Eversberg. . In Eversberg gibt es den August-Pieper-Platz, benannt nach einem Priester aus dem Ort. Forschungen zeigen jetzt: Er stand dem NS-Regime nahe.
Der gebürtige Eversberger Dr. August Pieper ist jemand, der als ehrbarer Priester gilt. Nach dem Theologen und katholischen Sozialpolitiker (1866 - 1942) ist ein Platz im Zentrum der alten Bergstadt benannt. Nun hat der Historiker Werner Neuhaus aus Sundern den Nachlass des Prälaten erforscht.
Er kommt zu einem brisanten Ergebnis: Pieper hat demnach dem Nationalsozialismus viel näher gestanden als bislang angenommen. In der katholischen Kirche werden Konsequenzen angekündigt.
Nicht nur in Eversberg, auch in Aachen ist der Name August Pieper verewigt: Das Haus der Bischöflichen Akademie ist nach ihm benannt. Von einem „mutigen Sozialreformer und Generaldirektor des Volksvereins für das Katholische Deutschland“ ist in der Beschreibung die Rede.
Jetzt gibt es große Zweifel, dass der Name bleibt. Zwei Tage haben Historiker, Theologen und Kirchenleute zuletzt über die Ergebnisse aus dem Nachlass von Dr. August Pieper diskutiert. Sie sind sich einig: Nach 1933 sei das Bild des gebürtigen Sauerländers „nur noch braun geprägt.“
Offene Sympathien gezeigt
Habe der Priester anfangs noch vor dem NS-Regime gewarnt, habe er ab dem Zeitpunkt offene Sympathien gezeigt: Er begrüßte demnach das so genannte Ermächtigungsgesetz von 1933 , die Zerstörung der parlamentarischen Demokratie bezeichnete er als „gewaltigen Fortschritt“, der „nur durch eine Diktatur herbeigeführt werden konnte“.
Empfang zum 70. Geburtstag
Nach den Recherchen des Historikers Neuhaus sagte Pieper bei einem Empfang zu seinem 70. Geburtstag: „Wer der NS-Regierung in die Suppe spuckt oder Knüppel zwischen die Beine wirft, der handelt als Verräter an seinem notleidenden Volke.“
Die Reaktionen darauf: „Früher oder später müssen wir uns von dem Namen verabschieden“, wird der Direktor der August-Pieper-Akademie in Aachen, Karl Allgaier, von der Aachen Zeitung zitiert. Letztlich müsste das Bistum entscheiden, ob das Haus umbenannt werde.
Allgaier rät in dem Gespräch vor „übereilten Konsequenzen“ ab, ähnliche Stimmen hatte es auch auf der zweitägigen Tagung zum Thema gegeben. Historiker Neuhaus, er studierte Geschichte in Münster und Sheffield und arbeitete als Lehrer am Städtischen Gymnasium in Sundern - kündigt zudem weitere Forschungen an.
Forschungen aufarbeiten
Was bedeuten diese Entwicklungen für Eversberg, speziell für den Dr.-August-Pieper-Platz im Ort? Zunächst einmal habe man die Ergebnisse „zur Kenntnis genommen“, sagt Ortsvorsteher Willi Raulf. Auch er möchte keinen Aktionismus: Bislang sei Piepers Verhältnis zum Nationalsozialismus kein Thema gewesen, jetzt nach 80 Jahren gebe es plötzlich neue Forschungen.
„Da ist es schwierig, spontan zu reagieren.“ Es sei bedauerlich, dass das Bild Piepers, „was wir bisher hatten, offenbar nicht vollständig und verzerrt war.“ Der gebürtige Eversberger sei bisher bekannt dafür gewesen, die christliche Soziallehre geprägt und sich weitsichtig für die Beteiligung der Arbeitnehmer am Kapital eingesetzt zu haben. Gemeinsam mit dem Heimatmuseumsverein Eversberg und dem Bergstadt-Verein wolle man die Forschungen aufarbeiten.
>>> Zum Leben August Piepers
August Pieper wurde am 4. März 1866 in Eversberg geboren. Er war das erste von dreizehn Kindern einer Ackerbürgerfamilie.
Nach dem Studium legte er eine Promotion in Theologie und Philosophie ab. Nach 1890 widmete er sich in Bochum und Mönchengladbach als Kaplan vor allem der Seelsorge der Arbeiterbevölkerung.
Pieper starb 1942 in Paderborn.
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