Meschede. . Nach 44 Jahren schließt Eva’s Modeladen in Meschede. Günter Schulte zieht Bilanz - und rät dazu, Autos in der Innenstadt nicht zu verteufeln.

Eva’s Modeladen hat international bekannte Mode nach Meschede gebracht. Nach 44 Jahren ist jetzt Schluss. Das Geschäft im Rebell schließt Ende April. Eine Rückkehr nach Meschede ist aber nicht ausgeschlossen, sagt Günter Schulte.

Was war der Grund, ausgerechnet jetzt das Geschäft zu schließen?

Der Umsatz in den letzten vier, fünf Jahren ist um 30 Prozent gesunken. Dieser Hype auf Spitzenmode, die wir anbieten, ist leider abgeebbt. Die Leute kaufen inzwischen ihre Mode breit gestreut, je nach Geldbeutel. Und wir haben über Jahre beobachtet, wie sich Meschede entwickelt. Leider hat sich kaum etwas getan. Wir warten in Ruhe ab, wie sich die Laufwege durch den neuen Henne-Ruhr-Markt ergeben. Wenn wir wissen, wo die Ströme an Besuchern künftig verlaufen, können wir reagieren.

Rückkehr nicht ausgeschlossen

Sie schließen eine Rückkehr also nicht aus?

Nein. Unser Sohn Alexander als Inhaber ist jung und hat noch Pläne. Im Moment haben wir hier in Meschede im Rebell aber das Gefühl: Das ist nicht mehr die Lage, die wir brauchen. Eine Rückkehr könnte stattfinden, wenn wir wieder das Gefühl haben, die Stadt hat etwas bewegt. Nur Pflastersteine in der Fußgängerzone zu erneuern, wie es jetzt geplant ist, wird aber nicht die nötige zusätzliche Frequenz erhöhen, fürchte ich. Die Lage mit dem Wasser ringsum ist doch optimal. Aber eigentlich sieht man nur Leute dort sitzen, wenn es heiß ist. Das ist zu wenig.

Wie nehmen Sie Meschede wahr?

Die Stadt ist entzerrt worden. Die Leute fahren nach Enste und in den Schwarzen Bruch. Das wird akzeptiert, als wäre es der Stadtkern. Die Leute fahren einerseits Auto, aber andererseits wird in Meschede das Auto verteufelt. Es gibt Untersuchungen unserer Branche, wonach Menschen, die zu Fuß in die Stadt gehen, im Schnitt 3,50 Euro ausgeben. Fahrradfahrer geben 4,90 Euro aus. Autofahrer aber 49 Euro. Und ausgerechnet die werden aus der Stadt gedrängt.

„Der Mensch ist mobil“

Autos gehören für Sie in die Stadt?

Natürlich. Sie können anderswo überall mit dem Auto hinfahren, wenn Sie etwas brauchen. Wenn Sie aber in der Innenstadt einkaufen wollen, kriegen Sie keinen Parkplatz – ein leidiges Problem. Das Auto ist doch nicht ein Feind! Es bricht ein neues Auto-Zeitalter an mit den umweltfreundlichen E-Autos. Der Mensch ist mobil und will es bequem haben. Ich würde deshalb raten, die Ruhrstraße teilweise als Fußgängerzone zu belassen, aber als Einbahnstraße auch eine Spur für Autos frei zu halten und Einstellplätze zu schaffen. Dann kommen wieder Kunden in die Stadt und kaufen ein.

Eigentümer zögern bei Investitionen

Läuft etwas falsch mit den Geschäften?

Eher mit den Immobilien. Die sind überall zu klein für moderne Geschäfte. Die Firmen wollen viele Menschen ansprechen und viel zeigen. Dafür braucht es Fläche. Und wenn ich ein 800 Quadratmeter großes Geschäft eröffnen möchte: Wo könnte ich das denn? Sie kommen nicht an gegen die grüne Wiese: Dort fährt man hin, man hat Parkplätze, alles ist ebenerdig. Die Struktur der meisten Geschäfte hier ist einfach zu alt. Die Immobiliensituation ist wie vor 30 Jahren. Die Hauseigentümer waren früher Poalbürger, die haben auch selber noch darin verkauft. Aber die nächste Generation hat sich gesagt, warum soll ich von einem kleinen Geschäft mit 80 Quadratmetern leben? Dann lebe ich lieber von den 5000, 6000, 7000 Euro netto an Miete. Aber bei den Investitionen wird gezögert. Die Geschäfte müssten aufpoliert werden. Mancherorts ist seit 30 Jahren nicht mal ein Pinsel in die Hand genommen worden.

„Dresscode ist ganz anders geworden“

Was hat sich in Ihrer Branche geändert?

Wir haben Stammkunden, die sind seit 40 Jahren bei uns. Die sind alt geworden, so wie wir auch alt geworden sind. Viele sind jetzt in dem Alter, wo sie für Mode nicht mehr das Interesse haben. Die Jüngeren kaufen im Internet ein oder fahren dafür nach Dortmund. Heute ist die Mode auch nicht mehr so interessant für die Menschen. Der Dresscode ist ganz anders geworden. Die Älteren haben früher noch mehr Einladungen ausgesprochen, das war alles elitärer. Mode war noch etwas Besonderes.

Was erwarten Sie vom Henne-Ruhr-Markt?

Keine Frage, der ist erst einmal eine Bereicherung. Die Kunden werden das Angebot genau prüfen. Aber ich glaube, der Mode-Anteil in dem Markt ist zu groß. H&M wird für den Moment ein Zugpferd sein. Primark wäre als Marke für Meschede ein Gewinn. Das wollen die jungen Leute: Die verlangen keine Qualität, sondern wollen moderne Kleidung und immer wieder was Neues.

>>>HINTERGRUND<<<

Eva’s Modeladen ist 1974 in Meschede eröffnet worden, spezialisiert auf internationale Mode. Das erste Geschäft war in der Zeughausstraße (in den Räumen, in denen vorher Teskas Hänschen Obst und Gemüse verkaufte – ältere Mescheder werden sich erinnern). In den 90er Jahren folgte der Umzug ins Rebell.

1974 wurde auch in Neheim ein Geschäft eröffnet, damals noch als Filiale. Heute ist es das Hauptgeschäft.

Das Gebäude im Rebell steht bei einem örtlichen Geldinstitut inzwischen zum Verkauf: Für 629 000 Euro.

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