Ostwig. . Baum für Baby: Der Heimat- und Förderverein Ostwig greift nach jeder Geburt zu Hacke und Schüppe. Der erste Baum gehört dem kleinen Elias.
Während Dirk Brauns die Spitzhacke schwingt und mit jedem Schlag ein bisschen tiefer ins Erdreich eindringt, schläft die eigentliche Hauptperson lieblich auf dem Arm der Mama: In Ostwig wird ab sofort für jedes Neugeborene ein Baum gepflanzt. „Baum für Baby“ nennt der Heimat- und Förderverein seine Aktion.
Der erste Baum steht bereits: In dem Loch, das Dirk Brauns vom Heimat- und Förderverein gemeinsam mit Fabian Villmer am Ostwiger Sportplatz gebuddelt hat, wächst jetzt ein Spitzahorn. Gewidmet ist er dem kleinen Elias, der am 13. März um 1.04 Uhr das Licht der Welt erblickte und neben Schwesterchen Lena (3) der ganze Stolz von Madlen und Dennis Janowski ist.
Kritik als Denkanstoß
Nicht nur die Familie war bei der Anpflanzung des Premieren-Baums dabei, auch Ostwigs Ortsvorsteher Manfred Ramspott verfolgte das geschäftige Treiben am Sportplatz. Schließlich ist die originelle Aktion wichtig für Ostwig. Warum? Das erklärt Klaus Schmücker als Vorsitzender des Heimat- und Fördervereins: „Weil im Laufe der Jahre immer mehr Bäume aus dem Ortsbild verschwunden sind“, sagt er. Viele Menschen hätten keine Lust mehr auf die Arbeit, die große Bäume mit sich bringen. „Also wird leider oft zur Kettensäge gegriffen“.
Durch die Aktion soll Ostwig wieder grüner werden. Zuletzt hatte auch die Kommission des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ bemängelt, dass es im Ort zu wenig großkronige Bäume gebe. „Gemerkt haben wir das natürlich auch selber“, sagt Schmücker. Die Kritik habe aber nochmal einen Denkanstoß gegeben. Außerdem, so sagt der Vorsitzende des Heimat- und Fördervereins, sei die Aktion „Baum für Baby“ eine sehr schöne Gelegenheit, kleine Ostwiger Neubürger willkommen zu heißen.
Eine nachvollziehbare Entscheidung
Dabei können die Eltern des Neugeborenen selbst entscheiden, ob der Baum, den der Heimat- und Förderverein spendet, im eigenen Garten oder auf einer ausgesuchten öffentlichen Fläche angepflanzt wird. „Wenn der Baum in den eigenen Garten soll, wäre es natürlich schön, wenn es der Vorgarten wäre, damit er auch von allem gesehen wird“, sagt Schmücker.
Janowskis haben sich für die Anpflanzung am Sportplatz entschieden - aus einem nachvollziehbaren Grund: Nachdem Denis Janowski erst vor Kurzem elf Obstbäume gepflanzt hat, ist der Garten bereits voll. Er und seine Frau Madlen finden die Aktion des Heimat- und Fördervereins super. „Die Kinder können später zu dem Baum gehen und sagen, das ist meiner“, sagt Madlen Janowski.
Die beiden hatten sich bewusst einen Spitzahorn ausgesucht, weil die Lebenserwartung größer sei als etwa bei einem Apfelbaum, sagt Denis Janowski.
Der Ahorn wird - ebenso wie alle anderen Bäume, die der Heimat- und Förderverein im Rahmen der Aktion spendet, noch eine Plakette mit dem Namen und dem Geburtsdatum des Neugeborenen bekommen.
Alle Vereine beteiligen sich
Rund fünf bis zehn Bäume könnten so pro Jahr hinzukommen. Das ist jedenfalls die Zahl an Neugeborenen, die die Gemeindeverwaltung jährlich in Ostwig verzeichnet. Im vergangenen Jahr waren es zum Beispiel 8. „Aber wir hoffen ja, dass sich die Ostwiger durch unsere Aktion noch ein bisschen motivieren lassen“, sagt Dirk Brauns und lacht.
Das Geld für die Bäume (im Schnitt 50 Euro pro Stück) kommt übrigens aus den Erlösen der Ehrenamtskneipe „Kumm rin“. „Alle Vereine, die an der Ausschüttung beteiligt sind, haben sich bereit erklärt, zugunsten der Aktion auf einen Teil ihres Geldes zu verzichten“, erklärt Klaus Schmücker. Das sei nicht nur schön, sondern stelle das Projekt „Baum für Baby“ auch auf eine breite Basis.
Ohne Hilfe geht es nicht
Der Heimat- und Förderverein ist bei dem Projekt auf die Mithilfe der Ostwiger angewiesen.
Nachbarn, Verwandte oder eben die Eltern eines Neugeborenen sind aufgerufen, sich bei Dirk Brauns unter 02904/970970 zu melden und den Verein so über ein Neugeborenes zu informieren. Das gilt auch rückwirkend - also für alle Ostwiger Babys, die seit Januar 2018 das Licht der Welt erblickt haben.
Für das Projekt „Baum für Baby“ arbeitet der Heimat- und Förderverein mit Gartenbau Meschede in Nuttlar zusammen. Theresia Meschede unterstützt die Ostwiger in ihren Bemühungen. In der Regel können sich die Eltern aus mehreren Baumarten für eine entscheiden.
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