Ramsbeck. Friederica Ihling leitet seit zwei Monaten das Ramsbecker Bergbaumuseum. Im Interview berichtet sie über ihre ersten Erfahrungen:

Von Friedrichshafen am Bodensee ging es für Friederica Ihling vor zwei Monaten nach Ramsbeck im Sauerland: Bergbaumuseum statt Zeppelin-Museum, unter Tage statt über der Luft. Nach einem halben Jahr Vakanz hat das Ramsbecker Museum damit eine neue Leitung. Wie sich die gebürtige Wittenerin eingelebt, wie sich ihr Job verändert und welche Pläne sie für das Museum hat, berichtet die 35-Jährige im Gespräch.

Nach neun Jahren Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Friedrichshafener Zeppelin-Museum haben Sie im Sauerland einen Neuanfang gewagt. Haben Sie sich gut eingelebt?

Friederica Ihling: Im Bergbaumuseum fühle ich mich sehr wohl und kann auf eine gute, eingeschworene Mannschaft setzen – das hat mir sehr geholfen in der Startzeit. Zunächst geschieht natürlich viel Neues: Leute kennenlernen, sich in der Gegend orientieren, inhaltlich mit dem neuen Museum beschäftigen und generell erst einmal überall einen Überblick verschaffen. Aber dann wird man auch schnell in das Tagesgeschäft eingespannt. Trotzdem haben sich die Unterlagen auf meinem Schreibtisch noch nicht gestapelt in der Vakanz; das Museum wurde strukturiert weitergeführt.

Gemeinde Bestwig und Kreis tragen Gesellschaft

Friederica Ihling, die in Bochum Geschichte und Germanistik studiert hat, folgt in der Leitung des Museums auf Dr. Sven-Hinrich Siemers, der jetzt das Stadtmuseum Parchim in Mecklenburg-Vorpommern leitet.

Das Sauerländer Besucherbergwerk zählt mit zuletzt rund 56 000 Besuchern im Jahr zu den besucherstärksten Museen in Nordrhein-Westfalen.

Der Träger des Besucherbergwerks in Ramsbeck ist eine GmbH. Ihre beiden alleinigen Gesellschafter sind die Gemeinde Bestwig und der Hochsauerlandkreis.

Wie hat sich Ihr Aufgabenbereich verändert?

Das Gebiet ist nun breiter gefächert und umfasst den gesamten Strauß der Museumsarbeit: Verwaltung, Personal, Finanzen, Marketing. In meiner vorherigen Tätigkeit habe ich primär die Ausstellungen und Sammlungen wissenschaftlich-inhaltlich betreut. In diesem Bereich sehe ich auch in Ramsbeck viel Potential und Gestaltungsspielraum. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung, der bereits angestoßen wurde, ist der Aufbau einer Sammlungsdatenbank und die Digitalisierung der Sammlung.

Warum haben Sie sich für das Bergbaumuseum entschieden?

Ich habe eine Möglichkeit gesucht, mich weiterzuentwickeln – nach neun Jahren war das eine gute Gelegenheit. Mit dem Sauerland und dem Bergbaumuseum verbinde ich noch einige positive Erinnerungen aus meiner Kindheit, vom Ruhrgebiet aus haben sich hierhin Ferienausflüge einfach angeboten. Bergbau und Industrie haben als Kind des Ruhgebietes noch einmal einen besonderen Anreiz für mich. Dieses Haus mit einem großen Entwicklungspotential in die Zukunft zu führen ist für mich eine tolle Aufgabe. Mit so einer tollen Stelle auf meine bisherige Tätigkeit aufbauen zu können, ist natürlich fast wie ein Sechser im Lotto (lacht).

Was ist der besondere Reiz in Ramsbeck?

Mein grundsätzliches Interesse an der Museumsarbeit hat sich insbesondere aus zweierlei Gründen ergeben: zum einen strahlen die Ausstellungsstücke, die ja wirklich Originale sind, eine besondere Aura aus. Es ist doch unheimlich wichtig so etwas zu erhalten, zu bewahren und zu erforschen. Zum anderen ist es mir ein Anliegen, wissenschaftliche Erkenntnisse an eine breite Öffentlichkeit zu tragen und erlebbar zu machen.

Hat sich in den ersten zwei Monaten Ihrer Tätigkeit im Sauerländer Besucherbergwerk bereits etwas verändert? Gibt es vielleicht schon konkrete Pläne?

Ich denke, es wäre verfehlt, nach so einer kurzen Zeit bereits alles in Frage zu stellen. Es geht jetzt so langsam los, Baustellen zu erkennen und einen Fahrplan zu erstellen. Große Veränderungen sollte man nicht überstürzen, blinder Aktionismus ist nicht zielführend. Konkretere Ideen haben sich aber schon im Bereich der Bildung und Vermittlung mit der Konzeption von Angeboten für Familien und Schulklasse und zur Aktualisierung der Homepage ergeben. Der Wunsch, das Museum weiterzuentwickeln und etwas zu verändern ist da. Die Möglichkeiten und Spielräume sind aber verständlicherweise ressourcenbedingt begrenzt und einige dicke Bretter müssen gebohrt werden – das schockt mich aber nicht.

Können Sie zum Abschluss noch Ihr Highlight des Museums verraten?

Bisher habe ich das Museum natürlich noch eher aus der Brille des klassischen Besuchers kennengelernt. Da steht die Grubeneinfahrt ganz oben auf meiner Liste: für mich einfach total spannend. Zudem beeindrucken mich auch immer wieder die ganz alten Exponate aus den frühen Anfängen des Bergbaus: etwa ein Spurnagelhunt oder eine Erztrage.

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