kaczmarczyk ist 25 Mal mit Studenten im Rahmen der alljährlichen Wallfahrt gepilgert – jetzt hat er seine Erfahrungen aufgeschrieben.
Von Paris nach Chartres – insgesamt 25 Mal ist der ehemalige Mathematikprofessor der Fachhochschule Meschede Norbert Kaczmarczyk diese Strecke im Rahmen der alljährlichen Wallfahrt zusammen mit verschiedenen Studenten gepilgert. Mit diesen Erfahrungen im Hinterkopf hat der 78-Jährige jetzt das Buch „Auf der Straße der Fragen“ geschrieben, das von zwölf grundverschiedenen Menschen handelt, die miteinander genau diesen Weg gehen.
Sechs Jahre nachdem er nach Meschede gekommen war, 1976, ist Norbert Kaczmarczyk das erste Mal nach Chartres gepilgert. „Das Faszinierende am gemeinsamen Pilgern war für mich die gelebte ‚universitas et scolarium‘, das Zusammenleben von Studenten und Professoren, das es ja heute im Hochschulalltag kaum noch gibt“, erklärt er.
Gefühl der Gemeinschaft
„Das war jedes Mal ein großes Gefühl der Gemeinschaft“. Und diese Gemeinschaft war deutlich weniger homogen, als man sich die Teilnehmer einer christlichen Wallfahrt vielleicht vorstellt. „Für uns war das immer eine Veranstaltung, die nicht an eine bestimmte Religion gebunden war“, erzählt Norbert Kaczmarczyk, „da haben über die Jahre Atheisten und Muslime ebenso mitgemacht wie Protestanten und Katholiken.“ Diese Unterschiedlichkeit spiegelt sich auch in den verschiedenen Charakteren in seinem Buch wider.
Professor an der Ingenieurschule
Norbert Kaczmarczyk wurde 1939 in Lublinitz in Oberschlesien geboren.
Er studierte Nachrichtentechnik erst in Breslau und später in München, bevor er 1970 als Professor an die damalige Ingenieurschule Meschede kam.
Die zwölf Menschen kommen aus unterschiedlichen Ländern und Verhältnissen, sie haben verschiedene Sichtweisen auf das Leben und dessen Sinn und tauschen sich während des Pilgerns mitunter auch kontrovers darüber aus. Der Übergang zwischen selbst Erlebtem und frei Erfundenem sei dabei fließend, sagt Kaczmarczyk. Die Erfahrungen zu den Rahmenbedingungen des Pilgerns aber hat er selbst auf verschiedenen Wallfahrten, ob nach Chartres oder Santiago de Compostela, ob nach Tschenstochau oder zum Annaberg, gesammelt.
„Das Buch habe ich geschrieben, weil ich das Gefühl habe, dass heutzutage viel über Werte und Lebensinn gesprochen wird, es ist also sozusagen mein Beitrag zu dem Thema. Auch möchte ich gern mit diesem Buch die jetzt in Meschede Studierenden dazu begeistern, nach Chartres zu pilgern.“
Ein guter Aufhänger
Eine Pilgerfahrt sei seiner Meinung nach ein guter Aufhänger dafür, sagt der 78-Jährige. Denn: „Jeder Mensch verändert sich beim Pilgern. Man wird auf sich selbst zurückgeworfen, horcht mehr in sich hinein.“
Er selbst habe beim Schreiben einen Spruch im Hinterkopf gehabt, der groß auf einem der Poster zur Pilgerfahrt nach Chartres steht: „Einige sagen: Lebe das Unmögliche! Andere sagen: Wozu überhaupt leben? Und du, was sagst du?“
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