Meschede. . Junge Familien scheuen sich, bei den Ämtern zu fragen. Das sei falsch, betonen die Vertreter in unserer Abschlussrunde: „Wir helfen gern.“
Junge Eltern brauchen besonders eines: Informationen. Viele Mütter und Väter bemängeln aber, dass ihnen genau das in Meschede fehlt. Wir haben uns zum Abschluss unsere Serie „Was brauchen junge Familien?“ mit Vertretern von Stadt und Kreis sowie Eltern und Hebammen zusammengesetzt und über die wichtigsten Themen, die junge Familien in Meschede betreffen, diskutiert. Dabei stand auch die Frage im Mittelpunkt wie die Stadt junge Eltern nach Schließung der Geburtsstation erreichen kann. Herausgekommen ist auch ein Appell an die Eltern.
Informationen
Wenn das Baby auf der Welt ist, kommen bei den Eltern häufig viele Fragen auf, zum Beispiel, welche Angebote es vor Ort für die Kleinsten gibt. Michael Clemens vom Mescheder Jugendamt kennt das, er sagt: „Junge Eltern, die Informationen brauchen, können sich jederzeit telefonisch oder persönlich an uns wenden.“
Gisela Bartsch nickt zustimmend. Die Leiterin des Fachbereichs Generationen, Bildung, Freizeit der Stadt Meschede betont: „Ich fordere die jungen Eltern auf, sich mit allen Fragen an uns bei der Stadt oder ans Jugendamt zu wenden.“ Bartsch zeigte sich verblüfft, als Sozialpädagogin Nicole Paul, die selbst drei Kinder hat, sagte, dass sich viele Eltern nicht trauen, sich mit Fragen an Stadt oder Jugendamt zu wenden. „Bei der Stadt anzurufen kann eine Hemmschwelle sein, wenn es um Erziehungsfragen geht“, so Paul.
Bartsch appelliert an die Eltern: „Melden Sie sich bei uns. Es gibt keine dummen Fragen“. Die Stadt-Mitarbeiterin verweist zusätzlich auf den Familienatlas Kinderbetreuung der Stadt. „Darin sind neben weiteren Infos Spiel- und Krabbelgruppen in Meschede aufgeführt“, sagt Bartsch.
Hebamme Kerstin Bigge weist darauf hin, dass junge Eltern Informationen aber auch niedrigschwelliger erhalten können: „Viele werden durch Hebammen betreut. Wir geben auch viele Tipps und können darüber informieren, welche Angebote es vor Ort gibt.“
Willkommenspaket
Mit Schließung der Geburtsstation in Meschede hat die Stadt es schwerer, junge Eltern zu erreichen. Früher wurde dort das Willkommenspaket ausgegeben. Seit die Station geschlossen ist, ist das schwieriger geworden. „Ich habe seitdem hier in Meschede nichts mehr von einem Willkommenspaket gehört“, sagt Sozialpädagogin Nicole Paul. Hebamme Kerstin Bigge widerspricht: „Es gibt das Willkommenspaket noch in Form einer Büchertasche, ich verteile es in meiner Hebammenpraxis an die Mütter.“ Darin enthalten sind Informationsbroschüren für Eltern. Das bestätigt auch Gisela Bartsch: „Das Begrüßungspaket ist nicht weggefallen, wir versuchen es jetzt nur anders zu verteilen, über Hebammen und Ärzte.“ Nicole Paul berichtet, dass es zum Beispiel in Winterberg ein Willkommenpaket gibt, mit dem junge Eltern Vergünstigungen in der Stadt bekommen. „Sie dürfen zum Beispiel ein Jahr frei in der Innenstadt parken.“ Gisela Bartsch entgegnet, dass Winterberg viel kleiner sei und so etwas dort einfacher zu organisieren sei als in einer größeren Stadt wie Meschede.
Ansprechpartner vor Ort
Für junge und besonders für zugezogene Familien ist es wichtig, einen Ansprechpartner vor Ort zu haben. Dem stimmt auch Sandra Salmen zu. Sie arbeitet für das Kreis-Jugendamt und das Netzwerk Frühe Hilfen. „Das persönliche Gespräch mit den jungen Eltern ist am wichtigsten“, so Salmen. „Wir vom Netzwerk Frühe Hilfen wollen jeden Tag einen Ansprechpartner am Arnsberger Krankenhaus haben, der dort schaut, wo jemand herkommt und dann weiter an Ansprechpartner vor Ort vermittelt“, so Salmen. Der Plan sei dort eine feste Stelle zu installieren. „Im Moment ist das aber noch Zukunftsmusik“, so Salmen.
Infoabende zum Elterngeld
Das Elterngeld ist mittlerweile ziemlich kompliziert geworden. Wie im Laufe unsere Serie klar wurde, wünschen sich viele Eltern bessere Informationen zu dem Thema. Michael Clemens vom Jugendamt möchte auf diesen Wunsch eingehen: „Wir haben schon in anderen Städten Informationsabende zum Elterngeld angeboten, das können wir, wenn der Bedarf da ist, auch in Meschede organisieren“, so Clemens.
Kindertagespflege
Ulrike Schäfer ist Tagesmutter. Sie ist überzeugt, dass für die ganz kleinen Kinder eine Tagesmutter geeigneter ist als ein Kita-Platz. Das Problem: Wenn das Kind dann drei ist, wird es schwieriger einen Kita-Platz zu bekommen, so entstehe Druck, die Kinder früher dort anzumelden. Michael Clemens vom Jugendamt kennt das Problem. Er appelliert an die Einrichtungen, keinen Druck auf die Elten auszuüben. „Eltern fühlen sich dann verpflichtet früher in die Kita zu wechseln, obwohl es für das Kind besser gewesen wäre, noch bei der Tagesmutter zu bleiben.“
Appelle an Firmen
Ein weiterer Appell geht an die heimischen Firmen: „Unsere Unternehmen müssen noch familienfreundlicher werden. Wir brauchen die gut qualifizierten Mütter.“ Dabei fordert er die Unternehmen auf, stärker auf die Wünsche der Mütter einzugehen und familienfreundliche Arbeitszeiten zu bieten. Auch Väter hätten Angst einen schlechteren Stand im Job zu haben, wenn sie die Elternzeit nehmen.
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