Meschede. . In Meschede gab es bisher keine Vorfälle mit Listenhunden. Trotzdem haben einige Menschen Angst vor den Tieren.
Lego rennt schwanzwedelnd über die Wiese und wälzt sich im vom Tau noch feuchten Gras. Wenn Daniela Hofer aus Meschede ihre zehnjährige Hündin ruft, kommt diese sofort.
Daniela Hofer ist Hundetrainerin, ihre Hunde gehorchen, trotzdem geht sie mit ihnen an Orten spazieren, an denen sie kaum andere Menschen trifft, denn Lego ist ein Bullterrier und zählt somit zu den Listenhunden. Sie ist lieb und gehorcht aufs Wort, aber einige Leute haben eben Angst vor ihr.
„Wenn ich in der Stadt spazieren gehe, wechseln die Leute schon mal die Straßenseite. Ich möchte nicht, dass die Menschen sich unwohl fühlen oder Angst haben, daher vermeide ich diese Situationen“, so Hofer.
Besondere Regeln
Vorfälle mit Listenhunden gab es laut Stadtsprecher Jörg Fröhling in Meschede bisher übrigens nicht. „Wenn etwas passiert ist, waren es meist andere Rassen, häufig größere Hunde über 40 Kilogramm“, so Fröhling. Gemeldet sind in Meschede zwei so genannte „Gefährliche Hunde“ nach Paragraf 3 des Landeshundegesetzes, dazu zählen die Rassen Pitbull Terrier, American Staffordshire Terrier, Staffordshire Bullterrier und Bullterrier.
Außerdem sind acht Hunde gemeldet, die unter Paragraf 10 „Bestimmte Rassen“ fallen. Für diese Hunde gelten besondere Regeln, zum Beispiel muss eine Sachkundeprüfung und eine Verhaltensprüfung zur Befreiung von der Anlein- und Maulkorbpflicht absolviert werden.
Maulkorb trotz Befreiung
Daniela Hofer hat mir ihrer Hündin beides absolviert. Trotzdem muss sie Auflagen erfüllen, so darf sie zum Beispiel nie mit Lego und ihrem zweiten Hund Motz, einem Miniatur-Bullterrier, der nicht zu den Listenhunden gehört, gleichzeitig spazieren gehen. In der Stadt Meschede, an Kindergärten, in Hausfluren und an anderen belebten Plätzen muss Lego trotz Befreiung einen Maulkorb tragen.
Die Diskussion um die so genannten Kampfhunde hat jetzt der Fall des Staffordshire-Terrier-Mischlings Chico in Medien und Öffentlichkeit wieder angefacht.
Das Tier hatte seine Besitzer in der Wohnung totgebissen. Chico wurde später eingeschläfert. Daniela Hofer macht der Fall betroffen, aber auch traurig und ein wenig wütend. Für sie steht fest: „Den Hund trifft nicht die Schuld. Es sind immer die Besitzer und die Vorgeschichte eines Hundes, die ihn gefährlich machen und das unabhängig von seiner Rasse.“
In Chicos Fall hatten Nachbarn und eine Hundetrainerin schon vor Jahren darauf hingewiesen, dass das Tier in einem Zwinger in der Wohnung gehalten werde, nicht ausreichend Bewegung bekomme und auf dem Balkon seine Geschäfte verrichten müsse.
Enger Kontakt zum Menschen
Vor Ort konnte der eingeschaltete Tierschutzverein dann aber keine Probleme feststellen. „Das ist natürlich fatal, gerade Kampfhunde sind Rassen, die engen Kontakt zum Menschen und viel Bewegung brauchen. Chico wurde vollkommen falsch gehalten. So entsteht Aggressivität bei einem Tier, es kann eben nicht sprechen und sich nicht anders ausdrücken“, so Hofer.
Bullterrier-Hündin in Schule im Einsatz
Die mittlerweile zehnjährige Bullterrierhündin Lego wurde in einem Lippstädter Gymnasium sogar im Unterricht eingesetzt.
Am Beispiel von Lego und dem sogenannten Clickertraining konnten die Schüler etwas über die klassische Konditionierung lernen und real sehen wie diese funktioniert.
Eingeschläfert hätte die Hundetrainerin Chico nicht: „Ich finde, er hätte die Chance verdient gehabt, endlich Hund sein zu dürfen, zum Beispiel auf einem speziell für Hunde mit Beißvorfällen eingerichteten Gnadenhof.“ Einer Vermittlung des Hundes an Privatleute hätte aber auch die Meschederin nicht zugestimmt: „Dazu wurde bei Kampfhund Chico einfach zu viel falsch gemacht.“
Ursprung des Begriffs
Der Begriff Kampfhund impliziert für viele von vornherein etwas Böses, auch weil er immer wieder verwendet wird, sobald es zu Hunde-Angriffen kommt. Expertin Daniela Hofer, die sich aktiv im Tierschutzverein Bullterrier in Not engagiert, aber verweist auf den Ursprung des Begriffs: „Schon vor ganz vielen Jahren wurden besonders große Hunde als Kriegs- und Kampfhunde eingesetzt. Griechische Armeen beispielsweise sandten ihren Kriegern Kriegshunde voraus, die das gegnerische Feuer auf sich ziehen oder den Feind aufspüren sollten. Die Tiere arbeiteten eng mit dem Menschen zusammen und ließen für ihn das eigene Leben, daher brauchen sie auch heute noch den engen Bezug zum Menschen.“
Jede Rasse ist anders
Kaum hat Daniela Hofer den Satz ausgesprochen, schmiegt sich Bullterrier-Hündin Lego wie zum Beweis an ihre Beine und wartet auf eine Streicheleinheit. „Bullterrier sind tolle Hunde, sie sind Familienhunde und kinderlieb, kleine Clowns und haben äußerst kreative Ideen sich liebevoll in den Mittelpunkt zu drängen“, erklärt Hofer. Das wichtigste sei, dass man seinen Hund kennt, einschätzen und vor allem seine Körpersprache lesen kann: „Bevor man sich einen Hund anschafft, sollte man sich genau über die Rasse informieren, denn jede Hunderasse ist anders und hat andere Bedürfnisse.“
Daniela Hofer legt jedem Halter ans Herz, eine Hundeschule zu besuchen - nicht nur bei Kampfhunden. „Es ist wichtig, die Tiere schon als Welpen gut zu sozialisieren, wenn sie in dieser Zeit nicht lernen mit bestimmten Situationen, Artgenossen und unterschiedlichen Menschen umzugehen, sind sie auch nicht in der Lage später souverän damit umzugehen. Der Hund muss eben auch bestimmte Benimmregeln lernen.“
Lego ist abrufbar
So ist es Daniela Hofer besonders wichtig, dass ihre Hunde jederzeit abrufbar sind. Und das funktioniert: Egal, wie weit Lego entfernt ist, oder in welche Richtung sie gerade rennt oder welche Ablenkung vor ihr lockt, sobald Hofer das Signal ruft, macht Lego auf der Stelle kehrt und läuft ihrem Frauchen.
Daniela Hofer beobachtet ihre Tiere genau: „Es liegt in unsere Verantwortung, den Hund führen und einschätzen zu können. Ein Hund kann sich immer nur verhalten wie ein Hund. Den Hund trifft am Ende nie die Schuld.“
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